Obama, der mediale Messias

Medien Die politische Realität gibt es zwar nicht her, dennoch wird Obama heute gegen Ende seiner Amtzeit in den Himmel gehoben und als Kämpfer für die Freiheit hochstilisiert.

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Aufhänger dieses Textes ist diese Obama-Karikatur, gefunden auf der Facebookseite von Hannes Jaenicke.

Entgegen Obamas Ankündigung vor acht Jahren, seine Truppen wieder zurückzuholen, begann er weitere Kriege. Unter keinem anderen Präsidenten befanden sich die USA so lange im Kriegszustand.

Unter Obama intervenierten die USA zusätzlich zu Afghanistan und Irak noch in Pakistan, Somalia, Jemen, Libyen und Syrien. Die meisten dieser Staaten sind heute failed States. Ihre Kultur sowie Infrastruktur wurden zerstört. Millionen von Menschen flohen vor diesen Kriegen und bereiten Europa nun innenpolitisch Probleme. Inklusive Terroranschläge.

Dazu kommt der mit 6 Milliarden Dollar finanzierte Putsch in der Ukraine, der Ost-West Konflikt anheizte wie seit Ende des Kalten Krieges nicht mehr.

Die kubanische Folterbasis Guantanamo wird weiterhin betrieben.

Die USA geben vor den IS zu bekämpfen, unterstützen diesen jedoch indirekt über Waffenlieferungen.

Unter Obama wurde und wird die ganze Welt durch NSA, GCHQ etc. abgehört.

Und zu guter Letzt: Obama wurde der Friedensnobelpreis verliehen.

Was ich mich bei dem Post von Herrn Jaennicke nun frage, ist: Was hat Obama denn alles für die Freiheit getan, das all die Menschenrechtsverletzungen und Toten, die er produziert hat, wettmachen würde?

Was hat er getan, dass sich die Freiheit in Persona so an ihn krallt? Beziehungsweise welchen Grund hätte sie, das zu tun? Wie kann sich ein idealistischer Begriff überhaupt irgendeiner Person unterordnen?

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Diese Karikatur macht den Begriff der Freiheit total lächerlich. Nicht wird Obama an den Maßstäben der Freiheit gemessen, sondern umgekehrt. Nicht Obama verteidigt die Freiheit, sondern die Freiheit verteidigt Obama. Freiheit wird als Obama definiert. Obama ist die Freiheit. Verschwindet, Obama, verschwindet mit ihm auch die Freiheit.

Nicht dass diese Begriffsverdrehung an sich schon schlimm genug wäre. Man muss auch die Tatsachen (s.o.) konsequent ignorieren, um diese hier gemachte Definitionsgebung als Abbild realpolitischer Fakten zu sehen. Man zählte sich die Finger wund, wenn man versuchte die Entscheidungen Obamas aufzuzählen, mit denen er die Freiheit verraten hat.
Sehr wohl ist die Karikatur aber ein Abbild der medial vorherrschenden Meinung. Ich versuche diese Meinung, mal etwas runter zu brechen: Donald Trump, der bisher nicht mehr als sexistische und rassistische Sprüche von sich gegeben hat, ist schon, ohne nur eine Amtshandlung ausgeführt zu haben, schlimmer als Barack Obama, auf dem eigentlich das anfangs geschilderte politische Profil haften müsste. Aber das tut es merkwürdigerweise nicht. Es ist genau umgekehrt. Für Trump schämt sich die Freiheit, nach Obama sehnt sich die Freiheit. Ich finde, dass die Realität dieses Bild überhaupt nicht hergibt.

Es sind die drei Verse aus George Orwells „1984“, die nicht besser das Groteske hieran in Worte fassen könnten.

„War is Peace,
Freedom ist Slavery,
Ignorance is Strength.“

In diesem Sinne: Mögen wir uns gegen War, Slavery und Ignorance stellen anstatt diese als Peace, Freedom und Strength umzudeuten.

Obama ist nicht der Messias. Der Messias würde sich für Obama schämen. Und: Der Messias hätte auch was dagegen gehabt, Obama den Friedensnobelpreis zu verleihen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Marius Kaffiné

Student für Volkswirtschaftslehre und Soziologie | Themen: Gesellschaftspolitik, Medien, Globalisierung & Umwelt

Marius Kaffiné

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