Diskurspogo wie bei Shakespeare: „Mr. Loverman“ von Bernadine Evaristo

Gendertrouble Er liebt Männer, seine Ehefrau glaubt an Treue: Bernadine Evaristo erzählt in „Mr. Loverman“ vom Dilemma einer Ehe. Ein großartiger, urkomischer Roman – in dem niemand sich politisch korrekt verhält
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 10/2023
Die britische Autorin Bernardine Evaristo
Die britische Autorin Bernardine Evaristo

Foto: Christophe Archambault/AFFP via Getty Images

Barrington „Barry“ Jedidiah Walker ist ein Dandy, ein vor Sprachwitz und intellektueller Eitelkeit strotzender Mann in seinen 70ern, der seit fünf Jahrzehnten mit seiner Frau Carmel verheiratet ist. Innige Liebe ist es nicht, die Barry bei seiner gottesfürchtigen Frau hält. Soll man es die Macht der Gewohnheit nennen? Oder doch eher die Angst vor der Bloßstellung? Denn Barry ist schwul und unterhält seit Jugendtagen eine Beziehung zu seinem Freund Morris, der wie er und Carmel aus Antigua stammt. Morris nun konfrontiert Barry mit der Möglichkeit, endlich das Doppelleben aufzugeben und ein Coming-out zu wagen.

Das ist die heikle Ausgangssituation in Bernardine Evaristos neuestem Roman Mr. Loverman. Hierin erzählen Barry und Carmel, im Wechsel un