Auf immer verflucht

Bosnien Srebrenica erstickt in internationaler Hilfe und Wohltätigkeit. Die Zahl der Bewohner nimmt währenddessen weiter ab
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2021
Gedenkpark Srebrenica-Potočari: Balkanmuslimische Familien kommen hierher, fahren aber nicht in die Stadt hinein
Gedenkpark Srebrenica-Potočari: Balkanmuslimische Familien kommen hierher, fahren aber nicht in die Stadt hinein

Foto: Adam Guz/Getty Images

Ende Juli spazierte ich durch Srebrenica. Eine Woche vor dem Ende seiner zwölfjährigen Amtszeit hatte Valentin Inzko, Hoher Bevollmächtigter der UNO in Bosnien, kraft seiner diktatorischen Vollmachten ein Gesetz erlassen. Danach sollte die Leugnung eines Genozids in Srebrenica mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden. Die Reaktionen waren erwartbar: Der Eingriff wurde nicht nur von serbischer, sondern auch von kroatischer Seite abgelehnt. Der zuvor politisch schwächelnde Frontmann der Bosnien-Serben, Milorad Dodik, konnte sich profilieren und forderte die Justiz umgehend mit dem Satz heraus: „Es gibt eine Wahrheit – da war kein Genozid.“

Ich kontaktierte meinen österreichischen Landsmann Inzko, der nebenbei auch die slowenische Minderheit i