Ich liebe Quentin Tarantino

Film und Kino Beim Videopodcast KINO+ verlosen sie ein Filmplakat mit einem Quentin-Tarantino-Autogramm. Das muss ich haben. Meine öffentliche Bewerbung.

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ONCE UPON A TIME ... IN HOLLYWOOD Trailer:
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KINO+ zu ONCE UPON A TIME ... IN HOLLYWOOD:
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Ich besitze Autogramme von vier OSCAR-Preisträgern, von denen zwei zusätzlich Goldene-Palme-Preisträger sind. Zwei davon sind leider mehr oder weniger verschwunden und daher brauche ich unbedingt Nachschub.
Fast genau 25 Jahre vor vor der ersten großen Hitzewelle dieses Sommers war ich im Juni 1994 beim Münchner Filmfest. Hier stellte der aktuelle Goldene-Palme-von-Cannes-Preisträger Quentin Tarantino die Deutschlandpremiere seines zweiten Films PULP FICTION vor. Bei brennenden 39°C trug er am Abend der Vorstellung und am Tag danach einen stilprägenden schwarzen Anzug mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte. Ich liebte den Film sofort, auch, wenn ich Festival-unerfahren war und viele der Dialoge ohne Untertitel nicht komplett verstand. Am Tag danach stieß ich im Festivalzentrum fast mit ihm zusammen. Er gab mir ein Autogramm im Programmheft. Den Ausschnitt hängte ich zusammen mit einem Filmplakat stolz an meine Wand. Hierzu muss ich alle Autogrammsammler warnen, ihre Schätze in der Nähe einer Tageslichtquelle aufzuhängen. Die Farben des Filmplakats und der Unterschrift verblassten mit der Zeit und auf der weißen Fläche von Mia Wallace´s (Uma Thurman) Bluse im Jack Rabbit Slim ist nur noch der Abdruck der Kugelschreibermine zu sehen und sonst bleibt nur die Erinnerung.

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Ebenfalls 1994 war ein junger neuseeländischer Regisseur mit einer Retrospektive seiner Filme und seinem aktuellen Film bei den Hofer Filmtagen zu Gast, den damals außer Fans schräger Horrorfilme niemand kannte. Seine absurde Horrorkultkommödie BRAINDEAD lief leider nur gekürzt. Sein damals aktueller Film HEAVENLY CREATURES hatte als Hauptdarstellerin die damals 17jährige Kate Winslet in ihrer ersten Rolle. Im Filmgespräch erzählte er, dass sie inzwischen mit James Cameron drehe; wir wissen, was daraus wurde. Auf die Frage, was er als nächstes plane, antworte der später Oscar-Preisträger Peter Jackson „Its to early to talk about. But it will be something bigger“. Wir wissen, was daraus wurde. Auch von Peter Jackson bekam ich ein Autogramm im Filmkatalog, den ich seit meinem Umzug 2003 leider nicht mehr finde.

2009 widmete das Frankfurter Filmmuseum dem Schweizer Ausnahmekünstler HR (Hans Ruedi) Giger eine Ausstellung. Für die Ausstattung von ALIEN bekam er einen Oscar. Ein Modell seiner Alien-Skulptur ist dort immer noch in der Dauerausstellung zu bewundern. Bei der Eröffnung und am Abschlusstag war er da und gab Autogramme.

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Auch der gebürtige Wiesbadener Volker Schlöndorf, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feierte, ist immer wieder Gast im Frankfurter Filmmuseum. 2013 stellte der Goldene-Palme- und Oscar-Preisträger die Directors Edition der BLECHTROMMEL vor und ich bekam ein Autogramm.

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Kultregisseur Shinya Tsukamoto (kein OSCAR) war mehrfach Gast beim japanischen Filmfestival NIPPON CONNECTION in Frankfurt. Sein Film TETSUO II war damals bundesweit beschlagnahmt. Auf einer britischen Import-VHS-Ausgabe von TETSUO und TETSUO II bekam ich sein Autrogramm (über dem X).

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Es ist klar, warum diese Sammlung wieder vervollständigt werden muss. Denn ich liebe Quentin Tarantino. Ich liebe ihn dafür, dass er immer wieder etwas Neues macht und uns in jedem Film neu staunen und etwas Neues entdecken lässt; in jedem seiner Filme beim wiederholten Schauen ist immer noch etwas Neues zu entdecken. Ich liebe ihn so sehr, dass ich 1997 eine lange Tarantino-Nacht in meinem damaligen – mittlerweile geschlossenen - Lieblingskino in Frankfurt-Höchst mitorganisierte; RESERCOIR DOGS, PULP FICTION und FROM DUSK TILL DAWN liefen damals. Ich liebe ihn dafür, dass er als weißer heterosexueller Mann der beste lebende schwarze Regisseur und der beste „Frauenfilm“-Regisseur ist, der die besten Action-Heldinnen ins westliche Kino brachte, die es davor mit wenigen Ausnahmen nur im asiatischen Kino gab. Ich liebe ihn dafür, dass er sehenswerte Filme zitiert, die dann Dank Tarantino als verspäteter Beifang im deutschen Kino oder Heimkino veröffentlicht werden; wer würde ohne ihn hier LADY SNOWBLOOD kennen. Ich liebe ihn dafür, dass er sich jetzt auch selbst zitiert; dass er erneut seine Kumpel Michael Madsen und Tim Roth (als Aufnahmeleiter „Action“, „Cut“, ich sah ihn gar nicht sondern nur seinen Namen im Abspann) in Gastrollen unterbringt, dass er Kurt Russel nach DEATH PROOF erneut als Stuntman besetzt, dass er Leonardo di Caprio weinen lässt und ihn einen Schauspieler spielen lässt, der eine Rolle wie die des despotischen Calvin Candy spielen lässt, dass er diese vielen Filmplakate zeigt. Ich liebe ihn dafür, dass er Jahre lang in seinen Filmen seinen Fußfetischismus auslebte. Ich liebe ihn dafür, dass er trotz seines Rufs als Gewaltfilmregisseur sehr pazifistische Szenen zeigt, z.B. als Jules Winfield (Samuel L. Jackson) den Räubern sein gesamtes Geld anbietet, um ihn nicht töten zu müssen. Ich liebe Tarantin auch für seine Fehlentscheidungen. Al Pacino ist meiner Meinung nach eine Fehlbesetzung als Filmproduzent / Manager; vor meinem geistigen Auge sehe ich in der Rolle Harvey Keitel. Ich liebe ihn trotz der überflüssigen Flammenwerferszene am Schwimmbecken, die keine Notwehr mehr ist sondern überflüssig sadistisch. Ich liebe ihn dafür, dass er John Travolta und Pam Grier aus den Mülltonnen von Hollywood aufsteigen ließ.
Ich liebe ihn dafür, dass er uns in ONCE UPON A TIME ... IN HOLLYWOOD mit einem aprubten Ende ratlos zurück lässt. Und so aprubt endet jetzt diese Liebeserklärung und die Bewerbung um das Autogramm.

Filmkritiker Hans Ulrich "Pöni" Pönack über ONCE UPN A TIME ... IN HOLLYWOOD:
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"Die Filmanalyse über ONCE UPN A TIME ... IN HOLLYWOOD:
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Geschrieben von

Martin Betzwieser

Personifizierter Ärger über Meinungsmanipulation, Kino- und Kabarattliebhaber

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