Die Unsichtbaren

Obdachlosigkeit Zu Besuch bei einer Notunterkunft für Frauen. Dort werden dringend mehr Plätze gebraucht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 34/2017
Wegen ihres gepflegten Äußeren fallen obdachlose Frauen häufig gar nicht auf
Wegen ihres gepflegten Äußeren fallen obdachlose Frauen häufig gar nicht auf

Illustration: Jonas Hasselmann für der Freitag

In der ersten Nacht, als Anja ihren Freund und die gemeinsame Wohnung verlässt, weiß sie nicht, wohin. In einem Imbiss lernt sie zwei Männer kennen, die bieten ihr an, bei ihnen zu übernachten. Sie überlegt lange. „Männer sind schnell die einfachste Lösung“, sagt sie. Aber Anja entscheidet sich für den U-Bahnhof. Sie wählt eine Bank vor dem Gebäude. Dort hat sie die Mauer im Rücken und eine Überwachungskamera vor sich. „Damit mich niemand verscharren kann.“

Über zehn Jahre ist diese Nacht jetzt her. Heute schläft Anja in Evas Obdach, einer Notunterkunft für obdachlose Frauen in Berlin. Am Bahnhof Zoo, wo man viele Obdachlose sieht, riecht es nach Urin. Hier riecht es nach Duschgel. Frauen mit