Wieso reden und schreiben alle von Spenden?

Bimbeskanzler Kohl: Im Zusammenhang mit dem neuen Interview-Buch reden und schreiben immer noch alle von Parteispenden. Warum das?

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Bildquelle: Greser & Lenz

Eigentlich möchte ich mich gar nicht lange mit den protokollierten Aussagen des Bundeskanzlers a.D. aufhalten. Manche der Aussagen sind nicht unbedingt neu, wirken in der geballten Berichterstattung teilweise aber doch sehr unzivilisiert. Viele seiner ehemaligen Ministerinnen und Minister bezeichnete er demnach als hinterfotzige Verräter ; Angela Merkel habe bei Staatsempfängen herumgelungert nicht richtig mit Messer und Gabel essen können. Die Revolutionsbewegung in der damaligen DDR redet er klein; Hauptgrund für den Niedergang der DDR sei der wirtschaftliche Zusammenbruch der Sowjetunion und des Ostblocks gewesen. Da wird er auch immer wieder für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, obwohl sein eigener Beitrag zur Deutschen Einheit im Wesentlichen darin bestand, dass er im richtigen Moment die richtigen Instinkte hatte und an den richtigen Orten war.

Die so genannten Parteispenden

Kohl weigert sich bis heute, die so genannten Großspender zu nennen, die in den 90er Jahren etwa 2 Millionen D-Mark in schwarze Kassen "spendeten". "spendeten".

Denken Sie bitte einmal nach. Sie spendeten sicher auch schon Geld an eine gemeinnützige Organisation oder an eine politische Partei - und tun das jetzt möglicherweise immer noch. Einer gemeinnützigen Organisation bzw. einer politischen Partei möchten Sie neben steuerlichen Aspekten helfen, ihre Ziele zu erreichen und erfolgreich zu sein; bei Spenden an politische Parteien ist auch immer wieder die sprichwörtliche politische Landschaftspflege im Spiel.

Wenn Sie einer gemeinnützigen Organisation oder besonders einer politischen Partei Geld spenden und später aufgrund Ihrer Spende die Organisation oder Partei einen erheblichen finanziellen Schaden hätte - im Fall der CDU eine Geldstrafe in zweistelliger Millionenhöre (D-Mark) wegen Verstoß gegen das Parteiengesetz - dann würden Sie sich als Spenderin oder Spender doch überlegen, sich zu erkennen zu geben, um Schaden von derPartei zu nehmen, der Sie eigentlich einen finanziellen Nutzen bringen wollten. Niemand von den "Spenderinnen" und "Spendern" gab sich aber zu erkennen, um möglichen Schaden für die Partei zu verhindern. Alle bestanden darauf, anonym zu bleiben und der Parteivorsitzende und Bundeskanzler Helmu Kohl gab sein Ehrenwort, die Anonymität zu wahren.

Daher ist es für mich absolut klar und logisch. Es waren keine Parteispenden. Es handelte sich um Bestechung. Es waren Geldzahlungen für politische Gegenleistungen. Es war politische Korruption.

Bitte ein Hörbuch!

Das vermeintliche Aufklärungsbuch mit den Gesprächsauszügen habe ich übrigens nicht und werde es mir auch nicht besorgen. Hier möchte sich ein alternder Autor noch viel Geld und vielleicht den Ruf eines Enthüllungsjournalisten verdienen. Ein Hörbuch mit den Originalaufnahmen würde ich mir vielleicht schon besuchen. Vielleicht wird sich der damalige Gesprächspartner von Bimbeskanzler Dr. Helmut Kohl ja irgendwann einmal zwischen dem Ableben von Kohl und seinem eigenen ja noch um wirkliche Aufklärung kümmen, indem er die Tonbandaufnahmen vollständig digitalisiert und als Audiodateien frei zugänglich ins Internet stellt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Martin Betzwieser

Personifizierter Ärger über Meinungsmanipulation, Kino- und Kabarattliebhaber

Martin Betzwieser

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