Solidarität mit der Freiheitskuh

Kampagenkritik Die Kuh Yvonne versteckt sich seit Monaten im Wald – und wird im Netz zur Projektionsfläche vieler Sehnsüchte. Vor dem Bildschirm träumen Yvonne-Fans von der Wildnis

Eine Kuh spielt in Oberbayern Katz und Maus mit den Menschen. Ende Mai ist sie einem Bauern kurz vor dem Schlachttermin von der Weide entwischt und versteckt sich seitdem im Wald. Yvonne wurde sie von jenen getauft, die sie nun statt zum Schlacht- zum Gnadenhof bringen wollen. Doch die Kuh will sich nicht retten lassen. Sie verlässt nur selten das Unterholz. Dort ist sie vor Betäubungspfeilen der Tierschützer sicher, aber auch vor den Kugeln der Söldner, die vom lokalen Landratsamt auf sie angesetzt wurden. Wehe dem Schützen, der Yvonne erlegen sollte. Er müsste wohl das Land verlassen.

Denn die Pro-Yvonne-Mobilmachung ist in vollem Gange. Yvonne hat ihr eigenes Twitter-Hashtag (#freevonne) und eine Facebook-Gruppe (Rettet Yvonne die Kuh). Im Stundentakt werden Bewegungsprofile der Verfolgten versendet und Solidaritätsnoten an die „Freiheitskuh“ gepostet. Es erinnert an die Kampagne für Problembär Bruno, der vor fünf Jahren durch Bayern spazierte. Bär Bruno war das Tier, das aus der Wildnis kam und unsere Zivilisation bedrohte. Bei Yvonne ist das anders. Sie ist das Haustier, das in die Wildnis zurückkehrt. Beobachter bescheinigen ihr bereits ein rehartiges Verhalten.

Und so spricht aus den Online-Sympathiebekundungen noch etwas anderes als nur Respekt für ein cleveres Rindvieh, dass sich seinen Verfolgern immer wieder entzieht. Es ist die Sehnsucht nach dem Wald, der Wildnis, dem urwüchsigen Leben, die jene antreibt, die vor dem Computer sitzen und sich Yvonne mittels Sozialer Netzwerke ganz nah fühlen.

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