Weimarer Gespenster

Geschichtsdämmerung 1919 nahm das Theater von Weimar die Deutsche Nationalversammlung auf. Eine Ortsbegehung an dem Tag, als eine Gedenkveranstaltung auf die andere folgt
Exklusiv für Abonnent:innen

Im Zug von Berlin nach Weimar lese ich, solange die Landschaft flach und eintönig bleibt, Sebastian Haffner. 1918/19 – als Deutschland wurde, wie es ist. Er spricht von ausgehungerten Städtern, verzweifelten Soldaten nach vier Jahren Krieg, Waffenstillstandsverhandlungen, die sich quälend hinzogen. Vom Selbstbewusstsein und Aufbruch der Arbeitermassen. Von der enthemmten Gewalt der neuformierten Freikorps und Betrug, alles zusammengedrängt in wenigen Monaten. Allmählich tauchen draußen bewaldete Hügel und kleine Flüsse auf, ich will sie anschauen, aber die ungeheure Zeit, von der ich lese, drängt sich dazwischen. Benommen steige ich am niedlichen Hauptbahnhof Weimar aus.

Drei Gedenken im gleichen Theater

Vor 90 Jahren warteten hier Berliner