Haarscham

Rückkopplung Das Museum der bildenden Künste erkundet in Leipzig, wie eine neue Generation von Netzkünstlerinnen den Körper der Frau in den Blick nimmt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 03/2018

Lasziv spreizt eine junge Frau die Beine. Ihre kirschroten Lippen sind halb geöffnet, ihre Augen taxieren den Betrachter herausfordernd. Sie ist scheinbar ganz nackt, aber ihr Rumpf wird von einer Bildmontage bedeckt, in der sich dasselbe Selfie unendlich wiederholt. Nicht zufällig denkt man hier an das berühmte Gemälde Der Ursprung der Welt von Gustave Courbet. Das Bildrechteck, das die Scham bedeckt, bildet visuell zugleich einen Tunnel. Und tatsächlich hat unsere Bildkultur eine Art Tunnelblick auf das weibliche Geschlecht entwickelt. Es ist das Ende und der Anfang des Bildes, schwarzes Quadrat und weiße Leinwand.

Die Frau im Foto erwidert nicht nur den Blick eines anonymen Betrachters. Sie schaut sich selbst an. Selbstgenügsamkeit in endloser Rück