Zuerst lernte ich Gerhard Polt natürlich im Fernsehen kennen. Als Jugendlicher sah ich seine Serie „FAST WIA IM RICHTIGEN LEBEN“. Skurille Alltagsbeobachtungen und scharfe Analyen aus den späten 70er und 80er Jahren sind nicht nur komisch sondern auch sehr nachdenklich. Themen wie Behördenalltag, Kalter Krieg und Alltagsrassismus werden sehr klug thematisiert und oft bleibt dem Publikum das Lachen im Hals stecken. Die Unterhaltung mit einem afrikanischen Hausgast ist aus heutiger Sicht kaum auszuhalten. Er soll für den Sohn etwas auf der Trommel spielen und hat keine Lust dazu, ist von den üblichen Afrika-Klischees sichtbar genervt. Aber wozu holte sich die Familie einen „Neger“ ins Haus, wenn er nicht mal für den Sohn trommel spielt. Bei der Besichtigung eines Atombomben-Schutzbunkers mit Einrichtung und Nahrungsmittellager wird einem im Jahr 2022 ganz anders.
Deutsche Filmkomödien sind ja meistens das Gegenteil von komisch. Eine großartige Ausnahme ist der erste Kinofilm von und mit Gerhard Polt: KEHRAUS von 1983.
Messerscharf werden betrügerische Verkaufs- und Geschäftspraktiken eines Versicherungskonzerns, der betriebliche Alltag inklusive Umstrukturierungs- und Entlassungsplänen des Vorstandes und bayerisches Partyverhalten analysiert.
Im März 2018 war ich mit einem Freund in einer Theatervorstellung von Gerhard Polt und diese Vorstellung gehörte zu Allerbesten, was ich je auf einer Kabarettbühne erlebte.
Nachtrag 09.05.2022
Dieser Geburtstagsgruß an bzw. für den von mir sehr verehrten Gerhard Polt wurde von mir am Samstag früh (07.05.2022) geschrieben und zur Veröffentlichung vorgesehen, was normalerweise problemlos klappt. Der Beitrag wurde aber zurückgehalten, zur redaktionellen Prüfung ausgewählt und mit zwei Tagen Verzögerung veröffentlich. Ursache ist offensichtlich das Zitat eines sehr schlimmen Wortes mit "N", das ich selbst verabscheue, das aber im satirischen Kontext von Gerhard Polt´s Beitrag aus heutiger Sicht sehr viel Sinn macht. Die Redaktion antwortet mir auf Nachfrage nach zwei Tagen:
"Wir bitten Sie vielmals um Entschuldigung für die Verzögerung. Der Text ist wegen eines Wortes in der Moderationsschleife gelandet und dann wohl leider am Wochenende durchgerutscht. Das tut uns leid. Inzwischen ist der Text aber freigeschaltet."
Also: alles Gute nachträglich zum Geburtstag, lieber Herr Polt.
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