Mehrwertsteuersenkung Verbrauchern geholfen?

IFO Studie Von Anfang Juli bis Ende 2020 senkte die Bundesregierung den Mehrwertsteuer-Satz vorübergehend von 19 auf 16 %.

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Das sollte, während der Corona-Krise, ein Bonus für die Verbraucher sein, der den Konsum und somit die Wirtschaft ankurbelt. Seit Jahresbeginn läuft alles wieder wie vorher, denn die Mehrwertsteuer wurde wieder angehoben. Hat sich der durch die Preissenkung entstandene geschätzte Steuerausfall, von rund 20 Milliarden Euro, gelohnt, wenn der dadurch angestrebte erhöhte Konsum der Bundesbürger dagegen gestellt wird? Die Meinungen gehen auseinander.

Das IFO Institut (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. ) beauftragte das unabhängige Markt- und Meinungsforschungs-Institut FORSA in den Monaten Oktober und November mit einer Umfrage, die repräsentativ für die Bundesrepublik war. Danach gaben die meisten Befragten an, den Konsum wegen der Corona-Krise eingeschränkt zu haben. Lediglich 2 % hatten größere Anschaffungen aufgrund der Senkung der Mehrwertsteuer getätigt.

Nicht alle Händler, vor allem kleinere, waren bereit, den reduzierten Mehrwertsteuersatz an die Konsumenten weiterzugeben und profitierten selber davon. Wer beispielsweise Nike Sneaker im regulärem Handel kaufen wollte, musste auch nach der Senkung den gleichen (vom Hersteller Nike) empfohlenen VK Preis zahlen. Umfragen des in Berlin ansässigen Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e.V. haben ergeben, dass die 3% hauptsächlich Haushalte mit geringen Einkommen zum Kauf animiert haben. Allerdings nicht nur, denn wer bereits längere Zeit Anschaffungen, wie ein neues Auto oder umfangreiche Renovierungsarbeiten geplant hatte, nahm die Gelegenheit wahr und kaufte während des halben Jahres, um zu sparen.

Immerhin ergab sich bei Beträgen ab 10.000 Euro eine Ersparnis von mehreren Hundert Euro, aber auch bei Neuanschaffungen, die weniger hochpreisig waren, wie Möbel, Computer, TV-Geräte oder andere digitale Komponenten, lockten die günstigeren Kaufpreise. Die Mehrheit der Käufer gab jedoch an, dass sie die Anschaffungen ohnehin früher oder später getätigt hatten.

6,3 Milliarden Euro zusätzliche Konsumeinnahmen ergaben sich Ende des Jahres, das sind 0,6 % mehr als im Vorjahr. Gegenüber dem geschätzten Steuerausfall ist das sicherlich wenig und es wurde mehr erwartet. Jedoch sollte berücksichtigt werden, dass die Corona-Krise die Wirtschaft gravierend heruntergefahren hat. Viele Konsumenten waren gezwungen in die Kurzarbeit zu gehen und daher finanziell nicht in der Lage, große Anschaffungen zu tätigen. Rücklagen wurden für Notfälle genutzt. Angst vor Ansteckung mit dem Corona-Virus war ein weiterer Grund, der die Verbraucher dazu zwang, den Konsum auf das Notwendigste zu reduzieren.

Auch wenn die Wirtschaftsforscher, aufgrund des hohen Steuerausfalls, die Entscheidung begrüßten, die Mehrwertsteuer-Senkung nicht zu verlängern, war es für die Konsumenten ein Bonus, der gerne entgegen genommen wurde. Sämtliche Lebensmittelketten und Discounter gaben die 3 % gerne weiter und warben auch entsprechend damit. Das wirkte sich für die Konzerne sicherlich nicht zum Nachteil aus, denn Lebensmittel braucht der Mensch täglich. Obwohl der gesparte Betrag für den einzelnen Einkauf auf dem Bon meistens minimal war, ergab sich in dem halben Jahr eine Summe, die besonders von Haushalten mit geringen Einkommen wahrgenommen wurde und weniger von den besser situierten.

Zu Zeiten des Lock-Downs im Dezember, war der Einzelhandel gezwungen die Geschäfte zu schließen. Während dieser Zeit konnten entweder keine oder nur online Konsumgüter gekauft werden. Die überwiegende Mehrheit der Online-Händler gab die 3 % an die Verbraucher weiter. Es ist allerdings immer noch nicht für jeden Bundesbürger selbstverständlich online zu bestellen. Deshalb war es für viele Verbraucher ein Vorteil, dass Discounter und Drogerien, die außer Lebensmittel auch Non-Food Artikel im Sortiment haben, weiterhin alles verkaufen durften.

Als Fazit ergibt sich für die Bundesbürger, dass die Senkung der Mehrwertsteuer um 3 % ein Entgegenkommen der Bundesregierung war, das von Anfang an ein Risiko barg. Es war nicht vorauszusehen, dass der Steuerausfall größer ist als der Nutzen für die Wirtschaft bzw. die Ankurbelung des Verbraucher-Konsums. Es ist jedoch für die Verbraucher ein kleiner Lichtblick in der Corona-Zeit gewesen, der positive Energie spendete.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Marie-Sophie Stehler

Echtes "Heide-KInd" aus der Lüneburger Heide. Bin im letzten Jahr meines BWL Studiums und bin schon seit der Oberstufe Mitglied in Debattierclubs.

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