Tag 3 – Dein Lieblingsbuch

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So wie ich keinen Lieblingsfilm und kein Lieblingsmusikstück habe, gibt es für mich auch kein Lieblingsbuch. In unterschiedlichen Lebensphasen fühle ich mich von verschiedensten Büchern angesprochen und vor allem berührt, und die Fülle der geliebten Bücher nimmt immer mal wieder zu und ab – denn bei vielen bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob sie mir heute noch gefielen, manche erscheinen mir rücklickend weitaus weniger bedeutsam.

So stand ich in Vorbereitung auf den heutigen Tag gestern Abend sehr lange vor meinen Regalen, griff immer mal wieder ein Buch heraus – um es sofort wieder zurück zu stellen, täte ich den restlichen Büchern doch Unrecht nun ausgerechnet ebendies Eine hier zu benennen.

Meine Wahl fiel letzendlich auf zwei Bücher. Tiere Essen von Jonathan Foer und Zehn Wahrheiten von Miranda July.

Foer deswegen, weil Tiere Essen mein alltägliches Leben ganz direkt beeinflusst hat wie kein anderes Buch und diese Erfahrung noch recht frisch ist.

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Auf Miranda July wurde ich aufmerksam, als ich ihren Film You And Me And Everyone Else We Know sah, in dem sie auch die Hauptrolle spielt. Wie so viele Filme handelt er von der Liebe zwischen unterschiedlichen Menschen – aber er ist voller nicht schon hundertmal gesehener Details und eine Verneigung vor den uns oftmals lächerlich erscheinenden Gefühlen sowie den damit einhergehenden Handlungen und Entscheidungen. Der Film gewann neben anderen Preisen auch die Caméra d'Or in Cannes.

Später fand ich das Mitmachprojekt Learning to love you more, das sie gemeinsam mit zwei anderen Künstler betrieb und wo nach und nach Aufgaben online gestellt wurden, die die Besucher der Seite umsetzen konnten, um das Ergebnis anschließend einzureichen und mit einer Veröffentlichung Teil des Projekts zu werden. Die Aufgaben waren meist verspielt und irgendwie auch therapeutisch – der Titel ist also keineswegs nur eine Phrase.

2008 erschien Julys Kurzgeschichtensammlung No One Belongs Here More Than You. Der Titel spiegelt die Leichtigkeit all ihrer Arbeiten und Geschichten wieder und ich finde es ein wenig schade, dass die deutsche Ausgabe so ganz anders heißt: Zehn Wahrheiten lautet der Band mit den 16 Geschichten und führt den Käufer so auch noch ein wenig in die Irre. Das Buch ist voller eigenartiger Menschen, die oftmals sonderbar agieren und mich tief berührten ohne pathetisch zu sein. Als ich das Buch gestern aus dem Regal nahm, wusste ich, dass es zwar nicht mein Lieblingsbuch sein kann, aber eines, mit dem ich mich mehr verbunden fühle als mit vielen anderen.

Am Ende noch eine kurze Frage: Are you the favourite person of anyobody?






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Geschrieben von

Maike Hank

Die Eulen sind nicht, was sie scheinen.

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