And the OSCAR 2022 goes to ...

Kino + Film #Oscars Die OSCAR-Show ist zurück in der großen Halle, krankt aber an Fehlern, die zum Teil letztes Jahr eingeführt wurden.

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Beim Moderatorinnen-Trio komme ich mir vor wie in einer Filmkomödie, die ich nie sehen möchte. Zum zweiten mal stammt die musikalische Untermalung nicht von einem kleinen Filmorchester sondern von einem DJ, der sehr einfallslose Konservenmusik einspielt, was einen Mangel an Atmosphäre verursacht.

Die erste Kategorie, die ausgezeichnet wird, ist die weibliche Nebenrolle, an die ich mich meistens kurz danach bis zur nächsten OSCAR-Show nicht erinnere. Die beste Nebendarstellerin, an deren Namen ich mich jetzt nicht erinnere, spielt im neuen WEST SIDE STORY. Für die gleiche Rolle bekam einst Rita Moreno den Nebenrollen-OSCAR. Das gab es übrigens so bisher nur bei den Rollen Don Vito Corleone (Marlon Brando als bester Hauptdarsteller in DER PATE und Robert de Niro als bester Nebendarsteller in DER PATE II) und beim Joker (Heath Ledger als bester Nebendarsteller in THE DARK KNIGHT und Joaquin Phoenix in JOKER).

Nach einer Stunde schaffen sie es doch, eine Band auf der Bühne zu platzieren. Eine halbe Stunde danach ist die Band wieder weg. Und später spielt ab und zu ein Orchester.

Der japanische Film DRIVE MY CAR bekommt den OSCAR für den besten internationalen Film. Das ist der einzige Film, bei dem ich bedauere, dass ich ihn nicht im Kino sah.

Billie Eilish bekommt den Oscar für den besten Filmsong. Ich habe so ziemlich alle Bond-Songs im Ohr, den Song aus dem letzten Bond-Film vergesse ich immer zwei bis fünf Minuten nach dem Hören. Und dieser Song ist noch das Beste an diesem Bond-Film.

Ansager Chris Rock, ein angeblich lustiger Bühnenkomiker, macht einen missratenen Witz über Will Smith´s Ehefrau und ihren kahlen Kopf. Jada Pinket-Smith hat keinen kahl rasierten Kopf für eine Rolle sondern leidet unter Haarausfall. Will Smith betritt die Bühne und ohrfeigt ihn. „Keep my wife´s name out of your fucking mouth!“ Längere Zeit bin ich nicht sicher, ob es ein gespielter Scherz oder echt ist. Scheinbar war es echt.
Eingebetteter Medieninhalt
Sechs OSCARs gibt für DUNE in den Kategorien Bildgestaltung, Film-Editing (Film-Schnitt), Musik, Ausstattung Visuelle Effekte und Ton; damit bekommt der Film die meisten OSCARs. Der Regisseur war nicht mal nominiert.

Die spannendsten und interessantesten Momente:

Francis Ford Coppola, Al Pacino und Robert de Niro erinnern an die PATE-Trilogie, die vor 60 Jahren aufgeführt wurde.
Es gibt einen etwa zweiminütigen Bild- und Tonausfall.
Das legendäre Trio aus PULP FICTION Uma Thurman, Samuel L. Jackson und John Travolta präsentieren den Hauptrollen-OSCAR. Will Smith bekommt ihn nach seiner Handgreiflichkeit und seinem „Fucking mouth“-Gebrüll. Seine Karriere dürfte trotz des Oscars für die beste Hauptrolle mehr oder weniger zu Ende sein. Hier hatte ich auf Gentleman-Schauspieler Benedict Cumberbatch als schmutzig-aggressiven Rinderbaron getippt.

Eine ganz schlechte Idee

war, mehrere Kategorien nicht live zu vergeben sondern die Auszeichnung vorab aufzunehmen und als gekürzte Einspieler zu zeigen – z.B. für Editing (Film-Schnitt) und Filmmusik. Film ist eine Gemeinschaftsleistung mit Tausenden von Beteiligten und es sieht so aus, als ob es hier OSCAR-Kategorien zweiter Klasse gibt. Film-Editoren haben oft einen größeren Einfluss auf den fertigen Film als die Regisseure*innen. Und die Filmmusik gehört zum Wichtigsten eines Kinofilms.

Am Samstag hatte ich vorübergehend vor, Keneth Branagh´s BELFAST im Frankfurter Filmmuseum zu sehen, entschied mich aber dann doch dagegen, nachdem ich in mehreren Audio- und Video-Podcasts gehört hatte, dass es schnulziger und langweiliger Schmachtfetzen in aufdringlicher Schwarz-weiß-Optik sei. Z.B. hier, hier und hier:

Eingebetteter Medieninhalt

Die beste Regie geht an die Neuseeländering Jane Campion (DAS PIANO). Der OSCAR für den besten Film geht an CODA, eine Neuverfilmung der französischen Tragikomödie KENNEN SIE DIE BELIERS, der hier nie regulär im Kino sondern auf einen Streaming-Anbieter laufen wird. So etwas ist nie ein gutes Zeichen. Es sieht so aus, als ob es in diesem OSCAR-Jahrgang nichts Besseres gab.

Fazit: Gute Nacht.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Martin Betzwieser

Personifizierter Ärger über Meinungsmanipulation, Kino- und Kabarattliebhaber

Martin Betzwieser

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