Kalligrafie der Vorstadt

Nicht in Berlin Pixação ist der wütende kleine Bruder des Graffitis. Rund 5.000 Schwarzmaler soll es in São Paulo geben
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 13/2016

Wenn Brasilien „nichts für Anfänger“ ist, wie der Komponist Antonio Carlos Jobim einmal sagte, dann ist São Paulo erst recht nichts für schwache Nerven. Nicht nur wegen des Lärms, des sozialen Gefälles, der verlassenen Gebäude und der Drogenabhängigen, die durch das berüchtigte Cracolandia ziehen, sondern auch wegen der Schrift an den Wänden. Auf so gut wie jeder Häuserwand oder Fassade steht etwas in dicker schwarzer Farbe. Besucher denken meist, es handle sich um Graffiti. Aber es sind keine Graffitis – es ist Pixação.

Auf den ersten Blick ist es schwer, die Stile auseinanderzuhalten. Aber bei Graffitis sind die Buchstaben runder und stilisierter, außerdem gilt meist: Je leuchtender die Farben, desto b