Als es erstmals im prorussischen Transnistrien krachte, fuhr ich zufällig gerade hin. Einige Propagandisten des Kreml sagen offen, dass die Vereinigung mit dem 1992 blutig von Moldawien abgespaltenen Landstreifen ein Kriegsziel darstellt. Da die russische Armee aber noch weit hinter Odessa steht, halten sich die zwischen Moldawien und der Ukraine eingeklemmten Separatisten seit dem 24. Februar bedeckt.
Ich fuhr nach Varnița, einen offiziell von Moldawien kontrollierten Vorort der transnistrischen Grenzstadt Bender, der aber mittels Pässen, Renten, Arbeitsplätzen und Autokennzeichen nach Transnistrien orientiert ist. Nach 1709 – nach dem Sieg Peters des Großen über den schwedischen König Karl XII. – ließ sich der Rest der schwedischen Armee in Varnița nieder. Schweden entsagte nach der verlorenen Schlacht von Poltawa seiner imperialen Ambition und wurde ein prosperierender Nationalstaat. Der frisch exilierte russische Autor Michail Sygar meint, dass Putin sein Poltawa bräuchte, damit auch Russland von imperialen Komplexen geheilt wird.
Schüsse aufs leere Ministerium
Als ich anreiste, wurde zufällig gerade das (leere) Tiraspoler „Ministerium für Staatssicherheit“ beschossen, wurden in Grigoriopol zwei russische Radiomasten gesprengt, wurde das 20.000-Tonnen-Munitionsdepot in Cobasna von Drohnen anvisiert. Ich hielt in Comrat, der Hauptstadt der ebenfalls leidenschaftlich russophilen Teilrepublik Gagausien. Die Aufregung war zum Schneiden. Ein zartblau-taubengrau gewandeter Elegant saß telefonierend auf einer Parkbank: „Jetzt besetzen Moldawien und die Ukraine Transnistrien, Krasnoselskij hat uns gerade zu Hilfe gerufen.“ Tatsächlich hatte der transnistrische „Präsident“ Vadim Krasnoselskij soeben Warnstufe Rot verhängt, alle Kinder in Distanzunterricht geschickt und die geliebte Siegesparade am 9. Mai abgesagt.
Moldawische Zöllnerinnen hatten behauptet, Transnistrien sei seit dem 24. Februar zu, das konnte aber nicht stimmen, die Verkehrsströme in Grenznähe waren massiv. Ich erkundigte mich in der zuständigen Kreisstadt Anenii Noi, wie ich unbehelligt nach Varnița käme. Der schwer parfümierte Vize-Landrat – er hielt die Explosionen drüben für eine russische Provokation – riet mir lachend: „Überhaupt kein Problem. Wenn dich die russischen Friedenstruppen fragen, wo du hinwillst, sag Bürgermeister Nikotenko.“ Beim Ausdruck „russische Friedenstruppen“ wurden meine Finger feucht.
Tatsächlich standen vor der Abzweigung nach Varnița einige russische Soldaten. Da sie gerade ein ukrainisches Paar kontrollierten, ließen sie mich unbeachtet passieren. Die Anhöhe über Varnița eröffnete ein Panorama auf die ganze transnistrische Zentralagglomeration, auf die Junkie-Plattenbauten von Bender, die Sheriff-Stadien, die Hauptstadt Tiraspol, den Dnister. Die Tiraspoler Explosionen waren hier angeblich zu hören gewesen.
Varnița war 1711 – 1713 „Neu-Stockholm“ gewesen, Karl XII. hatte von hier mit Kurieren regiert, und ein europäisches CHOICE-Projekt hatte mit schwedischen Kronen gemeinsame Gedenkkultur gefördert. Hinter einem grünen Zaun fand ich eine freigelegte Grundfeste des schwedischen Lagers, das büstenlose Denkmal für Karl XII., viel auffälliger war aber eine Tafel für Iwan Masepa positioniert. Nanu, der ukrainische Kosaken-Hetman, 1709 hier gestorben? Es traf sich gut, dass außen am Zaun eben eine Ukrainerin vorbeiging, eine Geflüchtete aus dem Gebiet Sumy, Krebspatientin in Morgenmantel und eng anliegender Haube. Ihre im Ausland lebenden Varnițer Freunde ließen sie gratis im anliegenden Häuschen wohnen. Den Text der Masepa-Tafel hatte sie sich noch nie durchgelesen. Sie erzählte: „Irgendwelche Schweden wollten das Häuschen oder auch die Brache daneben kaufen, niemand will aber verkaufen.“
Fake News in Transnistrien: Antrag auf EU-Beitritt, Generalmobilmachung
Es dämmerte. Dort, wo Varnița in Bender übergeht, hatte sich ein langer Grenzstau gebildet. An drei Holztischen im Freien saßen junge Pendler und knabberten Samensnacks. Zwei von ihnen, abgefüllt mit transnistrischem Cognac, Kvint, luden mich zu sich. Der eine hieß so ähnlich wie Grubohradski, hatte polnische Vorfahren, sprach aber kein Polnisch, der andere hieß so ähnlich wie Fürsorger, war deutscher Nationalität, sprach aber kein Deutsch. Sie waren Transnistrier und fanden „Russlands Sache in der Ukraine richtig“. Grubohradski verwechselte zwar NATO und UNO, auch so war ihm aber klar, dass „uns jetzt die ganze Welt in die Mangel nimmt, sie ficken uns von hinten und von vorne durch“. Die Explosionen hielten sie für einen Angriff der Ukraine. Ich holte dazu aus, mit ihnen mögliche Parallelen von schwedischem und russischem Imperialismus zu diskutieren. Daraus wurde leider nichts.
Mir war in diesem Moment nicht bekannt, in welchem Ausmaß Transnistrier an jenem Tag durch Fake News verstört wurden: Die gehackte Seite des Obersten Sowjets verkündete Transnistriens Antrag auf EU-Beitritt, andere Kanäle die Generalmobilmachung oder die sofortige Evakuierung. Später am Abend sollte ich in Anenii Noi hören, dass viele die Gerüchte glaubten, „in Transnistrien ist Krieg“, einige sprangen spontan ins Auto und flohen nach Moldawien. Ich machte im Gespräch beim Grenzstau den Fehler, mein Nachrichtenwissen über die Tiraspoler Explosion etwas zu genau wiederzugeben. Fürsorger hielt mich plötzlich für einen westlichen Diversanten und fragte Grubohradski in einem Schwall von Mutterflüchen, ob sie nicht gut daran täten, mich umzubringen. Er presste hervor: „Verfick dich, sonst ...“ Dann sprang er auf.
Ich überlegte nicht, stieg aufs Gas und fuhr ohne anzuhalten aus Neu-Stockholm raus. Auch bei der Ausfahrt beachteten mich die russischen Friedenstruppen nicht. Das lag wohl an den streunenden Hunden, die bei den zahlreichen Kontrollposten lebten, sie hatten Nachwuchs gekriegt. Ein Welpe hoppelte auf die Straße, ein junger russischer Soldat hob ihn auf und brachte ihn in Sicherheit. Er wirkte sehr fürsorglich dabei.
Kommentare 18
"oberster sowjet" 2022, - nostalgie-dörfer auf der weltkarte, tlw. live bewohnt von enthusiasten der vergangenheit.
dazu - vermutlich paradigmatisch- : aufgewühltes hass-volk, das leidenfrost am liebsten an die gurgel ginge einerseits, andererseits militär als museumswächter, das nix mehr so heiß isst, wie es gekocht wurde, dem musealen wohl ein cool-down für sich selbst abgewinnt?
das ganze garniert mit web-g'häck, - der mett- äh, wäbb -igel namens "fake it 'till you make it" lässt grüßen: letztlich ein sehr altes motto, das auch gern in den ökonomischen u. militärischen planungsgremien u. -ebenen des realsozialismus beherzigt wurde, - da sind sich das silicon-valley und die beton-kommunisten in ihren feuchten steuerungsträumen wohl viel ähnlicher, als zunächst vermutet. (vergl. auch allende ...)
und leidenfrost würde binnen des nächsten halben jahres im freitag kein bein mehr an den boden kriegen, wären die fake-fraktionen hier nicht von uralt-kämpen a la jäger bis augstein geführt, zumindest proaktiv geduldet und bemäntelt, - von alibi-opfern mal abgesehen -, während gegenläufige fact-friends aber moderierend verhindert oder niedergebrüllt/zugeschissen werden, denn die alt-kämpen sind eben zu alt, um ihre fakes auf die schnelle gänzlich hier durchzudrücken. nichtsdestotrotz bleiben den geistig jungen und dem nachwuchs offenkundig fast nur noch rand-themen und solche orchideen-formate wie dieses hier. natürlich gibts auch bereitwillig angepasste hard-boiled-fakers unter den jungen, - aber das bleiben zuwenige und zu schlechte, um auf die dauer eine zeitung daraus zu machen. "junge welt", nd-der-tag usw. gibts ja schon und eine "rote fahne" o. ä. braucht eben keiner mehr ...
Und, daraus lässt sich dann messerscharf schließen, das Sie sich selbst zu den "geistig jungen" zählen, wobei sich das objektiv wohl nicht befriedigend/hinreichend klären lässt, ansonsten fällt man in die Modi zurück, die kürzlich 'verapelt' wurden.
Über den und darüber hinausgehend kann ich Ihnen auch mal 'ne Lektüre empfehlen, die von ihm hier ausgebreitet wird. Das braucht natürlich (meine) Zeit, um es 'verarbeiten' zu können. Den Walter Reese-Schäfer 'kannte' ich bisher nicht. Es gibt noch mehr von ihm zu lesen.
Ansonsten läuft ja wieder unübersehbar im Logbuch das alltägliche Ritual ab.
Das allabendliche.
" ... die Gegner des ethischen Universalismus und des Konsenses: Michel Foucault und Jean-François Lyotard in Frankreich, Richard Rorty in den USA, im deut-schen Sprachraum etwa Odo Marquard und Hermann Lübbe als Verfechter des Herkommens und der Üblichkeiten."
gleich vier dicke fehler schon auf der ersten seite, aus dem todesjahr apels, - das hat er nicht verdient.
aber tun sie sich für 27 euro keinen zwang an und folgen dem selbstlob "diesen Band deshalb auch als Einführung in eine der aufregendsten Kontroversen der euroamerikanischen Ge-genwartsphilosophie [zu) lesen", dem sich offenbar kaum jemand außerhalb der "schule" anschließen mag. sofern noch newbie kann man auch aus schlechten büchern zunächst noch einiges mitnehmen, aber dazu muss man selberdenken, um nicht auf falsche fährten zu geraten ...
Haben Sie Philosophie studiert? (im Übrigen Null Euro)
"null euro" entweder über institutionellen zugang, dann zahlen aber andere für sie (mit), - das kennt man ja, nehmen linke immer gern mit, den abgeschöpften schweiß der niedriglohngruppen, bei ihnen vermutlich gewerkschaft -, oder NICHT DIESER link, sondern buchgesellschaft o. a. quelle.
1972-06/1976, 2 bis 4 wochenstunden präsenz zzgl. uni-bibl./lesen & arbeiten, inkl. klausuren, bei dr. armin müller am gymn. paulinum mit uni-anbindung für avanciertere studien. grundlage waren vorabversionen seiner mit einem uni-kollegen entwickelten lehr-bände, inzw. glaube ich 6 stück, zu denen er dann extemporierte, denn die kommentare gabs noch nicht, die bände bestanden damals allein aus original-ausschnitten u. z. t. übersetzungen, bes. aus dem altgriechischen, - gibts heute noch bei aschendorff. es gab noch weitere institutionelle quellen, aber die waren unterirdisch und von daher keiner rede wert. seither privatstudien, insbes. auch marx u. engels, ca. 50% der mew, ca. 1/3tel der mega, u. v. a. mehr, hab' ich aber alles schon dreimal hier geschrieben, - aber tja, ihr gedächnis, wie wollen sie denn da philosophie betreiben? aber reese ist ja auch politikwissenschaftler, vlt. geht's dann auch mim sieb als speicher ...
Aha, "Niedriglohngruppe" also auch dieses Philosophen. – diesmal Quelle im Darknet
Jetzt könnte ich schreiben, "durchs Sieb fällt das, was mit wichtigerem ersetzt werden konnte", aber das wäre sowohl unhöflich wie auch unzutreffend. Aber es hätte dann auch ein Link von Ihnen getan.
'Ihr' Armin Müller ist ja immer noch schriftstellerisch/vielseitig unterwegs, wie man hier lesen kann.
Und bevor ich es vergesse, danke für die Auffrischung.
------ Und bevor ich es vergesse, danke für die Auffrischung ----------
ja, ab und an ein eimerchen kalten wassers ins gesicht wirkt richtig belebend, nicht wahr? vergl. beethoven.
aber die wirkung setzte bei -- "Niedriglohngruppe" also auch dieses Philosophen -- wohl noch nicht so ein, ihre neigung zur verdrehung hinreichend zu hemmen. und "darknet"-quelle ist eben auch eine form des steals, den "linke" zu oft üben, wobei ich hier die lässlichkeit des "fringsens" von den kohlen auf die geistige beheizung des oberstübchens übertragen würde, - doch das selektierte material schon zu beginn der zündung derart qualmt u. stinkt, dass daraus wohl kaum nennenswerte energien noch zu ziehen wären.
und dank für den müller-link!!
dazu wär zu sagen, dass das damals längst nicht so antikenlastig war, wie m. jetzt seit ca. 40 jahren operiert und worin er wohl wirklich einer der stärksten heute lebenden kenner weltweit ist. vielmehr ging es nach den antiken grundlagen inkl. etwas kon-fu-tse u. buddha dann um neuzeit u. moderne von montaigne, bacon usw. bis zur krit. theorie (ca. 1920 bis 1970, 1974 letztes horkheimer-interview kurz vor seinem tod, worin er das scheitern der kt in ihren originären hauptanliegen manifest macht und auf seinen jugendlichen ausgangspunkt, gemeinsam mit pollok, nämlich schopenhauer "zurückfällt"), ca. 3 jahre lang. die eigentlich zeitgenössischen jener tage, wie blumenberg (auch münster, ritter-kreis usw.) habermas, deleuze/guattari, maturana/varela usw. spielten kaum eine rolle.
über habermas hat er sich beim einzigen kontakt seither, ich hatte ihn ca. mitte der 90ger bis 2000 angerufen, hinsichtlich verfassungspatriotismus und weiterem heftig beschwert, worüber ich sehr erstaunt war, denn h. erscheint ja weitgehend als fortschreibung der phil. der aufklärung, (die müller affirmiert, wenn auch "kritisch-distanziert", wie eben jene, die mitziehen, sich aber die hände dabei nicht dreckig machen wollen) nun aber angereichert mit der amerik. "pragmatismus"-richtung.
in jener zeit begann ich nämlich nicht nur an h. mehr zu zweifeln, als das üblich war und ist, und wollte eine fundierte gegenmeinung zu meinen zweifeln hören, - aber pustekuchen!
über müllers verschiedene schwächen, - unmusikalisch im ästhetischen, das fehlt dann zum verständnis adornos, wie auch im religiösen, sträfliche vernachlässigung des islam, ohne den man die postmoderne zeit nicht verstehen kann, worauf ich seit 1972, da war ich 14 jahre alt, immer wieder hingewiesen habe, auch herrn dr. müller, - kann man natürlich seiten schreiben, aber seine, in diesen kreisen ubiquitäre, hochgradige indolenz ggü. seinem eigenen praktischen wirken, das mir dann auch buchstäblich die beine wegzog, sollte doch erwähnt werden: als organisator der oberstufen-reform am paulinum versicherte er mir hoch und heilig, auch nach den sommerferien meine kurse genauso frei wählen zu können, wie vor deren beginn. als dann das neue schuljahr begann, waren alle interessanten kurse "zu" weil ausgebucht, ich hätte noch latein-leistungskurs bei dr. spieker (!! ausgerechnet!) und musik (95% klassik) bei wild nehmen können. und wer saß in den guten kursen? die kinder der geld- (ein drittel der schülerschaft) und der honoratioren-elite (2. drittel, aus diplomatenkreisen, großfunktionären wie freiherr von heeremann als bundes-"bauer", schnittker als handwerks-präser, besondere unterstützer der teuren schul-hobbies wie gr. orchester usw.) während das drittel der sozial undefinierten leistungs-elite unter den schülern sich auf den mediokren bis unterirdischen rest verdrücken durfte. nun gut, korruption, größer 1000 dm je fall, war ja schon den angeblich so fortschrittlichen leuten und keynes-verehrern wie dr. manfred ("männe") kresing eigen, die ihre trauer darum, nicht in den usa bleiben zu dürfen, mit dem sprit ersäuften (damals 1. u. 2. ölkrise!, sonntagsfahrverbote), den ihre überfetten ami-schaukeln, sehr skeptisch vom stockkonservativen lehrerkollegium beäugt (man fährt teutsch, mercedes, oder die vw-k70-pleite bei den idioten), mit 60 litern auf 100 km wie ein panzer wegfraß, - um von den sexual-verhältnissen noch gar nicht zu reden: all solchem ggü. war und ist man völlig schmerzfrei, auch ein dr. müller, der mit der damaligen fdp sympathisierte, die ggü. der heutigen wie eine krypto-sozialistische gang wirken würde.
immerhin: mit letztbegründungen und den zwängen aus "zwingenden" argumentationen brauchte man ihm zumeist nicht zu kommen, nur selten schleuderte ihn das kielwasser der neuzeitlich-westlichen oder athenisch-antiken suprematie in üble unschärfen dazu:
" ... die Aktualität der beiden Klassiker als Zeugen im hermeneutischen Verfahren zur Beglaubigung moderner Rechtsstaatlichkeit“ (im link weit unten/ende)
moderne Rechtsstaatlichkeit (u. ä. konstruktionen) hermeneutisch zu BEGLAUBIGEN heist eben NICHT, unilateral deren unbedingte universalität über alles menschliche und alle menschen auf erden zu allen situationen stülpen zu dürfen. und was unter bi- und multilateraliät dabei herauskommt, heist eben vertraglichkeit und öffnet damit schon logisch u. erst recht praktisch derartige widersprüche und inkohärenzen, dass man von "philosophie" dann kaum mehr sprechen darf. der "gesellschaftsvertrag", ohne den keine "praktische philosophie"/ethik seit ca. 1700 mehr auskommt, erweist sich als hölle des ausschließens, die diversantes, schlechtes, böses usw. logisch und faktisch nicht (er)trägt. von pleifel bis habermas heist die devise: dann geht doch sonstwohin, und sei es das gefängnis, die wüste, was auch immer. und das tut die derart totalisierte vertrags-philosophie bis in die totalität und den totalitarismus hinein. entsprechend extrem hoch sind die inneren spaltungstendenzen und "populismem" wie auch die zu "migranten" euphemisierten flüchtlingstrecks usw.
dass das böse, der nazi, der trumpist, der putinist, der rassist, der gierhals und jede menge schuld usw. auch je teil jeden subjektes ist, entfällt dieser religiös unmusikalischen, angeblich vom religiösen "emanzipierten" philosophie völlig, die logisch wie praktisch seit je vor allem als schuldabwehr-reflex, als weiße-weste-wäsche der neuen machtschichten daherkam.
ob müller diese dinge anhand von aristoteles und platon angemessen adressiert, muss b. a. w. bezweifelt/bepleifelt werden. denn schon eingangs des buch-links heist es ganz einseitig mit:
" ... Philosophie und ihre tagtäglich adresssierten Gegenkräfte – Schein, Täuschung, Hedonismus, direkte Demokratie, Untugend als umtriebige Vielgeschäftigkeit ohne Kompetenz ..."
alles schlechte allein der "gegenseite" des philosophischen lebens von sokrates und platon zuzuordnen und die rechthaberei, eitelkeit, trockenfurzerei, demos-verachtung und umtriebige g'schaftlhuberei ohne kompetenz zusammen mit "Schein, Täuschung" usw. auf der seite auch dieser philosophen unter den tisch fallen zu lassen.
"aber die wirkung setzte bei -- "Niedriglohngruppe" also auch dieses Philosophen -- wohl noch nicht so ein, ihre neigung zur verdrehung hinreichend zu hemmen."
Das mag bei Ihnen "verdreht" ankommen, ist dann aber die Perspektive ihrer Prämissen/Weltbild, wobei Ihnen da vor allem ein paar Infos fehlen. Aber auch die werden wohl, wenn Sie sie kennen, sicher noch einen Ansatz bieten, um eine Stichelei zu setzen.
Es läuft bei mir so ab – überprüft in meiner Exceltabelle/Buchverzeichnis, dass ich ~ 650 zumeist neuwertige Bücher (gelesen/ungelesen) an die umliegenden Büchereien abgegeben habe, die ich dann zumeist digital (kostenlos aus dem Netz) ersetzt habe. Davon hat wohl leider die Flut im letzten Jahr einen Teil 'mitgenommen'. Zudem ehemals aus Zeno und Gutenberg freie Klassiker geladen (und auch z.B. hier). Und falls man sich in Osiander, Hugendubel, Thalia anmeldet, dann gibt es nach entsprechender Sortierung eine erstaunliche Anzahl von kostenlosen Sachbüchern zu sehen, wo sich immer mal was Interessantes findet. Eine weitere gute Quelle philosophischer Bücher (und mehr) ist die WBG. Der Grund dieser Digitalisierung bei mir sind einfach auch Platzprobleme, sodass die Regel heute gilt: 'eins rein eins raus'.
Hier gilt doch letztlich die etwas gewandelte Aussage ganz konkret: "Ich weiß, dass ich immer nur einen winzigen Bruchteil vom Weltwissen aufnehmen kann." Wobei sich diese Spanne ständig vergrößert. Woraus sich z.B. ergibt, dass ihre Kenntnisse von Marx nun eben größer sind, was eben aus ihrer Entscheidung/Auswahl resultiert.
Man kann übrigens auch mit anderen Augen lesen, also mal das herauszuziehen, was einem etwas gegeben hat/neu war, auch falls es mehr zu kritisieren gäbe.
Was den Wechsel der Perspektive betrifft, machen Sie bei Gelegenheit mal folgendes kleines Experiment. In einer Gegend/Gelände, wo sich der Sternenhimmel/Milchstraßenband gut erkennen lässt und Sie sich Zeit lassen – ~ 20 Minuten –, bis sich die Nachtsichtigkeit voll eingestellt hat; dann legen Sie sich in einer freien Fläche auf den Rücken und lassen sich vollkommen auf den Gedanken ein, dass das Weltall, der Raum völlig grenzenlos unter Ihnen liegt und es bloß die Schwerkraft ist, die den Fall verhindert. Es wird ein erstaunliches Gefühl auslösen. :-)
'Unterbrochen' wurde ich übrigens bei Rhetorik und Wahrheit, von Gyborg Uhlmann. Und der "Müller" ist vermerkt.
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Ihre Zeit an der Oberstufe, also die von Ihnen geschilderten Zustände sind natürlich mit meinen nicht zu vergleichen, zumal mir diese elitären Differenzen so nicht begegnet sind, was wohl auch mit dem nicht städtischen/regionalen Gebiet zu tun hatte. Außerdem kein Gymnasium und mehr in verschiedenen beruflichen Tätigkeiten unterwegs gewesen. (Allerdings wäre ich mehr als sauer gewesen, wenn versprochenes nicht eingehalten wurde!) Da Sie ja ein gutes Gedächtnis haben, kann ich mir den Rest ersparen. :-)
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Wenn Letztbegründungen 'begründet' als unzutreffend/unlösbar erscheinen, also zumindest nicht nach den Kriterien der Vernunft/Rationalität/Logik usw., festgemacht werden können (fragt sich auch, warum das immer der Fall sein soll/gebraucht wird), dann bedarf es zumindest eines gemeinsamen Verfahrens der allgemein anerkannten Methode, also die argumentative Sprache, in die eingetreten voraus setzt, dass man eingesehen hat, wie man innerhalb und insbesondere außerhalb der eigenen Kultur miteinander auskommen will/kann/sollte. Nun bleibt das nicht unbeträchtliche Problem übrig, wie dann zu verfahren ist, wer sich dem argumentativen Modus nicht anschließen will und z.B. autoritäre Strukturen bevorzugt, insbesondere mit Gewalt vorgehen will. Wie man dann wiederum ohne staatlich legitimierte Gewalt auskommen kann, bleibt dann ein schwieriges Geschäft, weil darin wiederum die große Gefahr neuer Willkür liegt, also was darunter fällt und bei Gelegenheit alles zugeordnet wird.
Ihren letzten Absatz/Anspruch muss man dann allerdings auch auf sich selbst anwenden und das fällt mitunter recht schwer!
Doch ganz gut, dass der "Freitag" solche Möglichkeiten bietet, wo man - ganz "off topic" und ungestört - in einen Block zu Transnistrien sich über seine Lebensläufe unterhalten und zudem seine Philosphiekenntnisse/ Bücher um die Ohren hauen kann.
Der arme M. Leidenfrost tut mir richtig leid, aber der hat das Leiden ja schon im Namen.
Auch wenn ihre Anmerkung berechtigt ist, haben Sie sich doch verlaufen.
Nee, nee ich finde das sehr interessant wie hier zwei "Schwergewichte" der dFC diskutieren.
Also mit ~ 87 kg trifft das wohl so nicht zu. ;-)
Auch wenn man bei 'Frost leiden' kann, ist das immer noch kein Kommentar zum Beitrag. Aber die Ursache lag wohl diesmal bei mir.
Kommt da auf die Grösse an...
Gerne gelesen und auch in anderen Zeiten komme ich da im Leben nicht hin.
sry, meine aw von ca. 1 a4-seite hat leider ein pötzlicher sicherheits-shutdown wg. 100° C gefressen, die mach ich jetzt erstmal nicht neu.
Das ist ärgerlich und kommt immer mal wieder vor (falls es der Freitag-Fehler war). Und da ich davon des Öfteren selbst betroffen war, habe ich mir angewöhnt, vor dem Abschicken den Text in den Zwischenspeicher zu nehmen.
nein, das war ein samstag-fehler, weder der wochentag noch das forum haben damit zu tun. klar zwischenspeicher, aber im notfall müsste es eben schon eine gesicherte datei sein, da wird nicht mehr gefragt o.ä. und die browserseitige auto-rekonstruktion o. über "back" oder "geschlossenen tab wiederherstellen" geht dann offenbar auch nicht (immer).