Ab ins Geschichtsbuch!

Kampagnenkritik Der militärische Geheimdienst MAD will mit einem Schwarzweiß-Comic zeigen, wie modern seine Arbeit ist. Die PR-Offensive ist allerdings eine unfreiwillige Agenten-Satire

Die drei Versalien MAD ordnete man bislang vor allem dem gleichnamigen US-Satiremagazin zu. Dessen Coverboy ist seit jeher Alfred E. Neumann, eine Comicfigur mit Sommersprossen und mächtigen Segelohren. So weit hergeholt ist die Idee des deutschen Militärischen Abschirmdienstes, kurz MAD, also nicht, sich ebenfalls in Form eines Comicstrips zu präsentieren. Auch die Wahl des Mediums ergibt durchaus Sinn: Die Bilderserie samt Titelgeschichte erschien in Y, dem Monatsmagazin der Bundeswehr.

Der militärische Schnüffeldienst wird im Zuge der Verfassungsschutzaffäre zurzeit allerdings auch von einigen Politikern infrage gestellt. Er sei zu bürokratisch, zu teuer und nicht mehr zeitgemäß, ein Überbleibsel des Kalten Krieges.

Grafische Gegenoffensive

Die grafische PR-Gegenoffensive der Kölner Behörde bestätigt nun genau das: In einer finsteren Schwarz-Weiß-Strichel-Ästhetik aus den Siebzigern wird eine bieder-blöde Agentengeschichte erzählt, James Bond im mausgrauen Bundeswehr-Parka.

Das Stück heißt „Honigfalle“. Im Mittelpunkt stehen ein deutscher Offizier und eine russische Agentin. Sie will an geheime Informationen rankommen und trägt dafür zwei große Fürsprecher unter einem transparenten Top. Das allein ist schon Wahnsinn.

Die aufgeweckten Jungs vom MAD, immer mittendrin im Leben der anderen, bekommen aber selbstverständlich Wind von der Sache,
warnen den Soldaten und jubeln der Olga aus Moskau einen USB-Stick mit gefälschten Dokumenten unter, der einzige Gegenwartsbezug in der Fabel. Super Satire auf die eigene Arbeit, lieber MAD, an dieser Stelle schon mal viel Spaß in den Geschichtsbüchern!

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