Zivilisatorisch? Ökologisch? Finanzkapitalistisch? Kolonialistisch? Militärisch?

Die COP 27, November 2022. Ein vorweggenommener Ausblick auf vermutliche Ergebnisse. Schadensersatz und Entschädigung sind zentrale Anliegen. United Nations oder International Monetary Fund oder NATO, oder was?

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Zivilisatorisch? Ökologisch? Finanzkapitalistisch? Kolonialistisch? Militärisch?

Zur COP 27, November 2022.

Ein vorweggenommener Ausblick auf die vermutlichen Ergebnisse:

  1. Auch in absehbarer Zukunft werden keine verbindlichen National-Adaption-Pläne (NAPs) für D und andere Länder in Europa/EU existieren.
  2. Weiterhin wird keine Regelung für 'Loss and Damage' im Interesse der nicht-industrialisierten Länder gefunden werden.
  3. Eine Ausweitung des sogenannten 'Clima-Clubs' zur gesteuerten Kreditvergabe an die Klima-Anpassung nach den Vorgaben von IMF und G7 wird propagiert.
  4. NATO statt UN... unter dem Euphemismus ‚Sicherheit‘ wird die schrittweise Militarisierung der globalen Klimapolitik eingeleitet.

Bei einem weiteren entscheidenden Treffen zur Anpassung an den Klimawechsel werden Anfang November 2022 fast 200 Länder in Ägypten zu einer „Conference of the Parties“, kurz COP27, zusammenkommen.

Zur Erinnerung, letztes Jahr um diese Zeit wurde die COP26 oft als unsere „letzte beste Chance“ gefeiert, die globale Erwärmung in diesem Jahrhundert unter 1,5℃ zu halten. COP26 setzte auch die Frist für die Länder, um neue Emissionsreduktionsziele festzulegen.

Seitdem haben die Emissionen nach dem Pandemie-Abschwung und mit dem Ukraine-Krieg jedoch Rekordwerte erreicht. Und allein in diesem Jahr haben wir Dutzende von Katastrophen erlebt, die unter anderem von Dürren am Horn von Afrika über Überschwemmungen in Pakistan, Südafrika und Australien bis hin zu Waldbränden und Hitzewellen in Europa, den Vereinigten Staaten, der Mongolei und Südamerika reichen.

Wie der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, sagte:

„An allen Klimafronten ist die einzige Lösung entschiedenes und solidarisches Handeln.

Die COP27 ist der Ort für alle Länder […], um zu zeigen, dass sie in diesem Kampf gemeinsam dabei sind.“

Der erste große Test für die COP27 wird sein, ob die Länder neue Verpflichtungen zur Emissionsreduzierung eingehen und vorlegen werden.

In Glasgow (COP26) verpflichteten sich mehr als 100 Nationen zu neuen Emissionsreduktionszielen. Aber diese Zusagen blieben weit hinter dem zurück, was nötig war, um die in Paris vereinbarten Ziele zu erreichen.

Anstatt einen Weg zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5℃ oder 2℃ aufzuzeigen, wurde gezeigt, dass die Verpflichtungen von Glasgow die Welt auf den Weg zu einem Anstieg um 2,4℃ bis zum Ende des Jahrhunderts bringen.

Dies wird Menschen und Ökosysteme auf der ganzen Welt gefährden... und man nimmt natürlich an, dass diese Länder die Ziele überhaupt erreichen; dahinter sind doch sehr erhebliche Fragezeichen zu setzen.

Im Vorfeld der COP27 haben weniger als 20 Länder Aktualisierungen vorgelegt, und nur eine Handvoll von ihnen hat neue Emissionsreduktionsziele oder Netto-Null-Verpflichtungen skizziert.

Von diesen gehören nur Indien und Australien zu den Emittenten, die mehr als 1 % der weltweiten Kohlendioxidemissionen verursachen.

Deutschland und die EU fehlen.

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Drei große Probleme rund um die Klimafinanzierung – Mittel zur Unterstützung von Minderung und Anpassung – werden auch in Ägypten behandelt werden.

Der erste ist das Versäumnis der entwickelten Staaten, ihre Verpflichtung von 2009 einzuhalten, 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr an Mitteln für Entwicklungsländer bereitzustellen. Dieses Problem wurde seit 2009 mehrfach angesprochen, seitdem ist aber nichts passiert.

Zweitens werden die sogenannten Entwicklungsländer, darunter viele pazifische Staaten, einen stärkeren Fokus der Finanzierung zur Anpassung an die Auswirkungen der globalen Erwärmung fordern.

Drittens beinhaltete das Pariser Abkommen die Anerkennung wahrscheinlicher „Verluste und Schäden“ (loss and damage). Dies bezieht sich auf die durch den Klimawandel verursachte Zerstörung, bei der Anpassungsbemühungen nicht ausreichten, um diesen Schaden zu verhindern.

Eine Verpflichtung zum Ersatz von Verlusten und Schäden besteht bisher nicht. Die westlichen Industrieländer sind hier seit Jahrzehnten der größte Hemmschuh, weil dies auch ihre historische Verantwortung mit einbeziehen würde.

In Ägypten werden die sogenannten Entwicklungsländer weitaus stärker auf die Zusagen der sogenannten entwickelten Welt drängen.

Während es bereits in der Vergangenheit schwierig war, eine globale Einigung über Klimaschutzmaßnahmen zu erzielen, wirft die jüngste internationale Politik weitere Schatten auf die Aussichten einer gehaltvollen Zusammenarbeit bei der COP27.

Außer einem militärisch verursachten Anstieg der Emissionen und der Mitweltzerstörung (z.B. auch das sogenannte ‚Gas-Leak‘ in der Ostsee), hat der Krieg in der Ukraine auch zu einer weltweit steigenden globalen Inflation, steigenden Energiepreisen und zunehmenden internationalen Bedenken hinsichtlich des Zugangs zu Energie geführt. Der Börsen- und Aktienhandel mit fossilen Brennstoffen erlebt eine neue Blütezeit.

All dies hat die weltweite Aufmerksamkeit – und aktuelle und potenzielle Finanzierung – von der Notwendigkeit der Klima-Anpassung weit abgelenkt.

Es hat auch bedeutet, dass für Russland, einem wichtigen Akteur in den internationalen Klimaverhandlungen, kaum eine Rolle in diesen Verhandlungen erkennbar ist... das ist eine Klima-wissenschaftliche und Klima-politische Absurdität.

Auch China, der größte aktuelle Emittent der Welt, ist mit der derzeitigen Weltpolitik ähnlich 'unzufrieden'. Dies hat sich in ihrer Herangehensweise an die internationale Klimapolitik gezeigt. Beispielsweise hat China in Glasgow ein bahnbrechendes Abkommen mit den USA zur Zusammenarbeit im Klimaschutz geschlossen. Dies wurde jedoch kurz nach dem Besuch der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in Taiwan im August 2022 ausgesetzt.

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Uns läuft die Zeit davon.

Der ägyptische Minister für internationale Zusammenarbeit kündigte an, dass sich der Schwerpunkt des internationalen Handelns auf der COP27 von „Zusagen“ auf „UMSETZUNG“ verlagern muss.

Während dies Ziele zur Reduzierung von Emissionen beinhaltet, haben die Gastgeber auch deutlich gemacht, dass die entwickelten Staaten endlich adäquat ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen müssen. Dazu gehört auch die Entbürokratisierung des Zugangs zu finanziellen Mitteln, z.B. beim Green Climate Fund, u.a.; eine massive Entschlackung der Prozedere ist notwendig.

Die COP27 Gespräche sind erneut ein mitentscheidender Augenblick für die Zukunft unseres Planeten; die Zeit läuft …

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Im Vorfeld und parallel dazu in Deutschland.

Aktuelles zur Klimapolitik in der Ampel:

https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/themen/klima

NATO statt UN ?

Auf dem Weg zu einer schrittweisen Militarisierung der Klimapolitik.

https://berlin-climate-security-conference.de/en

https://berlin-climate-security-conference.de/en/agenda-2022-person-event

https://berlin-climate-security-conference.de/en/digital-agenda-2022

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Aufstehen und Hingehen und Anmelden.

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Referenz:

https://theconversation.com/almost-200-nations-are-set-to-tackle-climate-change-at-cop27-in-egypt-is-this-just-a-talkfest-or-does-the-meeting-actually-matter-191586

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man.f.red

„Wenn einer, der mit Mühe kaum, gekrochen ist auf einen Baum, schon meint, daß er ein Vogel wär, so irrt sich der.“ ... permakultur@startmail.com

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