Toleranz besiegt Extremismus und Fanatismus

Gegenseitiger Respekt - Hass spielt den islamistischen Extremisten in Teheran in die Hände

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Extremismus hat nie zu etwas Gutem geführt. Auch im Zusammenhang mit Religion bringt er Unheil in die Welt. Egal, ob es sich dabei um den IS, um extreme Sekten verschiedenster Religionen oder andere Formen von religiösem Übereifer handelt. Solche Auswüchse von Fanatismus schaffen nur Leid, Tod und Hass und helfen den Menschen in keiner Weise.

Religiöser Extremismus ruft gleichzeitig viele Gegner auf den Plan. Das geht sogar soweit, dass sich einige politische Ideologien in ihrem Programm gezielt und grundsätzlich auf Religionen eingeschossen haben. Doch sie machen damit am Ende nichts anderes als die religiösen Fanatiker, die sie bekämpfen: Sie grenzen alle Menschen, die sich nicht zu ihrer Doktrin bekennen, aus nach dem Motto: Wenn du nicht mein Freund bist, bist du mein Feind. Dieses schwarz-weiß Denken beherrschte zum Beispiel nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 unsere Gesellschaft. Auch der Jahrhunderte alte Antisemitismus begründet sich u.a. im religiösen Fanatismus. So wird der religiös begründete Fanatismus zur immer neuen Quelle von Intoleranz, Hass, Gewalt und wirft uns Menschen und unsere Gesellschaft ja die Entwicklung der Menschheit in ihrem Ringen um Menschenrechte und Menschenwürde immer wieder zurück.

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Ob der Fundamentalismus in Teheran mit seinen Parolen zum „Tod von Israel“ oder die Nationalsozialismus zur Vernichtung der Juden oder der Kommunismus zum Verbrennen von Kirchen aufrufen, das Entwickeln von Feindbildern, das Säen von Hass , das Auslöschen ganzer Identitäten und Menschen werden nicht die wirklichen Probleme dieser Welt lösen. Deshalb ist es notwendig, solche Mechanismen zu erkennen, sie transparent zu machen, ihnen mit aufgeklärtem Engagement entgegen zu treten. Jeder Mensch hat das Recht, das zu glauben, was ihm zuinnerst nahe steht, was seine Identität ausmacht, was andere Menschen nicht herabwertet. Aus solcher Haltung erwächst Toleranz, werden Menschen auch für sich selbst hilfreiche Dialoge führen können. Dies aber wird das friedliche Überleben und Zusammenleben von ca. acht Milliarden Menschen nachhaltig erst ermöglichen

Diese Übung von Toleranz habe ich bei dem oppositionellen Nationalen Widerstandsrat Iran (NWRI) erlebt. In diesem Rat engagieren sich nicht nur iranische Muslime, sondern auch Christen, Atheisten und Anhänger vieler anderer Glaubensrichtungen. Diese Tatsache habe ich bei Versammlungen dieser Bewegung in Paris und in Berlin erlebt. Der NWRI und seine größte Fraktion, die Volksmojahedin Iran (MEK), leben einen anderen Weg vor: einen Weg des Respekts und der Verständigung zwischen den Religionen und Weltanschauungen. Sie stehen heute auch für Trennung von Kirche und Staat und lehnen Extremismus in jeder Form ab. Sie sind offen für konstruktive Kritik an ihrer Religion und ihrer Organisation und sie wollen gemeinsam mit anderen daran zu arbeiten, eine bessere und friedlichere Welt zu schaffen, wo sich alle Religionen im Iran und in der ganzen Welt respektieren und einander ergänzen, anstatt sich gegenseitig zu bekämpfen.

Dagegen bringen uns solche respektlosen und hasserfüllten Zuschriften, wie ich sie zum Beispiel von Mina Ahadi von der „Kommunistischen Arbeiterpartei Iran“ bekommen habe, nicht weiter. All der Hass gegen den Islam im Allgemeinen, die Ablehnung und das undifferenzierte Kritisieren und Diffamieren der MEK hilft niemandem. Das iranische Volk wird mittels einer fanatischen Auslegung des Koran missbraucht und die Mullahs richten damit einen derart großen Schaden an, dass es ein Ende finden muss. Und wenn es eine Alternative gibt, die weder extremistisch noch hasserfüllt ist, dann sollte es keine Rolle spielen, welchem Glauben deren Mitglieder nun anhängen oder nicht. Wer allerdings mit oppositionellem Anspruch sein Mandat darin sieht, die iranische Hauptopposition zu bekämpfen, der lenkt vom Kampf gegen die herrschende Diktatur in Teheran ab, der schwächt den Widerstand und läuft zudem die Gefahr, sich selbst aus der Szene der Opposition auszugrenzen. Und das ist es, was leider Frau Ahadi gemacht hat und daraus auch keine Selbstkritik zu resultieren vermag.

Christen und Atheisten engagieren sich gemeinsam für den iranischen Widerstand

Viele deutsche Unterstützer des NWRI sind Christen. Unsere eigene Regierung wird und wurde viele Jahre lang von Christdemokraten gestaltet. Viele Politiker waren und sind Pfarrer oder aktive Anhänger des christlichen Glaubens. Die Bandbreite der deutschen Unterstützer im NWRI reicht von Leuten, die die Lehren von Jesus Christus sympathisch finden, bis hin zu Pfarrern, welche ihr Leben Gott und Jesus Christus gewidmet haben. Sie alle engagieren sich gemeinsam mit Atheisten für den iranischen Widerstand . Niemand will den anderen bekehren, sondern im Mittelpunkt steht der Kampf für die Freiheit und Demokratie im Iran und das Ende einer schlimmsten Form des Extremismus, den es heute in dieser Welt gibt.

Die Mullahs morden und unterdrücken jeden, der sich nicht ihrer Auslegung anpasst. Sie leben vom Hass gegen alle Andersdenkenden. Dagegen kann es nur eine Antwort geben: Das entschlossene zusammenwirken aller Religionen und aller politischen Strömungen, die sich der UN-Charta der Menschenrechte verpflichtet fühlen. Sie alle vereinen sich im Kampf gegen den Extremismus, egal unter welchem Banner er auftritt, und sie kämpfen gemeinsam für Freiheit und die Selbstbestimmung der Völker.

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Die iranischen Machthaber massakrierten 1988 mit sogenannten „Todeskomitees“ innerhalb weniger Monate 30.000 politische Gefangene. In den Komitees wurde meist nur die Frage gestellt, ob die Anhänger und Sympathisanten der Volksmojahedin oder der Kommunisten von ihrer Einstellung abschwören. Wer dies verneinte, wurde hingerichtet, egal ob Mann, schwangere Frau oder Kind. Dies sollte uns ein Mahnmal dafür sein, dass der Extremismus alle Gegner – scheinbar oder echt – mordet. Das ist wie zu den Zeiten der Inquisition in Europa.

Anscheinend sind Frau Ahadi und ihre Partei mit nichts weniger als der vollständigen Ausgrenzung der oppositionellen MEK zufrieden. Dies ist ein antidemokratischer Ansatz. Wenn wir das iranische Regime und den Extremismus beenden wollen, dann müssen wir zeigen, dass wir aus, der Geschichte, besonders auch der eigenen gelernt haben, dass wir verstanden haben, dass Toleranz, gegenseitiger Respekt, Kritikfähigkeit und das eigene Verstehen unserer Stärken und Schwächen sowie Kompromissfähigkeit zur Weiterentwicklung der Menschheit gehören.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Martin Patzelt

Martin Patzelt ist CDU-Bundestagsabgeordneter und Vorstandsmitglied im Deutschen Solidaritätskomitee für einen freien Iran (DSFI).

Martin Patzelt

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