Ukrainischer Filmemacher über den Krieg: „Die Welt wacht auf“

Interview Der Filmemacher Sergei Loznitsa hat sich mit Krieg und Gewalt in Dutzenden von Spiel- und Dokumentafilmen beschäftigt. Vom Einmarsch Russlands in seiner Heimat fühlt er sich nun ganz persönlich betroffen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 10/2022
Szene aus „Im Nebel“ (2012) – aktuell arbeitet Loznitsa an einem Film über Zivilbevölkerung im Krieg. Im April wollte er in Charkiw und Lwiw drehen
Szene aus „Im Nebel“ (2012) – aktuell arbeitet Loznitsa an einem Film über Zivilbevölkerung im Krieg. Im April wollte er in Charkiw und Lwiw drehen

Foto: Imago Images

Zum ersten Mal traf ich den ukrainischen Filmregisseur Sergei Loznitsa 2012, als er gerade mit seinem Spielfilm Im Nebel auf dem Weg zum Filmfestival nach Cannes war. Der Film, eine Adaption des gleichnamigen Romans des Kriegsveteranen Wassil Bykau, bekam den Preis der Internationalen Filmkritik. Zwischen damals und heute liegen zehn Jahre, einige Kriegsentwicklungen, ein weiteres Dutzend Dokumentar- und Spielfilme – und einige Treffen mit ihm. Zu seinen Filmen der vergangenen Jahre zählen Werke wie die Dokumentarfilme Maidan (2014) über die Ereignisse in Kiew 2013/2014, Austerlitz (2016), eine kommentarlose Beobachtung des alltäglichen Touristenstroms in der Gedenkstätte Sachsenhausen, oder Tag des Sieges (2018), der das Treiben am 8. Mai rund um das Sowjetische