Tag 19 – Ein Buch, das du schon immer lesen wolltest

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Schon im Zusammenhang mit dem Projekt, das sich gerade dem Pynchon widmet, kamen von meiner Seite einige Bücher auf, die ich gerne einmal lesen möchte, deren Erschließung ich aber aus – meist konditionellen – Gründen (noch) nicht geschafft habe. Mit dem Pynchon tue mich nun wirklich sehr schwer und ich gebe zerknirscht zu, dass er sich mittlerweile am unteren Ende der zu lesen wollenden Bücher befindet. Ich bin momentan schlicht überfordert von der Bilderflut, den vielen Handlungssträngen und der männlichen Sprache.

Aber es gibt natürlich auch ein Buch, das ganz oben steht, das sogar mit Abstand die Liste anführt: Es ist Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust und tatsächlich war es dann auch Jochen Schmidt, der diese Begehrlichkeit in mir weckte, als er – wie schon so manches Mal von mir erwähnt – seinerzeit das Werk las und darüber schrieb. Im Antiquariat fiel mir kurze Zeit später eine gebundene Ausgabe des Recherche-Fragments Eine Liebe von Swann in die Hände, welches ich verschlang und daraufhin den lilafarbenen Taschenbuch-Schuber mit allen Bänden darin erstand.

Leider scheiterte ich bezüglich des Lesens gleich mehrfach an der Kirche Combrays, die bereits im ersten Buch über gefühlt hundert Seiten hinweg beschrieben wird. Meine Güte! hätte ich gerne ausgerufen, wenn ich in der U-Bahn sitzend fünf Mal hintereinander die gleiche Seite gelesen und währenddessen vor lauter Langeweile an viele andere Dinge gedacht und die Worte Prousts bereits wieder vergessen hatte.

In einer der letzten Freitag-Ausgaben wurde nun gleich eine Doppelseite einem Hörbuch gewidmet: Peter Matić, unter anderem Synchronsprecher von Ben Kingsley, hat mittlerweile den gesamten Proust eingelesen.
In den Kommentaren hierzu wurde moniert, dass dies bereits andere Sprecher getan haben und der verärgerte Mensch kritisierte zudem die "maniriert-betulichen Lesart des austriakisch näselnden Peter Matić".
Um gleich Eines zu klären: Ich erhalte kein Geld für diesen Text und leiste keine Lobbyarbeit. Ich bin lediglich begeistert von der Art und Weise wie das Buch eingelesen wurde. Ich lausche Matić, wenn ich Straßenbahn fahre, wenn ich draußen umhergehe und ich höre ihm zu vorm Einschlafen. Die oben genannte Stelle mit der Kirche habe ich längst passiert. Ich bin begeistert! Und dabei bin ich nicht einmal jemand, die gerne mit Hörbüchern hantiert und deshalb umso glücklicher, dass ich jetzt offenbar einen Weg gefunden habe, mir nun erst einmal so die Recherche zu erschließen. Dass noch so viel vor mir liegt, schreckt mich nicht ab, sondern verursacht im Gegenteil große Vorfreude und beruhigt mich auch ein wenig, denn immerhin habe ich die Gewissheit, mich noch lange in der Welt von Proust und Matić aufhalten zu dürfen.

Der Leichtigkeit und dem Bedürfnis nach Hintergrundwissen ist es geschuldet, dass ich aber auch noch ein echtes Buch in meiner Tasche mit mir umhertrage: Wie Proust Ihr Leben verändern kann von Alain de Botton, das Einblicke gibt in das Leben des Autors und unter anderem wichtige Fragen wie diese beantwortet:

Wie man das Leben heute liebt
Wie man richtig liest
Wie man sich Zeit nimmt
Wie man erfolgreich leidet
Wie man seinen Gefühlen Ausdruck verleiht
Wie man Freundschaften pflegt
Wie man sehen lernt
Wie man in der Liebe glücklich wird
Wie man ein Buch aus der Hand legt

Toll, nicht wahr? Die einzige Nebenerscheinung, die ich seit dem ganzen Geprouste ein wenig habe, ist die Zunahme meiner inneren Verschwurbeltheit. Aber nunja..

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Maike Hank

Die Eulen sind nicht, was sie scheinen.

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