Pest in Madagaskar

Gesundheit Ein kurzer Überblick zur aktuellen Lage

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Mit Pestiziden sollen Überträger wie z.B. Flöhe bekämpft werden
Mit Pestiziden sollen Überträger wie z.B. Flöhe bekämpft werden

Foto: Rijasolo/AFP/Getty Images

Der diesjährige Pestausbruch in Madagaskar hat seit August mehr als hundert Todesfälle verursacht. Über die Anzahl der Erkrankten liegen keine genauen Erkenntnisse vor. War am 12. Oktober noch von 450 Fällen die Rede, sprachen Medien vor vier Tagen von 1.110. Gestern berichtete L’Info, eine online-Plattform für den französischsprachigen Teil des Indischen Ozeans, alarmistisch von „Tausenden Krankheitsfällen“, wobei 680 Menschen bereits behandelt und geheilt worden seien. Die aktuellsten Zahlen aus dem madagassischen Gesundheitsministerium lauten per 23. Oktober: 124 Tote bei derzeit 1.192 erfassten Erkrankten und einer Sterberate von 10,4 Prozent.

Seit heute bereitet eine weitere Schlagzeile Kopfzerbrechen. Mindestens 30 Medizinstudenten sollen sich während ihrer Famulatur in Krankenhäusern seit Ende August mit der hochinfektiösen Lungenpest angesteckt haben. Das hat der Sprecher der studentischen Gruppe, Hery Perez De Cuellar, in der Hauptstadt Antananarivo bekannt gegeben. Der Grund liege in mangelhafter Ausrüstung, insbesondere Atemschutz und Kleidung für den nötigen häufigen Wechsel. Obwohl sie wie Krankenhauspersonal eingesetzt würden, hätten die Studenten sich überwiegend das Notwendigste selbst besorgen müssen.

In der Hafenstadt Toamasina an der Ostküste des Landes und nach Antananarivo das zweite Epizentrum der Seuche, ist es vergangene Woche zu Unruhen gekommen. Grund war das Gerücht, Personen würden unter dem Vorwand einer „Pestimpfung“ ansteckende Spritzen verabreichen. Eine Gruppe Freiwilliger, die von den lokalen Gesundheitsstellen zur Ausschau nach Krankheitsfällen und zur Sensibilisierung geschickt wurde, fiel beinahe einem Lynchmob zum Opfer, der von dem Gerücht aufgestachelt worden war.

Ob das Gerücht gegen Médecins Sans Frontières (Ärzte ohne Grenzen) gerichtet war, ist nicht in Erfahrung zu bringen. Seit Mitte des Monats ist die Organisation mit einem auf die Behandlung der Pest eigens eingerichteten Zentrum in der Hafenstadt präsent.

Zahlreiche Geberländer und die WHO haben seit Anfang des Monats in erheblichem Umfang Medikamente geliefert. Rechtzeitig erkannt, ist auch die Lungenpest noch gut heilbar. Anzeichen dafür, dass die Infektion sistieren würde, gibt es aber noch nicht.

Das Auswärtige Amt hat keine Reisewarnung herausgegeben, aber seine medizinischen Hinweise aktualisiert. Für Reisende bestehe keine direkte Gefährdung, sofern Grundregeln der Prävention eingehalten würden. Das Amt verweist dazu auf das Merkblatt des Gesundheitsdienstes. Besonders betroffen seien neben Antananarivo und Toamasina die Bezirke Faratsiho und Tsiroanomandidy.

Ergänzender Hinweis, 25.10.2017: Das dem Innenministerium unterstellte Bureau National de Gestion des Risques et Catastrophes (BNGRC) gibt seit 13.10. ein französischsprachiges Bulletin zur Zahl der Verdachtsfälle, Erkrankungen, Heilungen und Todesfälle heraus:

http://www.bngrc-mid.mg/

Wie zuverlässig die Zahlen sind, kann ich nicht beurteilen, zumal die Angaben „auf Gemeindeebene“ („AU NIVEAU COMMUNAUTAIRE“) nur Todes- und Verdachtsfälle ohne konkrete Ortsangaben umfassen.

Crossposting zu die Ausrufer

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Geschrieben von

Marian Schraube

"Dem Hass begegnen lässt sich nur, indem man seiner Einladung, sich ihm anzuverwandeln, widersteht." (C. Emcke)

Marian Schraube

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