Wir erleben gegenwärtig, wie sich die Volksmeinung in der Flüchtlingsfrage polarisiert, wie lautstarker Fremdenhass und geschürte Ängste die Stimmung kippen lassen, und wie Politiker den Ereignissen hinterherzuhecheln scheinen. Ist das ein neues Phänomen, oder war das auch früher so?
Die Abwehr von Flüchtlingen ist nichts Neues. Das hat Regine Sylvester in ihren Beobachtungen (Bln. Ztg. 5./6.2.16)an drei Beispielen aus jüngster Geschichte verdeutlicht:
1945 - Vertriebene
"Zwölf bis vierzehn Millionen Menschen schleppen sich um das Kriegsende aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in den Westen. Willkommen sind sie selten. 'Die drei großen Übel: Wildschweine, Kartoffelkäfer und Flüchtlinge!' Zwangseinquartierungen der Erschöpften bei Anwohnern müssen Besatzungssoldaten oft mit vorgehaltener Maschinenpistole durchsetzen. Am Stadtrand von Berlin stehen 1945 Schilder: 'Flüchtlingen ist der Aufenthalt in Berlin verboten!'"
1973 - Türken
"Die Türken kommen – rette sich, wer kann"überschreibt der Spiegel am 30. Juli 1973 die Titelgeschichte. "Fast eine Million Türken leben in der Bundesrepublik, 1,2 Millionen warten zu Hause auf die Einreise. Der Andrang vom Bosporus verschärft eine Krise, die in den von Ausländern überlaufenen Ballungszentren schon lange schwelt. Städte wie Berlin, München oder Frankfurt können die Invasion kaum bewältigen: Es entstehen Ghettos, und schon prophezeien Soziologen Verfall, Kriminalität und soziale Verelendung wie in Harlem."
1990 - Ex-DDR-Bürger
Auch dem nächsten Flüchtlingsstrom wird mit größten Befürchtungen begegnet: "Katzenjammer" heißt der Spiegel-Titel am 19. Februar 1990: "Bei den Bundesbürgern macht sich zunehmend Angst breit, dass diejenigen, die nun Woche für Woche mühelos die Grenzen passieren, das westdeutsche Sozialsystem sprengen und den Wohnungs- und Arbeitsmarkt zum Kollabieren bringen … Hellhörig verfolgen die meisten Bundesbürger die öffentliche Debatte darüber, wie der Zustrom aus der DDR vermindert werden könnte."
Und noch ein früheres Beispiel: Ende des 17. Jahrhunderts strömten die Hugenotten nach Deutschland, 20.000 allein nach Brandenburg-Preußen. Wie Arno Widmann (Bln. Ztg. 3./4.10.15) über diese Flüchtlinge eines anderen Bürgerkrieges bemerkt, "waren es nicht die christlichen Herzen der Bevölkerung, die den gequälten Flüchtlingen zuflogen... Die Bevölkerung stand an den Straßen und verhöhnte die Flüchtlinge. Den frommen Lutheranern galt das Elend der "Franzosen" als Zeichen dafür, dass Gott sich von ihnen wegen ihres Unglaubens abgewandt hatte... Die Bevölkerung verweigerte die Bereitstellung von Unterkunft und die freiwillige Abgabe von Geld."
Doch trotz des Widerstandes in der Bevölkerung gelang es in all diesen Fällen, den Zustrom von Flüchtenden bzw. Migranten zu bewältigen. Wie war das möglich? Nur einige markante Punkte seien genannt:
- Brandenburg-Preußen, nach 30-jährigem Krieg verheert und entvölkert, brauchte frische Kräfte für den Neubeginn, und der Kurfürst empfing die Hugenotten mit Steuervergünstigungen, Krediten und Recht auf freie Ansiedelung.
- Als 1945 die Millionen von Vertriebenen aus den Ostgebieten kamen, half Deutschland mit einem Lastenausgleich: Die Vermögenden zahlten 50 % des berechneten Vermögenswertes über 30 Jahre verteilt in einen Ausgleichsfonds.
- Auslöser für den Zustrom von Türken war das Anwerbeabkommen der Bundesregierung von 1961, weiterhin besonders der Bedarf an billigen Arbeitskräften, bis zum Anwerbestopp 1973 aufgrund der Ölkrise.
- Von den 2-3 Millionen Ex-DDR-Bürger, die in die alten Bundesländer strömten, waren vor allem die zahlreichen jungen, gut qualifizierten Frauen und Männer für die Wirtschaft willkommen.
In jedem Falle gab es also ein klares politisches und/oder wirtschaftliches Interesse, die zuströmenden Flüchtlinge bzw. Einwanderer aufzunehmen. Und bei Bedarf wurden entsprechend großzügige Fördermittel dafür bereitgestellt. Unter diesen Bedingungen war es möglich, Menschen in gewaltiger Größenordnung aufzunehmen.
In der heutigen Flüchtlingspolitik hingegen sind genau diese Faktoren die wesentlichen Schwachpunkte: Es mangelt an einer klaren politischen Haltung, an einer wirtschaftspolitischen Strategie und nicht zuletzt an der Bereitstellung von finanziellen Mitteln.
Das Hauptproblem heute ist also der fehlende Wille der Politik und nicht der Unwille einer lautstarken Minderheit des Volkes.
Kommentare 29
Zunächst wäre einmal die Frage zu stellen, ob die Stimmung wirklich kippt oder ob vor allem die Berichterstattung kippt. Bzw. ob einfach die Hass-Seite sich zunehmend in den Medien breit macht, weil die andere Seite bis über beide Ohren mit Engagement vor Ort beschäftigt ist und keine Zeit für PR und Stimmungsmache hat.
Zum andern wäre zu überlegen, ob die Situation für die Flüchtlinge nicht eine andere ist, weil die Gesellschaft sich bereits geändert hat. Der reinrassige "Arier" ist nicht mehr allein. Die Erfahrungen der Flüchtlinge, die nach dem Krieg nicht willkommen waren, sind noch unter uns - und zum Teil auch Grund für die "Willkommenskultur" diesmal.
Auffällig für mich hier vor Ort ist auch, wie viele junge Menschen mit Migrationshintergrund sich für die Flüchtlinge engagieren. In diesem Zusammenhang wäre von meiner Seite auch zu erwähnen, welche positive Rolle hier einige Security-Leute mit Migrationshintergrund spielen.
Schließlich ist mir in meinem Bereich auch aufgefallen, dass unter den Mitarbeitern der Sozialverbände, des Sozialamts oder des Jugendamts auffällig viele Mitarbeiter mit Migrationshintergrund sind.
Vielleicht kann man aus dieser Heterogenität die Hoffnung schöpfen, dass es diesmal besser läuft als in den im Beitrag genannten Beispielen. Umso mehr als wir insgesamt diesmal auch deutlich wohlhabender sind, also das Teilen nicht so weh tun muss......
Ob meine persönlichen Beobachtugen hier in Stuttgart verallgemeinerungsfähig sind, weiß ich natürlich nicht. Schließlich scheinen wir in D bereits den höchsten Anteil an Migrationshintergrund (40 %/ junge Menshen 60%) zu haben und laut New York Times auch die beste Integrationsleistug zu erbringen.....
http://www.nytimes.com/2015/10/07/world/europe/stuttgart-embraces-migrants-and-the-challenge-of-housing-them.html?_r=0
Danke für diesen anregenden Kommentar! Insbesondere zwei Punkte:
(1)
"Zunächst wäre einmal die Frage zu stellen, ob die Stimmung wirklich kippt oder ob vor allem die Berichterstattung kippt. Bzw. ob einfach die Hass-Seite sich zunehmend in den Medien breit macht, weil die andere Seite bis über beide Ohren mit Engagement vor Ort beschäftigt ist und keine Zeit für PR und Stimmungsmache hat."
Ja, das wäre zu fragen. Und andererseits wäre zu wünschen, dass sich die Engagierten stärker in die öffentliche Debatte einbringen (so wie Sie es tun!) und sich politisieren. Das hat z.B. der Chefredakteur des Magazins Publik-Forum, Wolfgang Kessler, betont.
(2)
"Auffällig für mich hier vor Ort ist auch, wie viele junge Menschen mit Migrationshintergrund sich für die Flüchtlinge engagieren...
Vielleicht kann man aus dieser Heterogenität die Hoffnung schöpfen, dass es diesmal besser läuft als in den im Beitrag genannten Beispielen."
Das ist eine interessante Beobachtung: Die zurückliegende Integration, so unvollkommen sie auch war, hat also unsere Gesellschaft bereits verändert. Und an der neuen Offenheit wirken 'herkömmliche' und zugewanderte Bürger gemeinsam mit. Ein hoffnungsvoller Ansatz!
mir ist die richtung der diskussion über das phänomen flüchtlinge viel zu einseitig. es geht doch um mindestens drei sichtweisen:
1. wie verhält sich der regierzoo zum verstärkten zustrom?
2. wie reagieren öffentlichkeit und bevölkerung?
3. welche ursachen setzen die flüchtlinge in bewegung?
ich kenne leute, die junge flüchtlinge in ihrem haus aufnehmen. diese leute repräsentieren aber nicht den durchschnitt. nach den landtagswahlen glaubte man, politische effekte erkennen zu können. es ist stets ein spitzer winkel, unter dem das phänomen betrachtet wird bzw. gehandelt wird.
Ja gewiss, das Phänomen Flüchtlinge ist komplex und verlangt mehrere Sichtweisen - ganz wichtig sind die drei genannten! Doch es lohnt sich auch, einzelne Aspekte genauer zu betrachten, z.B. die Haltung des 'Volkes' im historischen Rückblick.
Wie die Diskussion zeigt, hat sich das 'Volk' infolge mehrerer Integrationsschübe verändert, ist heterogener geworden. Und dieser Wandel wirkt sich auf die Haltung zu den neu eintreffenden Flüchtlingen aus. Hier müsste man weiter erkunden, welche Chancen und Risiken das birgt...
wie reagieren öffentlichkeit und bevölkerung?
Die Öffentlichkeit ist heterogen. Die Bevölkerung ist hetrogen. Es gibt unterschiedliche Interessenlagen. Den problematischsten Part in der Flüchtlingsfrage spielen sicher die unteren sozialen Schichten, sowohl von der erwartbaren Wohnungs- als auch Arbeitsplatzkonkurrenz. Dies hat man auch bei den sog. Wanderungsbewegungen der Wählerschaft bei den drei Landtagswahlen gesehen. Da können die Bildungsnahen und besser Situierten noch so jammern über die mangelnde Willkommenskultur der BundesbürgerInnen, die AfD wird wie in Frankreich der Front National das Sammelbecken der einfachen Leute. Soll man darüber hinweggehen und die vor dem häuslichen Kaminfeuer angelesene Moral über die realen Lebensbedingungen stellen? Nicht jeder kann sich das leisten.
Wie die Diskussion zeigt, hat sich das 'Volk' infolge mehrerer Integrationsschübe verändert, ist heterogener geworden. Und dieser Wandel wirkt sich auf die Haltung zu den neu eintreffenden Flüchtlingen aus. Hier müsste man weiter erkunden, welche Chancen und Risiken das birgt...
hm, ob dem so ist, möchte ich nicht beurteilen, aber es ist wohl ein in erz gegossenes gesetz, dass die neuankommenden stets mit argwohn betrachtet werden. das ist zwar nicht menschlich, aber biologisch. xenophobie ist auch unter raben sehr verbreitet, und das sind hier die intelligentesten tiere.
ob die in abständen von jahrzehnten erfolgenden zuwanderungen die hauptmasse der bevölkerung verändern, kann ich nicht sagen. wahrscheinlicher dürfte die assimilation sein. oder haben die menschen im ruhrgebiet, bekanntlich bunt gemischt durch zuwanderung im zuge der industrialisierung, sich irgendwann von trends der gesamtbevölkerung abgesetzt?
Soll man darüber hinweggehen und die vor dem häuslichen Kaminfeuer angelesene Moral über die realen Lebensbedingungen stellen? Nicht jeder kann sich das leisten.
es gibt ja eine interessante übereinstimmung bei den mörkels und den vertretern der industrie. die brauchen, wie sie sagen, zuzug von wegen der aussterbenden urbevölkerung und der globalen konkurrenz.
das ist wiederum so schön parallel zur japanischen atompolitik.
die mehrheit hierzulande unterscheidet sich nicht grundsätzlich von der japanischen mehrheit. aber wirtschaft und regierer sind sich vollkommen einig, dass die hochriskante atomwirtschaft fortgesetzt werden soll.
parallelen gibt es viele in der welt. und man lernt am meisten durch vergleiche.
es gibt ja eine interessante übereinstimmung bei den mörkels und den vertretern der industrie.
Wenn ich jetzt noch wüsste, was ein Mörkel ist. Merkel habe ich im Netz gefunden. Murkel auch. Das soll ein kleines Kind sein. Aber Mörkel? Da krieg ich keine Antwort.
"ob die in abständen von jahrzehnten erfolgenden zuwanderungen die hauptmasse der bevölkerung verändern, kann ich nicht sagen. wahrscheinlicher dürfte die assimilation sein."
Veränderung oder Angleichung - das ist eine interessante Frage. Die Zuwanderung könnte aber auch zu mehr Polarisierung (besonders wenn Migranten in 'Ghettos' landen) oder größerer Öffnung der Gesellschaft führen. Letzteres scheint am ehesten in Großstädten, die ohnehin von Heterogenität geprägt sind, zu gelingen. Mir ist das besonders im Unterschied zwischen Berlin und kleinstädtisch-ländlichen Bundesländern (Beispiel Sachsen-Anhalt!) bewusst geworden.
"Soll man darüber hinweggehen und die vor dem häuslichen Kaminfeuer angelesene Moral über die realen Lebensbedingungen stellen? Nicht jeder kann sich das leisten."
Da ist was dran! Allerdings hat es am Kamin schon immer Nach- und Vordenker in allen möglichen Richtungen gegeben: Von Ideen der Aufklärung und des Humanismus bis hin zu Visionen aus dem "dunkeldeutschen Wald"...
dass die neuankommenden stets mit argwohn betrachtet werden.
Diesem Argwohn kann jeder - mit großen Gewinn - entgegentreten - in kleinen bewußten Schritten und nicht mit einem ruckartigen Sprung gegen alle Natur.
»Man versteht nur die Dinge, die man zähmt«, sagte der Fuchs. »Die Menschen haben keine Zeit mehr, um etwas kennen zu lernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Da es aber keine Läden für Freunde gibt, haben die Menschen keine Freunde mehr. Wenn du einen Freund willst, dann zähme mich!«»Was muss ich machen?«, sagte der kleine Prinz.»Du musst sehr geduldig sein«, antwortete der Fuchs. »Du wirst dich zunächst mit einem kleinen Abstand zu mir in das Gras setzen. Ich werde dich aus den Augenwinkeln aus anschauen und du wirst schweigen. Sprache ist eine große Quelle für Missverständnisse. Aber jeden Tag setzt du dich ein wenig näher …«
http://www.derkleineprinz-online.de/text/21-kapitel/
Das Hauptproblem heute ist also der fehlende Wille der Politik und nicht der Unwille einer lautstarken Minderheit des Volkes!
Genau diese Erfahrung kann jeder machen, der sich dem unmenschlichen Willen einer Politik bedingungslos beugt und "vergißt", das das Politische auch immer privat ist und von existierenden Parteien völlig unabhängig, nur dem eigenen Gewissen verpflichtet ist.
https://www.freitag.de/autoren/jonathannes/chor-mit-einwohnern-und-fluechtlingen
Aber Mörkel? Da krieg ich keine Antwort.
hast du noch nicht unsere amereikanischen freunde von mrs mörkel reden hören?
Achso, englischer Slang amerikanisch ausgesprochen und lautmalerisch geschrieben. Eigentlich ganz einfach.
Was passiert, wenn man zu wildfremden Menschen, die seit Wochen an der mazedonischen Grenze auf ein Wunder warten, in das Zelt klettert und sich artig vorstellt?
Man trifft einen grossen Künstler aus Damaskus/Syrien, gleichzeitig ehemaliger Leiter der Kunstakademie, der deinen Namen in 4 wundervollen Versionen malt und damit dein nächstes Tattoo erschafft. (im übrigen laut Islamisten eine der Todsünden, das gilt auch für die Zeichner)
Ich hoffe, ich kann ihn nächste Woche noch für eine tolle Sache gewinnen.
https://www.instagram.com/p/BDdp-plga18AsoNiuR97EjlND8QYFKxUwDsF340/
"die unteren sozialen Schichten ... Wohnungsmarkt- als auch Arbeitsplatzkonkurrenz."
Bemerkungen
Kapitalismus und Sozialdarwinismus in der bundesdeutschen Reichtumsgesellschaft!
Die vorhandenen Millionen Armen und Millionen Flüchtlinge sind die Opfer in der modifizierten (modernisierten) kapitalfaschistischen Gesellschaft, sog. [A]"Soziale Marktwirtschaft" der Bourgeoisie und Administration, heute!
Vor allem die Armen müssen noch zusätzlich die sozialen Belastungen tragen!
Dank der rechtssozialdemokratischen und kapitalfaschistischen Hartz-IV- und Agenda-Politik, wurden bereits Millionen Menschen in die unterste sozialdarwinistische Schublade der bundesdeutschen Verwertungs- und Klassengesellschaft geschoben. Hier setzt vor allem ein erweiterter Konkurrenz- und Verdrängungswettbewerb ein.
Die Menschen, die von der BRD-Kapitalgesellschaft nach unten gedrückt und gehalten werden, sie müssen künftig, da die Wohlhabenden, Vermögenden und persönlich leistungslosen Reichen und quandtschen Erbschafts-Superreichen, sich nicht an den Kosten beteiligen werden, noch zusätzlich die soziale Hauptlast tragen!
Hier dürfte es auch noch eine historische Unterscheidung auf der ökonomischen und soziokulturellen Ebene geben, heute zu gestern. Der wirtschaftliche Bedarf an Arbeitskräften in den 1960er und Folgejahren (vor allem in Westdeutschland) konnte kulturelle und traditionelle (historische) Gegensätze -zeitweilig- überbrücken.
a) Die Stimmung ist meiner Meinung nach nicht gekippt. Die „Willkommenskultur“ war von vorneherein ein Medienhype.
Der normale Bürger wurde ja gar nicht gefragt. Kleine Gruppen wurden vor die Kamera geschleppt in der Hoffnung, dass sie die Stimmung heben würden. Was nach Köln in den Medien auftauchte, war eine Art „Realitäts – Einbruch “ Man sollte Medienbilder nicht mit Volkes Meinung verwechseln.
Hätten die Medien von vorneherein ein bisschen mehr die tatsächliche Situation abgebildet anstatt Traumbilder zu verbreiten im Sinne von: „ Gebildete Syrer retten Deutschlands Wirtschaft und Kultur vor dem Zerfall“, dann hätten sich die Bürgers besser darauf vorbereiten können, dass die ganze Sache viel Arbeit und Geduld bedeutet.
b) Wir sollten nicht vergessen, dass die Flüchtlinge einen vorübergehenden Status haben. Ist der Fluchtgrund beseitigt, geht es zurück nach Hause. Das merken jetzt gerade die Flüchtlinge vom Balkan. Sobald es in Syrien besser aussieht, werden auch die Syrer zurück müssen.
Migranten bleiben und gestalten die Kultur ihres neuen Landes mit. Im Guten wie im Schlechten.
Dieser Unterschied sollte vielleicht ein wenig besser ausarbeiten in der Diskussion.
a) ein Medienhype braucht Material und das gab und gibt es in größerem Umfang als jemals zuvor seit WK II. Das kann man auch vielerorts vor Ort nachprüfen und erfahren.
b) das sehe ich genauso und habe es auch von Anfang an hier gesagt.
Ich schätze mal, dass die Mehrheit der Syrienflüchtlinge auch sehr gerne in ihre Heimat zurückgehen wird - sofern der Frieden bald eintritt. Denn zuhause warten für einige immer noch nicht nur Familie und Freunde, sondern auch Wohnung bzw. Haus und womöglich auch der alte Arbeitsplatz.
Allerdings übersehen Sie einen entscheidenden Punkt: sollte es keinen fundamentalen Regime-Change geben, werden viele wegen der Gefahr politischer Verfolgung gar nicht zurück gehen können. Und dasselbe kann gelten, wenn es einen Regime-Change in Richtung Chaos oder Fundamentalismus geben sollte.
Will sagen: ein Ende des Asylstatus dürfte in vielen Fällen eher theoretischer Natur sein. Und dann gibt es das ja auch noch z.B. die Gruppe der syrischen Palästinenser, die hier als staatenlos klassifiziert sind......
Kleine Ergänzung: Von einem jungen syrischen Freund und einer gestandenen Syrerin wurde ich für den Fall der Fälle bereits zu einem Besuch nach Damaskus eingeladen. Kann man sich eine deutlichere Bestätigung für unsere diesbezüglichen Vermutungen vorstellen?
a) Propaganda soll die Menschen vom Denken abhalten und sie zu unbedachten Taten anleiten. Das ist mal gelungen.
b) Ich schätze mal, dass man Syrien in nicht so langer Zeit aufteilen wird. An einen sanften Regimewechsel glaube ich auch nicht. Das alles ist schon ziemlich böse und kann noch böser weitergehen. Sicher werden Viele eine ganze Zeit in Europa überwintern müssen. Manche werden heimisch werden hier.
Man darf diese Menschen nicht zu sehr umarmen und damit in ihnen die Hoffnung auf Rückkehr erwürgen.
"sollte es keinen fundamentalen Regime-Change geben, werden viele wegen der Gefahr politischer Verfolgung gar nicht zurück gehen können. "
Prima, wie es sich für einen seriousgay gehört voll der Propaganda auf den Leim gegangen. Und Du bist doch angeblich von der Direkthelferfraktion? Viel vertrauensvolle Kommunikation zwischen Helfern und Geholfenen scheint da nicht zu laufen.
Ich gebe wieder, was ich von Betroffenen gesagt bekam. Selbstverständlich stelle ich nicht infrage, was Sie als Allwissender vertrauensvollst umfassend kommuniziert Habender mit Sicherheit sehr viel besser wissen.
Leider haben Sie das in Ihrem Kommentar vergessen offen zu legen. Wäre es Ihnen eventuell vielleicht möglicherweise gnädigst möglich, dies noch bei Gelegenheit nachzuholen?
Untertänigst
SG
p.s. Wieso zitieren Sie eigentlich nur die Hälfte meiner diesbezüglichen Aussage? Passt es so besser in Ihr Propaganda-Denken?
p.s.2 Es geht in meiner zitierten Aussage nicht darum, was die Betroffenen von Assad und dem Syrien vor dem Bürgerkrieg halten oder hielten (da habe ich viel Positives gehört), sondern darum, wie Sie ihre persönliche Situation nach Ihrer Flucht einschätzen.
"Man darf diese Menschen nicht zu sehr umarmen und damit in ihnen die Hoffnung auf Rückkehr erwürgen."
Auf einen Satz wie diesen zu antworten ist ungemein schwierig, weil die Flüchtlinge sich in ganz unterschiedlichen Situationen befinden - vermutlich in extrem unterschiedlichen Lebenssituationen.
Aus meinem sehr begrenzten Blickfeld würde ich sagen, dass die Heimat Syrien bei fast allen sehr präsent ist und ohne den Krieg wären sie nicht hier.
Auf der anderen Seite glaube ich nicht,dass man da viel erwürgen kann, wenn man z.B. einen Arzt umarmt, der in seiner Stadt die Top-Adresse war und nun mit seinen beiden Söhnen - die er auch gerne als Ärzte sehen würde - in einem Zimmer in einer Männer-WG in einem herunter gekommenen Wohnblock haust. Trotz bereits guter Deutsch-Kenntnisse ohne Aussicht, seinem Job auch nur nahe zu kommen.
Oder, anderes Beispiel: Was haben Sie als junge Mutter mit BA in islamischem Recht wohl für Berufsaussichten in diesem Land?
Das einzige, was solche Menschen überhaupt daran hindern kann, zurückzukehren, ist der Zustand der Heimat und/ oder eine starke Integration der Kinder in die deutsche Gesellschaft.
Auf der anderen Seite hilft auch Integrationsverweigerung nicht, wie wir seit Gastarbeiterzeiten wissen sollten. Bei denen war auch nicht vorgesehen, dass sie bleiben. ...
Aber die kamen vor dem islamistischen Terror. Da waren Ghettos zwar schlimm, aber noch nicht so gefährlich wie heute. Integrationsverweigerung jetzt, kann dagegen mehr Terror morgen bedeuten.
Insofern gibt es neben den emotionalen und moralischen Beweggründen, die der Flüchtlingshilfe zugrunde liegen durchaus auch ganz kühles politisches Kalkül, das für die Willkommenskultur sprechen kann.
Du schreibst von einem "fundamentalen Regime-Change" der erforderlich wäre. Ich gehe doch wohl sicher zurecht davon aus, dass Du damit nicht einen Regime-Change in den USA meinst?!?!?!
Was meinst Du also anderes, als das, was die SA, US mit einige "Verbündeten" seit Jahren dort in Syrien (neben Irak, Libyen, Afghanistan, Jemen, etc.) betreiben und womit genau die heutige Situation hergestellt wurde?
Tu doch jetzt nicht so, wie wenn das nicht genau so gemeint war wie es Deine Wortwahl nahe legt!
Die Wahrheit ist eine ganz andere als die, die Du zu vermitteln versuchst: erst wenn aufgehört wird mit dem "Regim-Changen" im Nahen und Mittleren Osten (der Kolonialismus ging ja direkt in die "andere Art der Einflussnahme" über wenn man etwa den Militärputsch gegen Mossadegh als die Zeitenwende ansieht
http://www.welt.de/geschichte/article119180782/CIA-bekennt-sich-zu-Militaerputsch-1953-im-Iran.html , man muss sich einmal klar machen: über ein halbes Jahrhundert der meist fast unverhüllten Einflussnahme durch rohe Gewalt gegen Staaten und ihre Organe, erstaunlich dass da überhaupt noch einer bleiben mag angesichts solcher Zumutung)
wird es auch die Rückkehr der Hoffnung für diese Menschen und ihre Länder geben. Bis dahin werden sie lieber fliehen - und zwar ob sie Hoffnung auf Asyl haben können - oder nicht.
Hier wird ein perfides Spiel auf dem Rücken dieser Menschen gespielt, und die Willkommenskultur-Fraktion hier in DE ist nur ein mißbrauchtes Teilchen in diesem Spiel - die sich aber offensichtlich unheimlich wichtig dabei vorkommt.
"... die Willkommenskultur-Fraktion hier in DE ist nur ein mißbrauchtes Teilchen in diesem Spiel - die sich aber offensichtlich unheimlich wichtig dabei vorkommt."
Nur ein Zwischenruf: Mich hat bewegt, warum sich das "Volk gegen Flüchtlinge" wendet; aber dass sogar Engagierte der Flüchtlingshilfe verunglimpft werden, ist ein trauriger Punkt auf dem 'i'!
Häh. Verunglimpft? Was soll das?
Ich muss feststellen, dass Leute die anscheinend jetzt einmal in ihrem Leben etwas Gutes getan haben indem sie der Merkelschen Willkommenkultur beiwohnen, sich plötzlich wie die Heiligen fühlen. Das ist lächerlich.
Du tust mir echt leid (oder gehörst Du zu den Social Medie-Bearbeitern, klingt stark danach, dann tätest Du mir moch mehr leid).
Zunächst einmal scheint mir, dass du hier gelegentlich ziemlich herumpöbelst.
Zur Sache: ich habe zu einem Regimechange weder etwas geschrieben, noch mir darüber Gedanken gemacht. Ich habe lediglich gesagt, dass einige Flüchtlinge ohne einen radikalken Regimechange wohl nicht zurückkehren können, weil sie mit Repression rechnen müssen.
Es geht weder im Beitrag noch in meinem Kommentar um Regimechange. sondern um die Flüchtlinge. In diesem Punkt über Bedingungen, unter denen sie zurückkehren können. Alles andere ist nicht mein Thema. Also erübrigen sich auch alle diesbezüglichen Unterstellungen.
"Zunächst einmal scheint mir, dass du hier gelegentlich ziemlich herumpöbelst."
Ach, stör ich Deine Wohlfühlatmosphäre hier auf dFC? Aber Du weißt ja garnicht, was "pöbeln" ist. Wenn etwas ernst nehmen und seine Meinung deutlich äußern als "herumpöbeln" empfunden wird, dann stimmt was nicht.
"Zur Sache: ich habe zu einem Regimechange weder etwas geschrieben, noch mir darüber Gedanken gemacht."
Das ist jetzt aber mehr als peinlich.
"Also erübrigen sich auch alle diesbezüglichen Unterstellungen."
Es ist keine Unterstellung wenn ich mir Gedanken darüber mache, was für einen Regime-Change Du meinst wenn Du von einem redest.
Du bist also tatsächlich der Typ, der in der Flüchtlingshilfe aktiv ist, daraus allem Anschein nach so etwas wie ein Reputationsaufwertungsgefühl bezieht und sich von einer Welle des "Wir sind die Guten und Merkel hat uns lieb" tragen lässt, und dem die Bedingungen, die die Flüchtlinge zu uns treiben herzlich Wurscht sind?
Tut mir Leid, aber mit so etwas habe ich hier auf dFC nicht gerechnet. Ich nehme alles zurück und tätscheltätschel: brav gemacht. Mutti hat Dich ganz lieb.
Könnte hier passen:
http://ad-sinistram.blogspot.de/2016/03/la-principessa.html
"Die Welcome-Kanzlerin, die sich Randzonen-Despoten hält, die es zu keinem Welcome mehr kommen lassen, die Abschottung mit allem Mitteln betreiben sollen, wird nicht als höchst doppelzüngige und unlautere Person wahrgenommen, wohl aber als Kastell gegen die Sturmstaffeln der Giftmischer am rechten Rand einer an sich nach rechts pendelnden Mitte."