Rettet Ina Müller vor der Beförderung ins Erste!

Medientagebuch Deutschlands Norden liebt die NDR-Show "Inas Nacht". Nun will die ARD vom Erfolg auch etwas abhaben und hebt die Sendung in ihr Programm. Bitte nicht!

In Norddeutschland ist die Kodderschnauze Ina Müller längst ein ­Begriff. Als Moderatorin des NDR bespielt sie mehrere Formate. Eins zielt auf die Fremdenverkehrswerbung und heißt Inas Norden. Dort werden zu Sendezeiten, zu denen auch Kinder vor dem Fernsehen sitzen, die Schönheiten des NDR-Sendegebietes gezeigt, etwa Husum (Knut Kiesewetter lebt!) oder Wismar. Und es ist dennoch nicht möglich, dabei einzuschlafen, weil Ina Müller es an jeglichem Respekt für die Gegend fehlen lässt, und die Leute (Sänger, Museumsführer, Restaurantköche) reihenweise krass ­anbaggert, dass man den nächsten Versuch einfach nicht verpassen möchte. Man kann – ohne sexistisch zu sein – sagen, dass Frau Müller, sie soll schon 43 sein, eine aufgeweckte Blondine ist.

Wie aufgeweckt, zeigt sie in ihrem Format für Erwachsene Inas Nacht. Das wird im Dritten um Mitternacht gesendet und im Schellfischposten aufgezeichnet, einer winzigen Kneipe mit zwei Tischen und zehn Plätzen in Hamburg-Altona, direkt beim Hafen. Die Kneipe hat dadurch eine Art lokaler ­Berühmtheit erlangt, die ihr bislang verwehrt geblieben war. Was im rheinischen Karneval von der Sitzungskapelle als Tusch gespielt wird, liefert hier ein Shanty-Chor aus älteren Herren, die alle so verkleidet sind, wie man sich südlich von Hamburg solche Figuren vorstellt. Sie singen von draußen durch die geöffneten Fenster hinein.

Derweil holt Ina aus B- und C-Promis wie Heino, Dagmar Koller oder Richy Müller Geständnisse heraus, nach ­denen sich Klatschblätter die Finger ­lecken würden. Sie charmiert ihre Gäste, bis diese weich wie Butter sind. Und schießt dann mit einer scharfen persönlichen Frage jäh dazwischen. Als ­Zuschauer muss man jede Sekunde konzentriert sein, um nichts zu verpassen.

Nun wird Inas Nacht auch ins ARD-Programm gehoben, als Wiederholung fürs Erste. So verständlich das angesichts der krisenhaften Lage der ARD-Unterhaltung sein mag und so sehr man Ina Müller die Beförderung gönnen mag, so langweilig könnte es werden, wenn sie sich an die strengen ARD-Gesetze anpassen muss. Man erinnert sich mit Schrecken, was aus Friedrich Küppersbusch werden konnte. Der Norden liebt Ina Müller, während sie bei der ARD Gefahr läuft, zum Instrument von Programmstrategen zu werden. Das geht meistens schlecht aus. Und das Schöne ist ja: Fans im ganzen Land können das NDR-Programm empfangen. Sie müssen nur einschalten.

Inas Nacht Freitagnacht 0.00 Uhr NDR; Wdh. Montagnacht, 0.20 Uhr ARD

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