Ambivalente Gebührenzahler

KOMMENTAR Fußball als kulturelles Grundbedürfnis

Lange halten ARD und ZDF nicht mehr durch. Das kann man sich als einer der Deppen, die noch an die GEZ Gebühren zahlen, zur Beruhigung sagen. Der baldige Exitus der öffentlich-rechtlichen Anstalten liegt aber nicht etwa daran, dass die Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 nicht dort zu sehen sein werden, nachdem die Verhandlungen mit der Kirch-Gruppe, die die Weltrechte an den Weltmeisterschaften besitzt, gescheitert sind. Dann wären ARD und ZDF ja schon längst am Ende, denn der Fußball ist ohnehin bei den Öffentlich-Rechtlichen kaum noch zu sehen: Die zweite Liga findet im DSF statt, die Champions League auf RTL, und die erste Bundesliga ist größtenteils auf Sat.1 zu sehen. Lediglich für das Samstagsspiel um 20.15 Uhr, gegen das zur Zeit die Fußballfans ob seiner bemerkenswert zuschauerunfreundlichen Terminierung Sturm laufen, hat das ZDF die Erstrechte. Das darf es am Samstag ab 22 Uhr in seinem Aktuellen Sportstudio eigen.

Die Prognose, dass es mit ARD und ZDF bald ein Ende hat, basiert vielmehr darauf, wie die Öffentlich-Rechtlichen gerade kritisiert werden, nachdem sie den Zuspruch für die Fußball-WMs nicht erhielten.

Die einen sagen: Wir sind Gebührenzahler, und deswegen ist es unverantwortlich, dass die vom WDR-Intendanten Fritz Pleitgen geleitete Kommission mit Millionenangeboten nur so um sich geworfen hat - die öffentlich-rechtlichen Sender sollten lieber kleinere Sportarten zeigen und den Fußball den privaten Konkurrenten überlassen.

Die anderen sagen: Wir sind Gebührenzahler, und deswegen ist es unverantwortlich, dass die vom WDR-Intendanten Fritz Pleitgen geleitete Kommission derart früh aus den Verhandlungen ausgestiegen ist - die öffentlich-rechtlichen Sender sind dazu verpflichtet, die kulturellen Grundbedürfnisse zu befriedigen, und dazu gehört Fußball. Es ist - intellektuell betrachtet - das letzte Gefecht der Öffentlich-Rechtlichen, denn es geht nur noch darum, wessen Spielball sie sind. Niemand kommt wohl auf die Schnapsidee, behaupten zu wollen, dass die Qualität der Fußball-Berichterstattung bei ARD und ZDF besser sei als bei Sat.1, RTL oder DSF.

Es gibt keine journalistisch-qualitativen Argumente mehr für die ARD und das ZDF. Faktisch sind sie am Ende, und damit übrigens auch die dritten Programme, die vielen Radioprogramme, der Kinderkanal, 3sat, Arte, Phönix und übrigens auch Eurosport.

So richtig am Ende sind die Öffentlich-Rechtlichen aber letztlich nur, wenn auch die GEZ aufhört zu existieren. Doch die, so steht zu befürchten, wird es sogar noch geben, wenn die Deutschen mal wieder Fußballweltmeister geworden sind.

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