Thilo Sarrazin hat recht, Deutschland schafft sich ab. Aber nur, weil sich Deutschland zu viel angeschafft hat, vor 20 Jahren. Thilo Sarrazin (SPD) hat recht, Migranten bedrohen den Wohlstand unseres Landes. Aber nicht Türken und Araber sind unser größtes Problem, sondern Migranten aus dem Nahen Osten: DDR-Bürger.
Ich spiele nicht auf die versuchte Übernahme der drei höchsten Ämter an, die unser Land zu vergeben hat. Der „stilsichere, vergnügte, irgendwie unbekümmerte Demokratielehrer Joachim Gauck“ (ARD) ist zum Glück gescheitert und Matthias Sammer immer noch nicht Bundestrainer. Aber die bundesdeutschen Regierungsflugzeuge mit Namen „Konrad Adenauer“, „Theodor Heuss“ und „Kurt Schumacher“ – vormals allesamt Airbusse der ehemaligen staatlichen Fluggesellschaft der DDR – werden heutzutage von einer Bundeskanzlerin namens Angela Merkel genutzt. Und die Tatsache, dass diese ehemalige Sekretärin für Agitation und Propaganda der FDJ offiziell in Interflug-Maschinen herumfliegt und demnächst auch wieder auf dem DDR-Flughafen Schönefeld starten und landen wird, spricht für sich.
Gefährlicher jedoch als die prominenten DDR-Bürger, die seit 1989 offen sichtbar an der Übernahme unserer Bundesrepublik arbeiten, scheint mir die Parallelgesellschaft, die sich in der Zone entwickelt hat.
Fünf Minuten nach Mauerfall
Die verbliebenen Menschen dort sprechen kaum Deutsch (Sachsen), verweigern sich der Integration (Wähler der Linkspartei), leben zu großen Teilen von Transferleistungen (von Kap Arkona bis Zittau), und nicht einmal zwei Drittel von ihnen haben laut der üblichen Umfragen Vertrauen in unsere schöne Demokratie. Dafür schauen die Bürger der neuen – beziehungsweise wie wir von Titanic einmal zu Recht angemerkt haben – gebrauchten, in ziemlich marodem Zustand übernommenen Bundesländer durchschnittlich am meisten Privatfernsehen und benötigen beim Führerscheinerwerb mit Abstand die meisten Fahrstunden. Nur um ihre Kiste dann überproportional häufig in Mecklenburg-Vorpommern vor einen Alleebaum zu setzen.
Wir haben es natürlich schon immer gewusst, zumindest aber seit gut zwei Jahrzehnten: Wenn so viele Menschen in Ost und West besinnungslos die Wiedervereinigung bejubeln, dann gilt um so mehr der alte Wahlspruch der Neuen Frankfurter Schule: „Klares Ja zum Nein! Was immer es ist, wir sind dagegen.“ Seit fünf Minuten nach dem Mauerfall steht im Impressum des Faktenmagazins Titanic „Die endgültige Teilung Deutschlands – das ist unser Auftrag“. An diesem Auftrag arbeiten wir uns seither beharrlich und mit großer Freude ab. Nicht zuletzt mit vielen Telefonaktionen.
Oftmals brachten unsere Telefongespräche mit DDR-Bürgern interessante soziologische Erkenntnisse. In Telefonaten mit dem „Amt für Euro-Umstellung“ etwa gaben DDR-Bürger an, seit der Währungsumstellung ihr neues Münzgeld regelmäßig im Geschirrspüler mitzuwaschen, damit es strahlender glänzt. Als die Firma „PowerPlus“, eine hundertprozentige Tochter der Firma Titanic, anlässlich der Liberalisierung des Strommarktes interessierten Sachsen erklärte, die Regierung habe gerade das Ohm’sche Gesetz geändert, man könne ihnen jetzt kostengünstig Kriechstrom anbieten („Ist natürlich etwas langsamer. Oder Drehstrom. Den drehen wir so geschickt durch die Leitungen, dass mehr durchpasst und es für Sie billiger wird ...“), griffen einige Stromfreunde beherzt zu. Und testeten zur verabredeten Stunde live am Telefon die vereinbarte Probelieferung, indem sie in ihrer Wohnung sämtliche Verbraucher aufdrehten – die zu ihrer Freude und hörbaren Begeisterung auch prompt und tadellos funktionierten.
Offene Westfernsehgebühren
Als die Ostdeutschen immer lauter zu klagen begannen, sie seien bei der Wiedervereinigung ungerecht behandelt worden, annoncierten wir in ostdeutschen Zeitungen Arbeitsplätze bei einer „Ossi-Jammer-Hotline (live)“ und fanden Thüringer, die gegen prozentuale Beteiligung besser situierten Westdeutschen ihr Leid vorjammern wollten. Leider befand die Telekom – kommerzieller Betreiber verschiedenster florierender Horoskop- und Sex-Nummern – das endgültige Satiremagazin für zu unseriös und lehnte es ab, die Hotline auch tatsächlich einzurichten. (Eine Verdienstmöglichkeit übrigens, auf die bis heute weder die Wein-, Film-, Buch-, Reisen- und Seelenverkäufer von FAZ, SZ oder Die Zeit gekommen sind; und das will etwas heißen.)
Angesichts der zunehmenden Anzahl „national befreiter Zonen“, die von Neonazis in Ostdeutschland ausgerufen wurden, brachten wir einen DVU-Abgeordneten aus Sachsen-Anhalt zur Rückgabe seines Landtagsmandates und nahmen telefonisch auch gleich noch die Entnazifizierung vor, die nach 1945 in der Zone offenbar nicht konsequent genug durchgeführt worden war. Dabei deckte das „Bundesamt für Entnazifizierung“ gefährliche Wissenslücken auf: „Wie viele Jahre währte das 1000jährige Reich?“ – „Na, 1000 Jahre. Oder ist das ’ne Fangfrage?!“
Unser Meisterstück jedoch lieferten wir zum zehnten Jahrestag der Wiedervereinigung. Angesichts der Jubelstimmung im Lande wählten wir die Telefonnummern wahllos repräsentativ herausgesuchter Zonenbürger, meldeten uns im Namen der GEZ und forderten die Fernsehgebühren für die Jahre 1980 bis 1990 nach. In diesen Jahren haben bekanntlich etliche DDR-Bürger Westfernsehen geschaut, ohne dafür je Gebühren bezahlt zu haben. Die Flüche, die wir anschließend dokumentieren konnten, verrieten einiges über die Einstellung Ostdeutscher gegenüber behördlichen Einrichtungen, so genannter „Abzocke“ und Westdeutschen im Allgemeinen.
In den vergangenen Jahren nun hat sich der anfangs rein publizistische Kampf für die Zweiteilung unseres Landes verlagert. Seit 2004 verfügen wir mit der PARTEI über einen politischen Arm, der sich offiziell für den Wiederaufbau der Mauer stark macht. Und für Bestsellerautor Thilo Sarrazin (immer noch SPD), der darauf hingewiesen hat, „dass die in Schwaben lebenden Menschen durchschnittlich einen höheren Intelligenzquotienten haben als jene in der Uckermark“ (Buchtitel vergessen, Seite 24), werden wir dort immer einen Ehrenplatz freihalten.
Martin Sonneborn, geboren 1965, war Chefredakteur des Einheitsmagazins Titanic und leitet heute als GröVorAZ Größter Vorsitzender aller Zeiten die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (Die PARTEI).
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