Frauen gehen in Kabul auf die Straße, und sie recken die Fäuste für oder gegen das neue Ehegesetz. Lautstark Slogans werden skandiert, hier für Frauenrechte, dort für Allah, hier in Jeans, dort mit weiten Roben, die jede Körperkontur verschwinden lassen. Frauen gegen Frauen auf der Straße, getrennt durch eine Eskorte der Polizei.
Ich kann mich an keine derartige Protestveranstaltung während der vergangenen Jahren in Kabul erinnern. Ein kleines positives Zeichen für eine aufkeimende Zivilgesellschaft, auf jeden Fall eine Ermutigung.
Sicher, es sind auch Männer da. Bestellte Demonstranten, die später – nach der Festnahme durch die Polizei – aussagen werden, sie seien von Ayatollah Mosheni, einem der Paten des umstrittenen Ehegesetzes, veranlasst worden, hier Flagge zu zeigen.
Dessen Paragrafen – sie sollen allein für die schiitische Community des Landes (etwa ein Fünftel der Bevölkerung) gelten – schränken Rechte von Frauen nicht nur ein, sie machen es auch zur Pflicht, den Ehemännern alle vier Tage Sex zu gewähren. Frauen dürfen überdies daran gehindert werden, das Haus zu verlassen. Also fordern die Demonstrantinnen, diesen Kodex der Unterwerfung zu kassieren. “Egal welcher Religion wir angehören. Wir alle sind gegen das Gesetz. Es muss überprüft und am besten abgeschafft werden”, ist immer wieder zu hören.
Die Keule des Anti-Islam
Gender-Programme haben ausgedient
Martin Gerner arbeitet als freier Journalist und im Auftrag von NGOs in Afghanistan.
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