Konspirative Chips?

Roboterautos Während in Kalifornien selbstfahrende Autos getestet werden, lösen sie hierzulande eher Ängste aus. Dabei sind diese größtenteils irrational
Ausgabe 38/2014
EIn Vorgänger vom Roboterauto: der Autoroboter (1975)
EIn Vorgänger vom Roboterauto: der Autoroboter (1975)

Foto: Central Press / Getty Images

Roboter haben ein Betriebssystem, Menschen haben Liebeskummer. Roboter werden nicht müde, und sie trinken keinen Alkohol. Sind Maschinen also die besseren Autofahrer? Im US-Bundesstaat Kalifornien dürfen seit dieser Woche selbstfahrende Autos auf öffentlichen Straßen getestet werden. Hierzulande überwiegen die Ängste vor den Roboterfahrzeugen. Dabei sind sie großteils irrational.

Es stimmt, dass viele technische und rechtliche Fragen noch unbeantwortet sind, etwa wer bei einem Unfall den Schaden bezahlt. Die Ablehnung wurzelt aber vor allem in unserer Angst vor Kontrollverlust. Zu verbreitet ist das Gefühl, Computer-Algorithmen regierten mittlerweile uns und nicht andersherum. Gas, Bremse und Kupplung bilden dagegen eine technologische Dreifaltigkeit, die wir noch vollständig zu beherrschen glauben. Die meisten Fahrer sperren sich deswegen ja schon gegen ein Automatikgetriebe.

Das Misstrauen gegenüber vermeintlich eigenmächtig handelnden Robotern sitzt tief. Genährt wird es von der Unterhaltungsindustrie, die gern Geschichten von machtbesessenen Maschinen erzählt. Wie im Film I, Robot sind diese im besten Fall zwielichtig, im schlechteren Fall unterjochen sie die Menschen wie in der Terminator-Reihe.

Nun wird überlegt, dass sich Roboterautos auch vernetzen sollen, um sich gegenseitig vor Gefahren und Staus zu warnen. Vom Vernetzen bis zum Verbünden verläuft in den Augen mancher ein schmaler Grat. Dabei droht die Gefahr, wenn das Auto online geht, nicht von konspirativen Mikrochips, sondern von Menschen – und zwar von Hackern, die aus der Ferne das Betriebssystem manipulieren könnten.

Am meisten verschreckt aber der Gedanke, Roboterautos könnten sich zu einer moralischen Instanz aufschwingen. Man stelle sich vor, ein Kind springt auf die Straße und der Wagen hat nicht mehr genug Zeit, zu bremsen. Soll er dann in den Gegenverkehr ausweichen? In welchen Fällen ein Computerprogramm in einem Auto „über Leben und Tod von Menschen entscheiden“ dürfe, wollte die Linke bereits von der Bundesregierung wissen. Die Frage zeigt, wie emotional die Debatte geführt wird. Tatsächlich sind Roboterautos aber weit davon entfernt, sich selbst Gesetze zu geben. Sie folgen auch in Dilemmasituationen bloß komplexen Algorithmen, die Programmierer ihnen beigebracht haben. Umso wichtiger ist es, dass am runden Tisch des Verkehrsministeriums zum automatisierten Fahren nicht nur Versicherungs- sondern auch die ethischen Fragen transparent diskutiert werden.

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Geschrieben von

Martin Schlak

Journalist und Physiker. Schreibt Geschichten über Wissenschaft. Beobachtet, wie Technologie unsere Gesellschaft verändert.

Martin Schlak

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