Nabokovs Worte

Literatur Lila Azam Zanganeh beschreibt in ihrem ersten Roman, wie Glück durch Sprache erschaffen werden kann.

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Das von der Büchergilde neu herausgebrachte Buch "Der Zauberer – Nabokov und das Glück" ist ein Buch für neugierige Nabokov-Fans und die, die es noch werden möchten. Die in New York lebende Autorin, Lila Azam Zanganeh, ist begeisterte Nabokov-Leserin und geht dieser Faszination in ihrem Buch nach.

Der Zauberer erzählt Nabokovs Lebensstationen (beginnend mit seinem Tod) und verwebt sie mit seiner Lebensphilosophie sowie der Entstehung seiner literarischen Werke. Trotzdem ist das Buch keine klassische Biographie, sondern ragt in die Gattung des Romans hinein. Nabokovs Passion für Schmetterlinge durchflattert als Leitmotiv Zanganehs Text.

Wenn man der Erzählung des Romans folgt, müsste Nabokov ein Mensch gewesen sein, der sich aufgrund seiner Phantasie und seiner sprachlichen Begabung auf das Glücklichsein außerordentlich gut verstand und das Glücksempfinden darüber hinaus mit seinen Romanen weitergeben konnte.

Glück überträgt sich bei Nabokov jedoch wohl weniger durch den quälend-tragischen Inhalt seiner Romane, die sich zum Beispiel wie bei Ada oder Das Verlangen mit lebenslangen, von sexuellem Begehren getragenen Inzestbeziehungen zwischen Geschwistern widmen. Das Glück der Literatur Nabokovs verbreitet sich vielmehr durch die zauberhafte Schönheit und extreme Emotionalität seiner Sprache, der Zanganeh kunstvoll nacheifert.

Zanganeh wuchs als Tochter iranischer Eltern in Paris auf, wo sie an der École Normale Supériore Literatur und Philosophie studierte. Anschließend migrierte sie in die USA, um an der Harvard University Literatur, Romanistik und Filmwissenschaften zu unterrichten. Die internationale Erfahrung der Autorin ähnelt hier der Nabokovs, der ebenfalls sein Heimatland verließ, um über die Stationen Berlin und Paris in die USA zu gehen, wo er als Universitätsdozent der Literaturwissenschaften sein Geld verdiente.

Neben biographischen Quellen greift die Erzählerin vor allem die Romane Lolita und Ada oder Das Verlangen auf, um zu schildern, wie sie durch Nabokovs Literatur gewissermaßen selbst zur Frau wurde. Die Erzählerin zelebriert regelrecht Nabokovs magische, synästhetische Sprache. Zanganeh erzählt dabei selbst fesselnd und farbenfroh, und bringt die Phantasie des Lesers zum Tanzen.

Insgesamt stellt das Buch eine sprachlich schöne Gesamtkomposition dar, die viel von der zauberhaften Wirkung von Nabokovs Literatur vermittelt.

Lila Azam Zanganeh

Der Zauberer – Nabokov und das Glück

Übersetzt von Susann Urban

Edition Büchergilde

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