Unwort des Jahres 2012: „Opfer-Abo“

Inakzeptabel Jetzt ist es raus: Neben „Pleite-Griechen“ und „Lebensleistungsrente“ wurde Jörg Kachelmanns „Opfer-Abo“ zum Unwort des Jahres gekürt

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Unwort des Jahres 2012: „Opfer-Abo“

Foto: Alex Grimm / Getty Images

Die sprachkritische Aktion „Unwort des Jahres“ wurde 1991 ins Leben gerufen, um das Sprachbewusstsein und die -sensibilität für Aussagen zu fördern, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen bzw. irreführend und gesellschaftlich diskriminierend sind.

Zwar diffamiert auch der von der Springer Presse veröffentlichte Begriff „Pleite-Griechen“ ein ganzes Volk, aber der Schweizer Wettermoderator Jörg Kachelmann schaffte es, mit seiner Aussage im Spiegel-Interview im großen Maß gegen die Menschenwürde zu verstoßen und landete damit auf dem unrühmlichen Platz Eins. „Frauen haben ein Opfer-Abo, sie sind immer Opfer, selbst wenn sie Täterinnen werden. Sie können damit Falschbeschuldigungen, wie Vergewaltigungen durchsetzen.“

Die Sprecherin der Jury Prof. Dr. Nina Janich, die am Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft in Darmstadt arbeitet, begründet die Wahl der Jury damit, dass Kachelmann „Frauen pauschal und in inakzeptabler Weise unter Verdacht stellt, sexuelle Gewalt zu erfinden und somit selbst Täterinnen zu werden“

Angesichts der Tatsache, dass nur 5-8 % der von sexueller Gewalt betroffenen Frauen tatsächlich die Polizei einschalten und dass es dabei in nur bei 3-4 % der Fälle zu einer Anzeige und einem Gerichts- verfahren kommt, eine grob unangemessene Aussage, die nicht zuletzt auch die Menschenwürde der tatsächlichen Opfer angreift.

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