Alles war zu Ende

KONTINUITÄT DER UTOPISCHEN HALTUNG Die kunstvolle Einfachheit, mit der Anna Seghers erzählt, ist hochaktuell
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Literaturgeschichten sind der Ort, an dem Karrieren gekrönt werden. Wenn sonst die revolutionären Neuerungen im realsozialistischen Staat eher Mangelware waren, so ist es doch der DDR zu verdanken, dass zumindest mit dieser Regel gebrochen wurde. Im Band 10 ihrer Geschichte der deutschen Literatur wird die Entstehung der »sozialistischen Nationalliteratur« protokolliert, jenes Hybridwesens, das auf dem Schreibtisch Walter Ulbrichts geboren wurde. In dem Standardwerk findet sich der Satz: »Heroische Kampfaktionen des Proletariats seit dem ersten Weltkrieg sind das Thema, durch dessen epische Bewältigung Anna Seghers (geb. 1900) zur sozialistischen Schriftstellerin wurde.« Rüder lassen sich im vereinten Deutschland literarische Lebensläufe nicht b