Gefährliche Tendenzen

Im Gespräch Der libanesische Politologe Fawwas Traboulsi kann einer Intervention in Syrien ebenso wenig abgewinnen wie der "jemenitischen Lösung"
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Der Freitag: Wie blicken Sie auf das Geschehen in Syrien, optimistisch oder pessimistisch?

Fawwas Traboulsi:

Weder noch. Ich bin traurig, wütend und sehe vor allem die menschliche Tragödie. Längst geht es nicht mehr um das Regime, sondern um die gesellschaftliche Zukunft des Landes. Im Jahr 2000 reformierte Baschar al-Assad, nachdem er die Nachfolge seines Vaters angetreten hatte, sofort den Finanz- und Wirtschaftssektor. Der alte Wohlfahrtsstaat, der weite Teile der Gesellschaft versorgte, wurde neoliberal dereguliert. Das Regime setzte auf Wirtschaftsreformen, um von der Demokratie-Frage abzulenken. Der ehemalige Industrieminister, noch heute ein enger Assad-Berater, erklärte damals: Wir folgen dem chinesischen Modell. In der Konsequenz waren vor einem Jahr, als die U