Ein klares JA für ein Böllerverbot

#Böllerverbot Das Jahr ist inzwischen zwei Wochen jung. Eine Petition für ein Böllerverbot veranlasst mich nun doch, nach einigen Überlegungen über meine Erlebnisse an Silvester und Neujahr und die Folgen zu schreiben.

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Ein Grund für die Verzögerung ist auch, dass ich aufgrund einer Prellung der Schulter und des Handgelenks in den letzten beiden Wochen etwas behindert beim Schreiben und Tippen war. Aber dazu später ...

Freitag, 31. Dezember 2021, 19:30 Uhr

Ich fahre mit der S-Bahn zu einer befreundeten Familie, um Silvester zu feiern. Mein Fahrrad ist immer dabei. In der Zone für Fahrräder, Kinderwagen, Rollstühle usw. sitzt eine primitive humanoide Lebensform (männlich, deutsch bzw. westeuropäisch), die sich weigert, eine Maske zu tragen. Aufgrund des Verhaltens schreibe ich hier bewusst abwertend und respektlos. Ich bitte es mehrfach, eine Make aufzusetzen. Zuerst reagiert es nicht und zeigt mir dann den Mittelfinger. Ich melde mich über die Gegensprechanlage beim Fahrer und berichte. Der Fahrer nimmt die Meldung auf und aktiviert eine Lautsprecherdurchsage. So etwas bleibt natürlich folgenlos. Am Frankfurter Hauptbahnhof steigt die primitive humanoide Lebensform aus und brüllt mich vorher noch an. Es beschimpft mich als „F*tze“. Wenn ich etwas wolle, könne ich kommen und wir tragen es mit den Fäusten aus. Es will meine Mutter f*cken und meinen Vater f*cken. Dazu spuckt es auf den Boden des S-Bahn-Wagons, was schon außerhalb einer Pandemie widerwärtig genug ist. Die betreffenden Vokabeln zensiere ich hier selbst. Die Worte sind sicher erkennbar. Ganz abgesehen davon, dass meine Eltern bereits beide tot sind, hätten sie zu Lebzeiten sicher keinen Geschlechtsverkehr mit diesem Gesindel haben wollen. Wer sich so asozial und unsolidarisch verhält, hat auch nicht mit einer sozialen oder solidarischen Haltung meinerseits zu rechnen. Mir ist diese Person egal; meinetwegen kann es an COVID19 erkranken und verrecken. Hauptsache ist, dass es keine unbeteiligten Personen außerhalb seines eigenen Umfelds infiziert.

Wir feiern nett im kleinen Kreis, essen gut, unterhalten uns und hören Musik.

Jahreswechsel: 0:00 Uhr und danach

Trotz eines Verkaufsverbots für Feuerwerkskörper und eines Böllerverbots wird viel geböllert. Es ist nicht so viel wie vor zwei Jahren oder in einem sonstigen normalen Jahr, aber schätzungsweise mehr als halb so viel. Zahlreiche Vögelschwärme fliegen vorbei und manche wechseln auch mehrfach die Richtung. Vermutlich sind nicht alle diese Vogelarten nachtaktiv. Obwohl wir alle keine Vogelexperten sind, vermuten wir, dass diese Vögel durch das intensive Geknalle verstört, aufgeschreckt und in Panik gebracht sind.

Ca. 2:00 Uhr: Heimfahrt

Nach der Begegnung am Vorabend und diversen unangenehmen Erlebnissen im Berufsverkehr verzichte ich auf eine Heimfahrt mit der S-Bahn. Ich radele zur nächsten Straßenbahnhaltestelle. Die nächste Straßenbahn kommt in 14 oder 15 Minuten und an der Haltestelle prügeln sich zwei Männer. Daher verzichte ich und mache mich auf die Heimfahrt mit dem Fahrrad. In der näheren Umgegung ist bereits seit einiger Zeit regelmäßiges Tatütata von Polizei- und / oder Krankenwagen zu hören.

In der Frankenalle im Frankfurter Gallusviertel ist eine Grünfläche mit Gehwegen in der Straßenmitte, die normalerweise sehr angenehm zu Radfahren ist. Aus dem Gebüsch kommen drei Jugendliche oder junge Männer, die mich mit Feuerwerkskörpern bewerfen. Sie treffen mich nicht, aber vor Schreck bremse ich, verliere die Kontrolle und stürze seitwärts. Es ist kein Versehen. Die Drei helfen mir nicht und entschuldigen sich nicht sondern gehen lachend an mir vorbei. Einer fotografiert oder filmt mich mit dem Mobiltelefon. Ich darf wahrscheinlich dankbar sein, dass ich nicht ausgeraubt wwrde. Drei Erwachsene, die den Angriff aus der Ferne beobachten, helfen mir auf. Sie erzählen mir, dass eine knappe Stunde davor bereits ein Spaziergänger und sein Hund mit Feuerwerkskörpern beworfen wurden; ob es die gleichen Angreifer waren, können sie nicht zweifelsfrei sagen. Die Polizei wurde gerufen und war wohl auch da. Aber sie haben zu wenig Personal, um die Attentäter zu suchen und zu finden.

Vielleicht hätte ich zur Polizei fahren sollen, tue es aber nicht; ein Revier ist in der Nähe und ich hätte es mit kleinem Umweg erreichen können. Aber wer hätte was davon? Ich hätte einen Aufenthalt auf dem Revier und ein Blatt Papier mit einem polizeilichen Protokoll. Die Polizei hätte eine Stunde Arbeit. Ich möchte nur noch heim.

Auf dem Heimweg und an den Tagen danach überlege ich, welchen Stellenwert oberhalb von Parasiten meine drei Angreifer haben. Schädlinge in der Natur wie Zecken, Stechmücken oder Flöhe haben immerhin einen Nutzen als Nahrung für Kleintiere und Vögel. Den Nutzen meiner drei Angreifer für die Gesellschaft kann ich im Vergleich dazu nicht beurteilen, denn unsere Begegnung war zu kurz. Mir gegenüber nehme ich sie nur als Schädlinge wahr.
Bei der nächsten derartigen Aktion hoffe ich, dass sie an jemand Bewaffneten geraten, die * der *** sich mit Klinge oder Kugel wehrt, oder dass sie sich selbst die Hand wegböllern.

Samstag, 1. Januar 2022

Die Schmerzen sind schlimmer als in der Nacht. Ich kann die rechte Schulter kaum bewegen und habe Schmerzen in der rechten Hand und an der rechten Seite im Rippenbereich. Das Atmen, Husten und Nase-Putzen tun weh. Ich warte noch ab.

Sonntag, 2. Januar 2022

Ich fühle mich etwas schlechter als am Vortag und fahre in die Notaufnahme des Krankenhauses Frankfurt-Höchst, wo ich drei Stunden verbringe. Danke für das schöne Wochenende. Nach zahlreichen Röntgenaufnahmen ist klar: Schulter, Hand sowie Rippen und Torax sind geprellt, aber nicht gebrochen. Die Lunge ist unverletzt.
Meine Berichte des Tathergangs werden vom überarbeiteten Notaufnahme-Personal mit passendem Sarkasmus kommentiert. Indirekt haben sie es doch noch mit einem Opfer von Böller-Missbrauch zu tun. Zur Abwechslung hätten sie zwischen all den ungeimpften COVID19-Patienten*innen auf der Intensivstation doch gerne mal wieder ein paar abgerissene Finger angenäht.
Die Ärztin meint, in drei bis vier Tagen müssten die Schmerzen vorbei sein und ich hätte wahrscheinlich keine Beschwerden mehr. Aber natürlich habe sie keinen Einblick in mein Schmerzempfinden. „Das freut mich für Sie.“ antworte ich. Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bekomme ich nicht. Die bekomme ich am Montag, den 3. Januar vom Hausarzt unter Vorlage des Untersuchungsberichtes von der Notaufnahme. Der Hausarzt muss mich dazu nicht untersuchen; es ist alles vorbereitet. Dazu gibt es vorsorglich eine Überweisung zur Chirurgie. Nach der einen Woche Arbeitsunfähigkeit sind die Beschwerden insgesamt etwas besser aber noch deutlich vorhanden. Der Chirurg schreibt mich nochmals eine Woche krank.

Petition für ein Böllerverbot

Eingebetteter Medieninhalt

Im Internet stoße ich auf Berichte zu einer Petition, in der ein Böllerverbot gefordert wird, sowie auf die Petition, die ich unterschreibe. Es lohnt sich, den Text der Petition zu lesen, um die Folgen des Feuerwerksgebrauchs für Umwelt, Tiere und Menschen zu verstehen.

Der FDP-Fraktionsvorsitzende des Bayerischen Landtages fordert freies Böllern für Alle, lehnt ein Böllerverbot ab und gibt damit an, gegen das geltende Böllerverbot zu verstoßen. Meine Verachtung für diese Partei steigt weiter.

Eingebetteter Medieninhalt

Feuerwerk als professioneller Partyspaß?

Für vorstellbar halte ich es, in Zukunft betreutes Feuerwerk durch Profis in einem sicheren Rahmen unter Einhaltung pandemischer Hygienerichtlinien zu veranstalten. Es dürfte genug potentielle Anbieter*innen mit unternehmerischem und pyrotechnischem Sachverstand geben, die ein entsprechendes Party-Event veranstelten könnten. Der Gewinn für Umwelt, Tier, Mensch und auch für die Wirtschaft im Vergleich zum freien Böllern wäre klar erkennbar.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Martin Betzwieser

Personifizierter Ärger über Meinungsmanipulation, Kino- und Kabarattliebhaber

Martin Betzwieser

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