Ich-Entgrenzung

Dichtung Das erste, großartige Handbuch über Gottfried Benn hat Kosmetik nicht nötig
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 04/2017

Und dafür 70 Euro? Für ein Nachschlagewerk über den Dichterkönig der Mottenkugelära? Den hermetisch schreibenden und zeitweilig in den Nationalsozialismus verstrickten? Doch, die Investition lohnt. Gottfried Benns Imageprobleme seit den 1950er Jahren verdecken seine Frühphase, einen expressionistischen Neuerer, den genauso wichtig zu nehmen der erste Vorzug dieses 450-Seiten-Ziegels ist. Die Schockwirkung der Debütgedichte aus der Pathologie (1912), die bis zur Fantasie vom Professorenmord getriebene Wissenschaftskritik, die Ich-Entgrenzungen der Rönne-Novellen, denen die Raspe-Figur des jungen Rainald Goetz viel verdankt; nachvollziehbar wird, wie hip der Berliner Dichterarzt einmal war und warum er es für manche blieb.

Nicht allein das ganze Ly