Zum 1. September gibt es bedrängend viele Anlässe, über Frieden nachzudenken

Antikriegstag Wie viele Staaten haben, seit die Atombombe in der Welt ist, nicht versucht, in ihren Besitz zu kommen, in welcher Form auch immer? Da ist kein Ende ...

Wie viele Staaten haben, seit die Atombombe in der Welt ist, nicht versucht, in ihren Besitz zu kommen, in welcher Form auch immer? Da ist kein Ende abzusehen. Im März 1958 hatte auch der Deutsche Bundestag die atomare Ausrüstung der Bundeswehr beschlossen, gegen die SPD und gegen die Bevölkerungsmehrheit. Wegen der geringen Akzeptanz wurde die Verwirklichung des Beschlusses noch aufgeschoben. Neben vielen Appellen und Aktionen entstand eine Ausstellung "Künstler gegen Atomkrieg". Jetzt ist sie wieder zu sehen. Die Geschichte ihres Entstehens, Verschwindens, ihrer Wiederentdeckung ist wie eine Spiegelscherbe, in der sich etwas von der Protestkultur des Landes zeigt.
Gegen die atomare Aufrüstung entstanden damals eine Menge Komitees. Eine "Augsburger Gruppe" von Künstlern mit Carlo Schellemann an der Spitze rief Kollegen auf, für eine Ausstellung Arbeiten zu stiften. Dem kamen Otto Pankok, Karl Hubbuch, Lea Grundig, A.P. Weber, Frans Masereel und viele jüngere Künstler der Kriegsgeneration nach. Ihre Bilder thematisierten die Kriegsleiden, aber es waren auch Karikaturen darunter oder Friedensvisionen. Während die Bilder eintrafen, rückte die SPD von der Protestbewegung ab. Sie ließ die Leute allein, die sich gerade zu engagieren begannen, darunter prominente Wissenschaftler oder Albert Schweitzer mit einem überraschenden öffentlichen Appell. Als im Herbst 1958 die Ausstellung in München vom Präsidenten des Deutschen Kulturtages eröffnet wurde, war sie schon Teil der mit Geldnot kämpfenden, misstrauisch beobachteten außerparlamentarischen Opposition. Dennoch zog die Ausstellung fünf Jahre lang durch 40 Orte, durch Museen, Schulen, Gewerkschaftshäuser. Sie überwinterte nach dieser Wanderung in den privaten Archiven von Künstlern. Und nun hat der Regensburger Maler Hans Wallner mit einigen Mitstreitern Teile der damaligen Ausstellung erworben und andere Blätter hinzugekauft. Sie taten es aus Geschichtsinteresse und als ihren Beitrag gegen jene aktuellen Erwägungen, "handhabbare" Atomwaffen zur Terrorismusbekämpfung zu entwickeln.
Zum 1. September, dem Antikriegstag, gibt es heute bedrängend viele Anlässe, über Frieden nachzudenken und zu sprechen. 120 Arbeiten gegen den Atomkrieg sind derzeit in der Galerie im Kloster Malgarten in Bramsche-Malgarten zu sehen. Die Veranstalter würden die Ausstellung weiteren Orten und Räumen zur Verfügung stellen.

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