Es wirkt zunächst wie eine Fotomontage: Donald Trump sitzt breit grinsend hinter seinem Schreibtisch im Oval Office, rechts neben ihm steht professionell lächelnd Melania im dunkelblauen Kostüm. So weit, so – nun ja – mittlerweile vertraut. Aber links neben Trump steht ein junger Mann in dunklem Anzug, mit Nasenring und dicker silberner Halskette über dem Hemdkragen. An seine Brust ist die Aids-Schleife in Regenbogenfarben gepinnt und in seiner rechten Hand hält er lässig einen Fächer aus schwarzer Spitze. So sieht Gay Pride aus!
Der junge Mann heißt Nikos Giannopoulos und lebt offen schwul. Das ist schwer zu übersehen. Ins Weiße Haus ist er gekommen, weil er als „Lehrer des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Nach dem Termin im Oval Office im April postete Giannopoulos das Bild nun fröhlich bei Facebook. Damit ging ein Foto viral, in dem Donald Trump unfreiwillig Gesicht zeigt – für die LGBTQ-Community.
Es ist derselbe Trump, der die LGBTQ-Community von der Webseite des Weißen Hauses verbannte. Mit Giannopoulos kommt ein stolzer Vertreter derselben durch den Haupteingang wieder rein. Mit dem Fächer wollte er die Freude an Gender Diversity feiern, erzählte er der Huffington Post. Eigentlich gehöre das Accessoire seinem Lebensgefährten. Die Anstecknadel habe er getragen, um seine Dankbarkeit der Community gegenüber auszudrücken, die ihn gelehrt habe, stolz für seine Sexualität einzutreten: „Auch dann, wenn die Umstände das erschweren.“
Und die Umstände in den USA werden immer schwieriger. Mitglieder der LGBTQ-Community haben gerade erst wieder kritisiert, dass die Trump-Regierung ihre Rechte im Bildungssektor eingeschränkt hat. Giannopoulos ist aber ein Beispiel dafür, dass ein Präsident zwar erschreckend schnell die Rechte von Minderheiten schwächen kann. Aber er kann einen jahrzehntelangen Kampf um Gleichberechtigung nicht einfach zurückdrehen. Zu dem Bild schreibt Giannopoulos nüchtern: „Der Rhode-Island-Lehrer des Jahres 2017 trifft den 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Das ist alles.“ Es folgen drei Regenbogen-Emojis.
Mitglieder der LGBTQ-Community sind in allen Berufen vertreten. Und sie machen dort einen guten Job. Das war schon immer so. Aber inzwischen erkennt die Öffentlichkeit das auch an. Und das bleibt so. Die Möglichkeiten des Präsidenten seien beschränkt, hieß es zur Beruhigung nach Trumps Wahl. Dass der Satz zum Glück nicht ganz falsch ist, beweist dieser Lehrer aus Rhode Island.
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