Meine Mutter war nie SED-Mitglied und genoss trotzdem das Leben in der DDR

Meinung Dirk Oschmanns „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“ wurde noch auf übliche Weise eingehegt, bei Katja Hoyers „Diesseits der Mauer“ toben die Kritiker. Der Diskurs über den Osten ist Produkt einer radikalen Ausblendung der Klassenfrage
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 20/2023
Geschichte ist oft das, was sich ereignet, während man Wäsche wäscht, Toiletten putzt oder mit dem Schlauchboot durchs Wohnzimmer paddelt
Geschichte ist oft das, was sich ereignet, während man Wäsche wäscht, Toiletten putzt oder mit dem Schlauchboot durchs Wohnzimmer paddelt

Foto: Imago

Erstaunlich, erstaunlich! Immer wenn man meint, die Ost-West-Debatten hätten sich endgültig erschöpft, alle Argumente und Ressentiments seien vorgebracht, folgt eine neue Runde. Derzeit heizen gleich zwei Bücher die Debatte an – Dirk Oschmanns Der Osten: eine westdeutsche Erfindung und Katja Hoyers Diesseits der Mauer, das eine neue Geschichte der DDR erzählen will. Wurde Oschmanns Buch noch auf die übliche Weise diskurstechnisch eingehegt, spucken Kritiker angesichts von Hoyers Buch Gift und Galle. Jedenfalls implizit wirft man ihr Geschichtsklitterung vor. Dabei geht es Hoyer darum, die eigentlich unfassbare Ambivalenz von „normalem Alltagsleben“ und Unfreiheit in einem politischen Zwangssystem erfahrbar zu machen.

Hoyer äußert die