Der Weg auf die Straße

Japan Aus stiller Trauer ist lauter Protest geworden. Inzwischen sprechen sich annährend 70 Prozent gegen Atomkraft aus
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Kōjin Karatani ist einer der großen kritischen Denker Japans. Seit über 50 Jahren war er auf keiner Demonstration mehr. Umringt von Demonstranten steht er am 11. September auf einem Platz mitten in einem der belebten Vergnügungsviertel Tokios. Es ist der 11. September 2011, die Katastrophe von Fukushima ist ein halbes Jahr her, und es herrscht andächtige Stille. Der schmächtige Mann besteigt die Ladefläche eines Lastwagens, nimmt das Mikro und spricht mit entschlossenen Worten zu den Zehntausend um ihn herum. „Indem wir demonstrieren, werden wir eine Gesellschaft schaffen, die protestiert“, sagt er.

Der 11. März ist in Japan vor allem ein Tag der Trauer. Vor einem Jahr forderten ein Erdbeben der Stärke 9,0 und der darauffolgende Tsuna