„Ich bin zu zart für diese Welt“: Teil II der Tagebücher von Manfred Krug

Literatur Ein Glücksfall: Im zweiten Band seiner Tagebücher nimmt Manfred Krug uns mit durch die bewegenden 1990er Jahre. Entstanden ist eine faszinierende private Zeitgeschichte – typisch schnoddrig, melancholisch, luzide
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 11/2023
Der Sänger und Schriftsteller Manfred Krug war wohl einer der bedeutendsten Künstler in der DDR
Der Sänger und Schriftsteller Manfred Krug war wohl einer der bedeutendsten Künstler in der DDR

Foto: Imago/Kai Bienert

Am 11. November 1998 besucht Manfred Krug seinen Vater zum letzten Mal im Krankenhaus. Er hat ein Tonbandgerät dabei, um das Gespräch aufzuzeichnen. Der sonst sein ganzes Leben über bärbeißige, bisweilen zur Gehässigkeit neigende Vater bittet nun, in seinen letzten Augenblicken der Luzidität, um Verzeihung, selbst bei Krugs Ehefrau Ottilie. Krug transkribiert das Gespräch sorgfältig in sein Tagebuch, und diese Szene herzerweichend zu nennen, wäre eine Untertreibung. Entstanden ist ein Dokument der Klarheit, das angesichts unser aller Endlichkeit einen tiefen Einblick in die letzte Sterbephase eines Menschen gibt.

Die Szene ist tatsächlich symptomatisch für diesen ganzen zweiten Band von Manfred Krugs Tagebüchern. Auch wenn er