Die Mehrheit der Deutschen schätzt die Demokratie und begrüßt die Aufnahme von Geflüchteten. Angesichts der Erfolge von Rechtspopulisten in ganz Europa kann man sich dennoch nicht entspannt zurücklehnen. Denn das ist leider nur eines von vielen Ergebnissen der Studie „Gespaltene Mitte – Feindselige Zustände“ der Friedrich-Ebert-Stiftung. Der Titel deutet bereits an, dass von Zuversicht auch hierzulande keine Rede sein kann. Zur Mehrheit gesellt sich nämlich eine nicht mehr als klein zu bezeichnende Minderheit, die sich immer stärker radikalisiert. Jeder dritte Teilnehmer, der im Sommer von Wissenschaftlern der Universität Bielefeld für die Studie befragt wurde, sagte, in Deutschland lebten zu viele Ausländer. Zu spüren bekommen die Ressentiments vor allem Muslime und Asylbewerber.
Zunehmend gewaltbereit
Alarmierend ist die Zunahme der Gewaltakzeptanz, die die Bielefelder Konflikt- und Gewaltforscher bei ihren Umfragen feststellten. Eine „protestbereite Gruppe“ von sieben Prozent hegt nicht nur Sympathien für rechtsextremes Gedankengut und gibt sich offen demokratiefeindlich, bei ihr ist auch eine signifikant hohe Gewaltbereitschaft anzutreffen. Dass diese Gruppe ihren Worten auch Taten folgen lässt, zeigt sich an Angriffen und Brandanschlägen auf Asylbewerberunterkünfte. 2015 verzeichnete die Bundesrepublik einen traurigen Rekord, aktuelle Statistiken des BKA legen nahe, dass für dieses Jahr eine ähnlich hohe Anzahl solcher Straftaten droht. Bei den Sympathisanten der AfD sind menschenfeindliche und rassistische Einstellungen besonders häufig anzutreffen, eine Überraschung ist das nicht. Die AfD ist in den vergangenen beiden Jahren weiter nach rechts gerückt und ihre Anhänger haben diesen Schritt mitgemacht.Von ihnen äußerten sich fast 74 Prozent abwertend über Asylbewerber. Die Haltungen gegenüber Geflüchteten hängen übrigens weniger vom Einkommen oder anderen soziodemographischen Merkmalen ab, sondern vor allem von der politischen Überzeugung. Dazu passt, dass mehr als 69 Prozent der AfD-Anhänger abfällig über Arbeitslose sprachen, insgesamt waren es 49 Prozent der Teilnehmer der „Mitte“-Studie, die keinerlei Empathie für Bezieher von Hartz-IV zustande brachten. Zur weit verbreiteten Annahme, dass Rechtspopulisten ihre Wählerklientel vor allem in den Reihen der ökonomisch Abgehängten rekrutieren, passt das nicht.
Die Neue Rechte
Im Vergleich zur Vorgängerstudie von 2014 hat sich die Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen bei den Befragten aus den ostdeutschen Bundesländern verdoppelt, im Rest der Republik bleibt sie auf stabilen Niveau. Im Hinblick auf das Ausmaß zwischen 2006 und 2012 verzeichnen die Forscher einen deutlich Rückgang. Stattdessen befindet sich die Neue Rechte im Aufwind. Zum ersten Mal wurde in der Mitte-Studie die Verbreitung neu-rechter Einstellungen erhoben.
Angesichts der Ergebnisse, welche die AfD bei Wahlen erzielt, ist das naheliegend. Stünde zurzeit in Sachsen eine Wahl an, würde sie laut einer aktuellen Umfrage des MDR mit 25 Prozent zweitstärkste Kraft, während die SPD auf zwölf Prozent kommen würde.
„Wer die AfD verstehen will, muss die Junge Freiheit lesen“, hat Partei-Vize Alexander Gauland einmal gesagt. Die nationalkonservative Wochenzeitung ist das Leitmedium der Neuen Rechten. Von Reichsbürgern bis zu „Identitären“, die mit ihren Guerilla-Aktionen als popkultureller Arm der Bewegung firmieren, vereint die Neue Rechte eine schillernde Mischung. Am Dienstag kündigte Bundesinnenminister Thomas de Maizière an, dass der Verfassungsschutz die Reichsbürger bundesweit ins Visier nehmen wird. Allein in Bayern soll es Innenminister Joachim Herrmann zufolge 1.700 von ihnen geben, 340 sind Waffenbesitzer.
Als Vordenker der Neuen Rechten gilt Götz Kubitschek, er gründete das „Institut für Staatspolitik“, bei diesem ultrarechten Think Tank sind AfD-Politiker wie Björn Höcke gern gesehene Gäste. Vertreter der Neuen Rechten beherrschen zwar die bürgerliche Attitüde, für eine harmlose Spielart des Konservatismus stehen sie aber nicht. Mit Begriffen wie „Identität“ und „Widerstand“ transportieren sie eine nationalistisch-völkische Ideologie, Rassismus tarnt sich bei ihnen als unverdächtig klingender „Ethnopluralismus“. Die Neue Rechte vertritt nationalchauvinistische Positionen, sie fordert den Austritt aus der EU, sie ist demokratiefeindlich und hat ein Faible für autokratische Herrscher und für Verschwörungsmythen wie die Annahme einer Unterwanderung durch den Islam. Der Kampf gegen die „Lügenpresse“ und die „Meinungsdiktatur“ gehört ebenso zu ihrem Repertoire wie der Angriff auf das politische Establishment, das sie als korrupt und illegitim bezeichnet. Pegida lässt grüßen, Donald Trump ebenfalls.
Europa wählt
Mittlerweile sind die Themen der Neuen Rechten in der Mitte der Gesellschaft angekommen, wie die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung belegt. 28 Prozent der Deutschen vertreten neurechte Einstellungen, 40 Prozent aller Befragten meinen, die deutsche Gesellschaft werde vom Islam unterwandert. Bei den Anhängern der AfD sind es 84 Prozent, die ein neurechtes Weltbild haben.
In anderen europäischen Ländern ist die Situation noch alarmierender. Wenige Tage vor der deutschen „Mitte“-Studie veröffentliche das britische Meinungsforschungsinstitut YouGov eine Untersuchung zur Größe der Anhängerschaft autoritärer Populisten in Europa. Schweden, Deutschland, Spanien und Litauen gehören zu den Schlusslichtern, in Polen sind 78 Prozent der Wähler empfänglich für populistische Ideen, in Frankreich 63 Prozent und in den Niederlanden 55 Prozent. Die Umfragen für die britische Studie fanden im September statt, zwei Monate vor der Wahl von Trump. Zu seinen ersten Gratulanten gehörten Geert Wilders und Marine Le Pen. Im März wählen die Niederlande ein neues Parlament, wenige Wochen später findet die Präsidentschaftswahl in Frankreich statt, im Herbst folgt die Bundestagswahl. Die aktuellen Studien sind mehr als Alarmsignale, sie sind ein Weckruf.
Kommentare 58
Gut, das war der Weckruf. Und jetzt? Was folgt aus all dem?
Es hat bisher wahrlich nicht an Propaganda gegen diese Kräfte gefehlt. Diese hat nicht dazu geführt, dass sie geschwächt wurden. Man kann dagegen sehr glaubhaft argumentieren, dass ungeschickte Gegen-Propaganda den Aufstieg der Neuen Rechten eher befördert als behindert hat.
Es bleibt eben dabei: Die Zuwendung zur Neuen Rechten ist in erste Linie eine Abwendung von den etablierten Parteien. Das, was bei deren Politik "hinten herauskommt" hat in den meisten westlichen Ländern nicht sehr überzeugt. Deutschland ist da eher noch eine positive Ausnahme und im Artikel klingt ja auch an, dass es das in Bezug auf den Grad der Unterstützung der "Populisten" ist.
Man sollte also diskutieren, ob die etablierten politischen Kräfte mit ihren geteilten Grundüberzeugungen auf fast allen Politikfeldern mittelfristig noch mehrheitsfähig sein werden.
Wenn das unwahrscheinlich ist und man keine absolute Mehrheit der Neuen Rechten will, müssen die etablierten Kräfte unvoreingenommen überlegen, welche ihrer Grundannahmen nicht mehr zur Realität passen. Solche falschen Grundannahmen muss es geben, sonst gäbe es die gegenwärtige Krise dieser Kräfte nicht.
>>...müssen die etablierten Kräfte unvoreingenommen überlegen, welche ihrer Grundannahmen nicht mehr zur Realität passen.<<
Oder es gibt zwei Realitäten: Die der Profit nehmer und die der Profitgeber. Und wer Profit nimmt ist eben der erfolgreichere Korrupteur.
>>Und wer Profit nimmt ist eben der erfolgreichere Korrupteur.<<
Das war jetzt politisch unkorrekt, Freudscher Vertipper:
Es muss natürlich heissen:
Wer Arbeit gibt ist natürlich der erfolgreichere Lobbyist.
Die "neue" Rechte argumentiert als sei sie besorgt um die Demokratie.
Betrachtet man was die Rechte seit ihrem Bestehen beigetragen hatte zur Demokratie: 12 Millionen Kriegstote und weitaus mehr nach dazu seit 1945.
Was will uns die Rechte denn noch beibringen außer Mord- und Totschlag?
Demokratie?
Wie das denn?
>>Was will uns die Rechte denn noch beibringen außer Mord- und Totschlag?<<
Ja Mord & Totschlag im Sinne des abendländischen way of life halt. Das IS ne Kulturfrage... ;-(
"Gut, das war der Weckruf. Und jetzt? Was folgt aus all dem? ..."
In der Tat, der Beitrag von Frau Mescher ist so ungefähr Weckruf Nummer 387321, und die zitierten Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung und von YouGov wiederholen nur was sowieso schon bekannt war. Nichts Neues. Erkenntnisgewinn nahe null.
Die Ursachen für diese Entwicklung sind auch bekannt aber die will der Mainstream eben nicht so gerne anpacken. Also jammert man (oder frau) eben lieber über böse Mitbürger.
Ungeschminkte Bemerkungen zur “Verschwörungstheorie“ und faktischen Realität in der heutigen modifiziert postfaschistischen und imperialistischen BRD.
Ein Treibsatz für diese erneut zunehmende kapitalfaschistische Bewegung in Deutschland, aber auch in Europa, bleibt der Fakt der zugleich zunehmenden sozioökonomischen Deklassierung großer Teile der Bevölkerung unter den Bedingungen der bundesdeutschen Wirtschafts- und Reichtumsmetropole.
An dieser sozialen, ideologischen und gesellschaftspolitischen Entwicklung und kapitalgebeugten Faschisierung der Gesellschaft sind die bürgerlichen Sozialdemokraten und Christdemokraten auch federführend zusammen mit den Liberaldemokraten und Olivbündnisgrünen auf allen Ebenen der Gesellschaft im Menschen-Verwertungsinteresse des bundesdeutschen Kapitals, insbesondere des Finanz- und Monopolkapitals, beteiligt.
An dieser wohl immer noch ideologisch verdeckten und unveröffentlichten Wahrheit der “Verschwörungstheorie“ kann wohl auch nicht die rechts-sozialdemokratische “Friedrich-Ebert-Stiftung“, bzw. modifizierte Bluthund-Noske-Stiftung, gänzlich vorbei.
Die soziale Abwärts- und Umverteilungspolitik [weiter nach oben] der (A)Sozialdemokratischen Partei Deutschlands ist hauptverantwortlich für diese gesellschaftspolitische Rechts-Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland.
Hinter der bürgerlichen Fassadenmalerei.
Info.-Empfehlung:
Der [sozialdemokratische] Verrat
1918/1919 - als Deutschland wurde, wie es [auch heute noch immer] ist
von Sebastian Haffner / Verlag 1900 Berlin
Die Innenstädte werden in Dunkelheit gehüllt und erzählen von einem konspirativen Geist aus der Vergangenheit und keiner weiß, wie man diese Angst die dieser Geist verbreitet auslöschen kann!?. Alle Parteizentren der Finsternis schrumpfen in Ihren Ideologien zu mannigfaltiger Einheitsgröße und dieser Glaube passt mit der gelebten Praxis nicht mehr zusammen. Nicht mal Satire scheint irgendwie noch was zu bewirken und das gegenteilige Ergebnis wird bei Ihr sichtbar, als Untermauerung für die neue Glaubensideologie einer politischen Stömung, die aus dem Gehorsam einer Arbeitskultur entstammt und ihre Retrowelle als Farce erlebt. Vor dem Krieg, vor dem Ausbruch von Gewalt, geht eine Welt an Ihrer Arbeitskultur zu Grunde.
der richtige Ruf - leider in die Wüste.
Die Etablierten fahren doch alle offenen Auges in die Sintflut - aber mit gefüllten Taschen. Anders kann ich mir deren Borniertheit nicht erklären.
"Populismus"
ich werde zunehmend allergisch gegen dieses Wort, in allen Varianten. Es muss doch inzwischen allen aufmerksamen Lesern klar sein, egal wo er sich im politischen Spektrum aufhält, dass der Begriff durch zu häufige, zu falsche, zu aggresive und zu verlogene Verwendung zum inhaltsleeren Kampfbegriff verkommen ist. Weg damit! Außer Verwirrung stiftenden bei anderen und den inneren Gutmenschen aufblasenden Effekt hat das Wort nicht mehr. Ich les auch Artikel nicht mehr, wo das Wort schon in der Überschrift steht.
Ach! Sogar "Verschwörungstheorie" steht in der Überschrift - soweit bin ich beim ersten Lesen gar nicht gekommen. Das Wort ist schon lange den Weg von "Populist" und "Antisemit" gegangen. Schwer zu verstehen, dass sich die Leute selbst durch deren Gebrauch beschmutzen.
“Die Etablierten fahren doch alle offenen Auges in die Sintflut - aber mit gefüllten Taschen. Anders kann ich mir deren Borniertheit nicht erklären.“ So ist es!
Kinder sind Umstände egal. Sie wollen spielen und sich austauschen um ihre Zukunft kennen zu lernen. Als Jugendlicher rebelliert man da sich diese erspielte Zukunft nicht erfüllt und als Erwachsener verfällt man der Ohnmacht im System. Und was lernt man daraus!?. Ihr müsst einzig Eure Arbeitsmasken ändern, dass heißt auch Machtverhältnisse ändern sich, weil wir in alt gewohntem Wachstumsdenken keine Zukunft haben werden. Schaut Euch das Wetter an, es bildet neue Wüsten, neue Todeszonen, neue Überflutungen und was bleibt für uns als Raum zur Entfaltung!?. Immer weniger Platz und dies fördert ein Umdenken in unserer Art und Weise wie wir Arbeiten und Leben ein, oder es verfällt in eine Retrowelle und man macht kaputt was einem kaputt macht. Obwohl das nicht stimmt, denn die Natur, das Wetter ist unveränderbar am verändern und wir müssen uns diesen Umständen anpassen. Gehen wir im Denken zurück in unsere Kindheit und spielen und tauschen uns aus, in den Umständen die wir kreieren, um unsere neue Zukunft kennen zu lernen. Was sind die neuen Umstände!?. Die Natur hat die Macht über unser Leben.
Mehr als ein Viertel der deutschen Bevölkerung folgt ihren Verschwörungstheorien
Das ist falsch. Das ist deswegen falsch, weil der Satz impliziert, dass es die Träger und Verbreiter der Verschwörungstheorien gibt und das Viertel der Bevölkerung, das ihnen folgt. Die Wahrheit sieht so aus, dass dieses Viertel der Bevölkerung - nebenbei, das Viertel ist m.E. viel zu niedrig gegriffen - aus vielerlei Gründen explizit oder latent ein Weltbild verinnerlicht hat, das auf Grundlage xenophober Gestimmtheit zwischen "wir" und "die anderen" unterscheidet. Alles weitere ergibt sich daraus.
Ich will damit sagen, dass diese Gestimmtheit existentiell ist, das ist nichts, worüber sich verhandeln ließe. Es ist darin schlichtweg eine Selbstverständlichkeit des Empfindens und der Weltbetrachtung, die "weiß", dass "wir" "besser" sind und uns deswegen gegen "die" wehren müssen.
Daran hat alle kulturellen Überformung, keine Pädagogik, keine Ideologie auch nur das geringste geändert. Die Menschheit zerfällt in einen xenophoben und einen xenophilen Zweig. Das ist der Grundkonflikt, dem sich die Aufklärung nicht stellen konnte oder wollte. Missionierende Religionen kann man aus dieser Perspektive als halbherzigen Versuch zu seiner Überwindung durch Vereinnahmung aufassen, genauso kriegführende Ideologien.
Es gibt leider keine Psychoanalyse auf Gruppenebene. Das wäre das einzige, was ich mir denken kann, das diese Spaltung vielleicht schließen könnte. Alle andere Möglichkeiten gehen mit Unterwerfung einher und perpetuieren das Problem auf diese Weise.
Die Neue Rechte befindet sich im Aufwind. Mehr als ein Viertel der deutschen Bevölkerung folgt ihren Verschwörungstheorien
ich sehe ja an ihrem kommentarlosen Profil, dass Sie für Nachfragen nicht zur Verfügung stehen - deshalb auch nur rhetorisch: wo haben Sie denn diese Zahlen her?
eine verlinkte Quelle könnte Ihrem Artikel von dem möglichen Verdacht einer "Verschwörungstheorie" gegen "andere Verschwörungstheorien" - also dem "Verschwörungstheoretiker unter sich" entgegen wirken.
Liebe Leute, wenn es eine Partei gibt, die mit der AfD die Regierung bilden kann, dann sind schnell die Krokodilstränen vergessen - WETTEN! Vielleicht nicht heute aber Morgen und ganz wichtig, wenn`s sich`s rechnet dann doch lieber heute?
CDU-Abgeordneter empfiehlt Koalition mit der AfD - Handelsblattwww.handelsblatt.com › Politik › Deutschland
Liebe Leute, wenn es eine Partei gibt, die mit der AfD die Regierung bilden kann, dann sind schnell die Krokodilstränen vergessen - WETTEN! Vielleicht nicht heute aber Morgen und ganz wichtig, wenn`s sich`s rechnet dann doch lieber heute? Und ich komm noch heute durcheinander wenn ich ARBEITGEBER lese, der gibt Arbeit und der ARBEITNEHMER nimmt die Arbeit! Der Gute Onkel von den “Gebern“ und ich nehme sie die Arbeit, so freundlich ist der Onkel...der natürlich keine Profit mit mir macht … nee …! ( “Das war jetzt politisch unkorrekt, Freudscher Vertipper: „ )
Die sind aber oft sehr nahe an der Realität!!!
Stimmt! Das war politisch unkorrekt, denn der gute Onkel hat die Fürsorgepflicht.
"Führung bedeutet, den Mitarbeiter so über den Tisch zu ziehen, dass er die Reibung als Nestwärme empfindet." ... selber über 30 Jahre ... "Nestwärme" geschädigt!
OK, der war jetzt echt gut - auch wenn Sie die Orthograpie wissentlich vergewaltigt haben.
Ich bin nicht ganz sicher, ob Sie da richtig liegen.
Wenn wir von einer beliebigen Population sprechen, dann gibt es offensichtlich immer einen beträchtlichen Teil, der Rothaarige, Andersgläubige, Ausländer, Tiere oder was auch immer ablehnt und sich diesen Gruppen überlegen/unterlegen fühlt bzw. sie als Ärgernis oder als Bedrohung wahrnimmt.
Die interessante Frage ist nun für mich, wie es zu dieser Konstanz dieser Auffassungen kommt, da wir ja über die Zeitläufte verteilt von ganz unterschiedlichen Personen sprechen, die jeweils die entsprechende Haltung einnehmen.
Auf der anderen Seite passiert es nicht selten, dass ein und die selbe Person ihre feindselige Haltung zu vorher abgelehnten Gruppen im Laufe des Lebens ändert. Diese Haltung wird als offenbar nicht einfach "vererbt" sondern stets wieder aufs Neue erzeugt - fragt sich nur, wodurch?
das auf Grundlage xenophober Gestimmtheit zwischen "wir" und "die anderen" unterscheidet.
Ich denke, diese Gestimmtheit ist die Grundgestimmtheit des Menschen. Man würde das bei einem Herdentier auch erwarten, wenn man soziobiologisch, also auf Grundlage der Evolutionstheorie denkt. Die eigene Herde hat einen grösseren Anteil ähnlicher Gene und es setzt sich evolutionär der Typus durch, der im Kapf um Ressourcen den eigenen Genen auf Kosten fremder Gene einen Vorteil verschafft.
Die xenophile Gestimmtheit ist also prinzipiell kulturelle Ueberformung, eine zivilsatorische Errungenschaft. Moralisch unangreifbar ist auch eine xenophile Gestimmtheit nicht, sondern eine xenoneutrale.
Die xenophile Gestimmtheit hat auch etwas suspekt-ideologisches. Ich habe noch keinen Menschen getroffen, der nicht in bestimmten Situationen irrational die eigene Gruppe (was immer diese im jeweiligen Kontext ist, Familie, Firma, Freundeskreis) auf Kosten anderer Gruppen bevorteilt.
Da das ein tief angelegtes Grundverhalten ist, muss man das bis zu einem gewissem Grade sogar dann so halten, wenn man innerlich darüber steht, weil man sonst auf Kosten der eigenen Gruppe die Symmetrie stört.
Die zivilisatorische Errungenschaft hat also ihre Grenzen. Sie können von der Masse der Leute verlangen, ihre angeborene Fremdenfeindlichkeit zu überwinden, wenn sie plausibel argumentieren können, dass die Anwesenheit der Fremden insgesamt zum Vorteil der Masse ist.
Wenn der Zustrom so gross wird, dass objektiv Nachteile entstehen, wird Ihnen eine solche Argumentation auf Dauer nicht abgenommen. Sie müssen dann den Zustrom begrenzen. Anderenfalls werden Sie die Macht verlieren und danach wird die Fremdenfeindlichkeit nur umso stärker ausbrechen.
Niemand hat behauptet, dass die Welt moralisch ist. Es gibt nur Leute, die behaupten, man könne die Welt moralisch machen. Diese Leute irren. Moral ist etwas Schönes, aber auch Moral trifft auf Grenzen ihrer Durchsetzbarkeit.
Auf der anderen Seite passiert es nicht selten, dass ein und die selbe Person ihre feindselige Haltung zu vorher abgelehnten Gruppen im Laufe des Lebens ändert.
Worauf begründet sich diese Aussage - falls Sie mit nicht selten häufig meinen sollten. Interessiert mich wirklich und soll keinesfalls ein Affront sein.
Kluge Einrede!
Das ist meine persönliche Erfahrung. In meinem Umfeld war eine ablehnende Haltung gegenüber Schwulen sehr verbreitet. Nun schon etwas in die Jahre gekommen, haben so gut wie alle aus diesem Personenkreis mittlerweile ein sehr entspanntes Verhältnis zu Homosexuellen. Dasselbe gilt gegenüber "Weltverbesserern", die niemanden mehr aus der Fassung bringen, sondern allenfalls ein mildes, durchaus auch mit Wohlwollen gepaartes, Kopfschütteln hervorrufen.
Da scheint doch eine Entwicklung dieser Personen zu mehr Akzeptanz hin stattgefunden haben.
Meine Intention war eine ganz andere. Aber erstmal wirklich herzlichen Dank für die Antwort. Ich bin nur gleich unterwegs und werde Ihnen morgen antworten.
“Orthograpie“ … hab ich das ? … die ist mäßig! Nur Mut zur Wahrheit! Jules Verne, Ernst Hemingway oder Albert Einstein hatten “och“ das Problem ...
Der Umstand, dass ein einzelner Mensch im Laufe seines Lebens ein Interesse dafür entwickeln und lernen kann, seine Grenzen und Prägungen zu überwinden, ist aber nicht gleichzusetzen mit den Möglichkeiten für Verhaltensänderungen großer Gruppen. Die Beobachtung zeigt vielmehr, dass große Gruppen Verhaltenscharakteristika ändern, ja, könnten, nur: Sie tun es nicht.
Nun, manchmal geschieht es. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde aus einem Volk von Mitläufern und Tätern über Nacht auf wundersame Weise ein Volk der Unschuldigen und Widerständler. Aber da stand äußerer Zwang dahinter, und wie Zwang angesichts psychischer Dispositionen wirkt, ist bekannt: Sie werden unter die Oberfläche gezwungen und in der Unsichtbarkeit bis ins Ungeheuerliche verstärkt. Und irgendwann brechen sie wieder durch. "Entnazifizierung" war ein kluger falscher Gedanke^^ sie hätte dringend durchgeführt werden müssen, nur eben nicht als politische Unbedenklichkeitserklärung, sondern als Psychoanalyse und -therapie für jeden einzelnen Deutschen. Wir erleben heute die Spätfolgen dieses Versäumnisses.
Ich glaube nicht, dass Xenophobie "erzeugt" wird. Sie ist einer der möglichen fundamentalen mind sets, eine Haltung zur Welt und zur Existenz, die einer genetisch Prädisposition entstammt und als solche immer wieder neu gewürfelt wird, ohne in immer neuen Ausprägungen ihren grundsätzlichen Charakter zu ändern. Ich habe es schon mehrfach geäußert und äußere es auch gerne wieder: Menschen sind die Kleingruppensäuger geblieben, die sie immer waren. Unsere Empathie macht ab Daumen mal pi 20 Personen dicht, der Rest ist Unbehagen und die mühsame Balance zwischen Abscheu und Zivilisation.
Allein in Bayern soll es Innenminister Joachim Herrmann zufolge 1.700 von ihnen geben, 340 sind Waffenbesitzer.
Herrmann & Co. haben doch mit ihrem eigenen dummen ausländerfeindlichen Geschwätz die Geister gerufen, die sie jetzt nicht mehr los werden. Schließlich sind das alles Leute vom Fleisch der etablierten Rechten, wie der CSU, die da jetzt aus dem Ruder laufen. Dass Herrmann den Rechtsradikalismus beklagt, als wäre er nicht selbst zumindest in der Nähe desselben anzusiedeln, ist seiner ganz normalen, ordinären Scheinheiligkeit geschuldet.
Diese bundesrepublikanische Sprachregelung (Arbeitgeber/Arbeitnehmer) war in der Tat von Grund auf und von Anfang an atemberaubend grotesk.
Dass dieses Begriffspaar trotzdem wie selbstverständlich in nahezu jeden Text Eingang gefunden hat, zeigt die groteske sprachliche Ungenauigkeit in der politischen Auseinandersetzung. Und das schnell etablierte Propagandapotential der ins Spiel gebrachten Begriffe.
Letztlich hat die Begriffsverzerrung aber Erfolg gehabt: Als erfolgreiche Politik wird die angesehen, die "Arbeitsplätze schafft".
Wir haben es also mit einem gewährenden, vordergründig almosenhaften Phänomen zu tun. Um dies global zu gewährleisten, müssen die "Arbeitgeber" die günstigsten Bedingungen vor Ort vorfinden, sonst wird das nichts mit dieser großmütigen Gewährleistung (dies eigentlich ein anders gelagerter juristischer Terminus). Sie drohen oder ziehen weiter.
Hier liegt der Hund begraben.
P.S.: Klaus Wagenbach & Co haben meiner Erinnerung nach die Sache früh auf den Punkt gebracht, jedoch kann ich kein präzises Zitat finden.
>>...wenn es eine Partei gibt, die mit der AfD die Regierung bilden kann, dann sind schnell die Krokodilstränen vergessen...<<
Ja. Wenn man Konkurrenten nicht besiegen kann vereinigt man sich mit ihnen.
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>>Und ich komm noch heute durcheinander wenn ich ARBEITGEBER lese, der gibt Arbeit und der ARBEITNEHMER nimmt die Arbeit!<<
Da sind wir ja schon zwei ;-)
Ich schlage deswegen schon lange das Begriffpaar "Profitgeber"/"Profitnehmer" vor, damit wird das Verhältnis zwischen Lohnarbeit und Kapital realistisch beschrieben. Die grosse Mehrheit der Schreiber hier findet aber "Arbeitgeber"/"Arbeitnehmer" offenbar gut.
Ich lehne ab, mir immerzu Angst machen zu lassen.
Dann fragt doch mal, was linke Politik sein kann statt immerzu in der Abwehr gegen rechts die eigene politische Profillosigkeit zu verdecken.
Da haben Sie aber schon lange etwas verwechselt! Die richtigen Begriffe sind Profitnehmer für den Arbeitgeber und Profitgeber für den Arbeitnehmer. Das sollte die Mehrheit mal realisieren und damit wären schon mal die Basics geregelt.
Die Diskussion um den bösen Trump, und die bitter böse AfD,und die noch bösere Pegida, das sind Nebelkerzen eines Establishment, das ihrer unsozialen Politik ein moralisches Mäntelchen umgehängt hat, um den berechtigten sozialen Protest moralisch gerechtfertigt im Keim zu ersticken.
Die Menschen sind verzweifelt, ihre Jobs werden immer prekärer,
ihre wenigen Besitzstände hat die Politik reduziert, von einigen Besitzständen wurden sie regelrecht enteignet. Viele wissen sich nicht mehr zu helfen und stehen einer Systemänderung gegenüber, das sich in einer Konformität der
Willensbildung zu Gunsten einer abgehobenen "Elite" darstellt.
Linke Liberale, die bewußt an eine Moral des Schuldbewußtseins
nazionalsozialistischer Verbrechen anknüpft, um den sozialen berechtigten Protest mit Hilfe ehrlicher naiver Bürger tot zu treten.
Es ist interessant auch, wie das wechselt. Reicht das bashing gegen das "rechte Pack" nicht aus, kommt der konservative gute Deutsche und bemüht den bösen Islamisten, den "schmarozenden illegalen Flüchtling".
Mit beiden wird erfolgreich vom eigentlichen sozialen Problemen abgelenkt. Bemüht wird das Bild von Rechts gegen Links auf der Basis, nicht der sozialen Gerechtigkeit Arm gegen Reich , sondern
der Anständikgeit.Anständig ist, wer die Schnauze hält und sich mit prekären Minijobs und Minieinkommen beknügt, wer Merkel für gut hält und das Establishment und die Medien nicht hinterfragt.
Dabei werden die Linken mal als weltfremde Schmuddelkinder an den Rand geschoben, mal als mögliche potentielle Partner behandelt. Wo sie genau stehen, das weiß das Establishment auch noch nicht so genau. Insofern scheinen einige in dieser Partei noch unschlüssig, ob sie sich kaufen lassen odern nicht.
Bei der AfD ist die Käuflichkeit, wie beim großen Rest etablierter Parteien, schon so gut wie sicher. Vorsorglich hat man dort im Programm schon ein neoliberales Wirtschaftsprogramm installiert, bei dem sogar die FDP weiche Knie bekommt.
Nur der Hitler im Programm, oder sowas wo in dieser Richtung deutet, wird auch dem härtesten Neoliberalen zu suspekt.
Schließlich ist das Ganze ja schon mal entglitten. Und ein Weltmarkt lässt sich mit der Abschottung dörflich nationaler
Ideologie nur dann bedienen, wenn man die Welt erobert.
Also wird eine Partei gesucht, die einerseits die Kirche im Dorf lässt, andererseits sich einer vertärkten Interventionspolitik wie in Syrien oder Mali nicht verschließt. Vor allem aber die Eliten über die harte Zeit einer Technischen Revolution hinüber rettet, ohne derern Macht und Besitzstände gefährden.
Und dann sind wir wieder bei Merkel und Gabriel. Letzterer der, die von seiner Partei und den Grünen Enteigneten ,gerne das Wort Pack entgegegen schleudert oder sie mit dem Stinkefinger begrüßt, und die Kanzlerin, die Ackermann das Geburtstagsessen im Kanzleramt ausgerichtet hat;wahrscheinlich als verfrühten Dank für Bankenrise, Steuerbetrug, Cum Ex Geschäfte, und was da sonst noch an Betrügereien den Steuerzahler Milliarden kosten wird.
Dan wünsche ich auch schöne Wahl, die dann nicht mehr besteht, wenn durch Kriege und Umweltzerstörung die Menscheit, dank der Eliten, im Orkus verschwindet.
>>Als erfolgreiche Politik wird die angesehen, die "Arbeitsplätze schafft".<<
Arbeit ja, Verdienst nein: Während der Propagandakampagne für die „Agenda 2010“ hab ich genau hingehört, denn just zu dem Zeitpunkt hatte ich das Kündigungsschreiben des Insolvenzverwalters im Briefkasten.
Die „Gnade der Arbeitsplatzgabe“ beruht auf dem Besitzrecht der Produktionsmittelbesitzer: Besitzer können mit ihrem Eigentum nach ihrem Gusto verfahren, eingeschränkt nur durch Gesetze die einen möglichst reibungslosen Ablauf des Profitscheffelns gewährleisten sollen.
Die während des „Kalten Krieges“ mit bewusstlosem Konsumismus fett & träge gefütterte Arbeiterklasse hat der wieder unverhohlenen Profitgeilheit der Besitzerklasse nichts mehr entgegenzusetzen. Die Aufgabe von „Rechtspopulisten“ besteht darin, dafür zu sorgen dass es so bleibt: Mit dümmlichen Parolen die Leute davon abhalten, das Denken wieder selber zu machen.
Dafür hätte ich jetzt richtig Prügel verdient - es grüßen geläutert Örnest und Schül!
"Willensbildung zu Gunsten einer abgehobenen "Elite" darstellt."
Gegen mehr direkte Demokratie: Gauck spricht sich gegen ...Epoch Times (Deutsch)-vor 4 Stunden
... da haben sie recht!
.... alles gut...keine Kasteiung!-;)))!
Guter Artikel auch von ... Hans Springstein 02.04.2014 | 10:52 115 Gauck warnt vor der direkten Demokratie Demokratie Bundespräsident Joachim Gauck hat in der Schweiz vor der direkten Demokratie gewarnt Ein Blog-Beitrag von Freitag-Community-Mitglied Hans Springstein
So einfach gestrickt, wie die Evolutionspsychologie sich die Menschen vorstellt, sind sie nicht.
Dagegen sprechen allein schon die beachtlichen Unterschiede zwischen den Menschen - die lassen sich nicht mit "Reptiliengehirn", Kleingruppensäuger-Verhalten und ähnlichen Vorstellungen in Einklang bringen.
Wie weit unsere Emphatie reicht, hat nichts mit genetischen Dispositionen zu tun (abgesehen von pathologischen Fällen, die ja regelmäßig als Kronzeuge für reduktionistische Erklärungsversuche herhalten müssen) , sondern hängt von unseren persönlichen Erfahrungen ab und ändert sich auch mit diesen.
Der immer wieder behauptete Konflikt zwischen Natur und Zivilisation existiert für die meisten Menschen überhaupt nicht, auch wenn die Künstler diesen immer wieder gerne in ihre Werke einbauen.
Wer das Verhalten von Menschen-Gruppen verstehen will, wird bei sozialwissenschaftlichen Ansätzen eher fündig werden, als bei Ausflügen in die Stammesgeschichte der Menschen.
Es gibt Verschwörungstheorien, die sind auch Verschwörungstheorien. Und es gibt als "Verschwörungstheorie" geltende politische Gegebenheiten.
Die AfD war im Sommer 2015 wieder "weg vom Fenster", bevor sie die "Willkommenskultur" wieder ins Spiel brachte.
Die Austeritätspolitik mit ihren Verwerfungen war nicht mehr in der Diskussion. (Diese hatte nämlich den Rechtspopulismus in den Nachbarländern befeuert. Und kommt es nicht zur massiven Umverteilung - oder auch Rückgabe von Eigentum an den Staat- ist die EU am Ende.)
Die Migranten sorgten für zig Milliarden Steuereinnahmen.
"Nun schon etwas in die Jahre gekommen, haben so gut wie alle aus diesem Personenkreis mittlerweile ein sehr entspanntes Verhältnis zu Homosexuellen"
Ich habe eher die Befürchtung, dass Homo-, Xenophobie etc. von der Gesellschaft ins Latende des Einzelnen verschoben wurden. Einen Beweis muss ich allerdings schuldig bleiben - Gott sei Dank oder wem auch immer.
Aber ich halte die meisten Menschen, ab einem gewissen Alter, schlicht nicht mehr für lernfähig. Sicher gibt es Ausnahmen, doch die meisten arrangieren sich eher mit ihrem Umfeld bevor sie ihre eigene Anschauung in Frage stellen. Als Beweis könnte ich auch hier allenfalls mich selber anführen, denn ich will mich da nicht ausnehmen.
Ich halte, wie Sie, nicht viel von genetischer Prädisposition. Ich denke wir werden in unserer Jugend von unserem unmittelbaren Umfeld geprägt und suchen uns dann anschließend ein Habitat in dem wir uns selbst nicht mehr in Frage stellen müssen. Und dann hat man ja gelernt sich zu arrangieren bzw. das Maul zu halten. Gut, unsere Gesellschaft ist scheinbar offener geworden - vielleicht ist sie aber nur ein Kartenhaus.
Für einen Sonntag ist das jetzt genug Fatalismus von meiner Seite, deshalb schicke ich Ihnen herzliche Grüße und meine Hoffnung, dass ich mich irre.
"... müssen die etablierten Kräfte unvoreingenommen überlegen, welche ihrer Grundannahmen nicht mehr zur Realität passen."
Diese Ihre Aufforderung, Herr Jeschke, zum Nachdenken über die Blindstellen in den etablierten Diskursen wird leider in dem Forum wenig aufgenommen. Die allgemeinen Klassenkampfreflexe helfen aber bei der Frage "warum Trump, warum AfD, warum rechtsnationale Strömungen in Europa" nicht weiter.
Es geht m. E. aber schon um das Gefühl, dass "die da oben" gegen unsere Interessen handeln. (Unter "unsere" verstehe ich die nicht in PolitikWirtschaftMedien bestimmenden Menschen, die sich als Wähler oder Wahlverweigerer zeigen. Die Trennlinie läuft nicht - wesentlich - entlang dem Einkommen, zu den AfD- und Trump-Wählern gehören ja auch Wohl-situierte.)
Die Trumpwähler - so liest man - fühlen sich als "Globalisierungsverlierer", die guten alten Industrie-Arbeitsplätze sind weg, und dass man billige Konsumprodukte importieren kann und i-Phones haben kann, hilft über den Verlust nicht hinweg. "Ein Mann muss gute Arbeit haben, um seine Familie ernähren können", ist unabhängig von rechts und links (und unabhängig von gleichberechtigter Frauen-Berufstätigkeit) eine in klassischer sprachlicher Bedeutung billige Forderung.
(Und ob Bruce Springsteen oder Neil Young: Darin unterscheiden sie sich nicht von Trump-Wählern.)
Es geht also um die Erkenntnis, dass die durch Globalisierung erreichten gesamtwirtschaftlichen Gewinne ungleich verteilt sind (- das ist banal, wurde aber durch die allgemeine Wohlstandszunahme vertuscht). Seine Dynamik bekommt diese Un-Gleichverteilung jetzt erst dadurch, dass der Mittelstand betroffen und die Bürger darüber verunsichert werden.
In Merkel-Deutschland ist die Wirkung der 2015er Flüchtlings-/Einwanderungswelle für die Stimmung und für die AfD-Wahlerfolge wesentlich. Mögen die Fremden für die meisten Wähler in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern auch nur medial erschienen sein, so geben sie doch den Arbeitslosen und vom allgemeinen gesellschaftlichen "Fortschritt" Irritierten ihr Thema.
Der Gegensatz von allgemeiner Unsicherheit, Bedeutungsverlust, Arbeitslosigkeit, geschlossenen Schwimmbädern und zerbröckelnden Schulen etc einerseits, gegenüber andererseits der betonten Zuwendung von Kanzlerin und Medien zu den Zuwanderern hat wohl die Dynamik angefacht. Die Entfremdung bekommt ihr Gesicht in der Überfremdung.
"... welche ihrer Grundannahmen nicht mehr zur Realität passen."
Ich bin kein Soziologe, und alle eigenen Erfahrungen stammen aus begrenzten "Fallzahlen". Mir scheinen weder die Trump-Wende noch die Anti-Merkel-/Pro-AfD-Stimmung in ein Links-Rechts-Schema zu passen, es geht also m. E. nicht um einen Konflikt zwischen Hungernden und Prassenden, Armen und Reichen, Besitzenden und Nichtbesitzenden.
Gegen diese Bundesregierung (und gegen die Ganz-Grosse-Koalition der im Bundestag Sitzenden) erheben sich (zumindest murrend und in den Wahlkabinen) die gesellschaftlich Konservativen und die schon Abgerutschten gegen die Fortschrittsgläubigen. Denn der Fortschritt führt schon seit geraumer Zeit nicht mehr zuverlässig und wissenschaftlich bewiesen zu Verbesserungen für Alle, sondern zu mehr Aufspaltung, Unsicherheit (- Unsicherheit nicht nur über Jobs, sondern über gesellschaftliche Werte, geschlechtliche Identität), es zeigen sich Parallelgesellschaften mit fremden Werten.
Die Grundannahme der Berliner Eliten, dass mehr Globalisierung, mehr Bruttosozialprodukt, mehr Konsumvielfalt und mehr RegenbogenMultikulti, mehr Offenheit und mehr Vielfalt der Lebensoptionen - dass all dies gut ist, dass sie den menschlichen Bedürfnissen entsprecht, diese Grundannahme ist m. E. falsch.
Einen schönen 1. Advent wünsche ich noch.
So ist es. Würde nicht gehörig etwas falsch laufen im Parteienbetrieb, könnten die Rechten nicht so punkten.
Dazu gehört sicherlich:
1. Die Inszenierung von Demokratie (z.B. Wahlen bei denen der Ausgang eh klar ist, z.B. jetzt beim Bundespräsidenten)
2. Die Heucheleien, Doppelmoral und Verlogenheit, sowohl außen- als auch innenpolitisch (z.B. Waffenlieferungen an Staaten mit Scharia, die nachweislich Terrorgruppen unterstützen, Rentenpolitik, Gesundheitspolitik etc., die nur der Senkung der Lohnnebenkosten dient, das ständige Loblied auf Deutschlands Wirtschaft und Wohlstand, schwarze 0, während Kommunen und Länder (und viele Mio. Menschen) am Stock gehen und damit die Daseinsfürsorge usw usw usw)
3. Die ständige Darstellung von Politik als "alternativlos"
4. Der Habitus des "Wir sind die Guten, die die Werte verteidigen" der in manchen Aspekten an Realitätsverweigerung grenzt.
Bemerkenswerte Rede dazu von Frau Wagenknecht, auch wenn man ihr nicht in allen Punkten folgen mag:
https://www.youtube.com/watch?v=VJV8Ho9AuWQ
Nun sind Gene die eine Sache, persönliche Entwicklung die andere. Die Menschheit hat sich über ein rein instinktgesteuertes Verhalten hinaus entwickelt. Es ist also manches machbar, was nicht den genetischen Dispositionen entspricht. Irrig ist nur, dass dieses Machbare durch Verfügungen machbar würde. Es muss vielmehr Überzeugungsarbeit geleistet werden, zumindest auf sozialer Ebene, wenn nötig auch auf psychologischer Ebene. Schnell geht gar nichts.
Da gebe ich Ihnen schon Recht, nur hat halt auch das Ueberzeugen Grenzen. Ich bin in einem System aufgewachsen, wo man auch versucht hat, jeden zu überzeugen und Vieles von dem, wozu man die Leute überzeugen wollte, war ja auch durchaus richtig. Die Ergebnisse waren mal so und mal so.
Auf die Dauer überzeugt man eine Mehrheit nicht von etwas, das sie für sich als nachteilig empfindet. Vom Italiener an der Ecke oder vom türkischen Gemüsehändler sind sie hingegen schon zu überzeugen.
Nun gut, Sie scheinen ein Kultur-Optimist zu sein. Wenn ich mir die Ergebnisse von sechs Jahrtausenden bekannter Kulturgeschichte anschaue, kann ich diesen Optimismus nicht teilen. Die Formen ändern sich, die Wirkprinzipien bleiben.
Davor wird die AfD sich hüten.
Die AfD lebt davon, dass sie diametral Gegensätzliches verspricht. Politische Verantwortung würde ihr quasi über Nacht den Todesstoß versetzen. Und so wie das in der Partei anklingt, wissen die das sehr wohl. Die Partei ist personell und inhaltlich ein schlechter Witz. Der wird nur durch das totale Versagen der neoliberalen Agenda der letzten Jahrzehnte relativiert.
Der wird nur durch das totale Versagen der neoliberalen Agenda der letzten Jahrzehnte relativiert.
Dann stellt sich aber wiederum die Frage, warum die AFD es nicht riskieren sollte. Und gibt es die Partei wirklich- oder sind das nur Interessenvertreter ihrer selbst.
Die Partei kann nicht mitregieren. Die anderen doof zu finden gehört zu den sehr seltenen Konsenspunkten innerhalb der Partei. Und wie sollte eine praktische Politik aussehen? Welche Konzepte könnte die Partei umsetzen ohne selbst daran zu zerreißen?
Symptomatisch: Die zwei verbliebenen AfD Europa-Parlamentarier haben sich nicht einmal auf eine gemeinsame Fraktion geeinigt.
"totale Versagen der neoliberalen Agenda" (*****)!
Man soll sich nicht täuschen. Dieses rechte Milieu existiert bereits seit x-Jahrzehnten, im Osten wie im Westen. Bereits Anfang der Achtziger konstatierte die SINUS-Studie 13 Prozent der Westdeutschen ein geschlossen rechtsextremistisches Weltbild. Die Differenz zu den Prozentwerten der neuen Erhebung der Friedrich-Ebert-Stiftung (hier der Link zur Originalstudie) dürften Abwanderungen aus den Rechts-Lagern hauptsächlich von CDU und SPD sein – Leute, die vorher unpolitisch waren, ansonsten ein ziemlich spießbürgerlich-unauffälliges Leben führten und sich nun von den aktuellen politischen Entwicklungen überrollt sehen.
Die Crux hier ist zum einen die, dass das Gros dieser Leute durchaus massive Gründe haben dürfte, unzufrieden zu sein – eine frei marodierende, gern auch in Richtung Gängelei Einzelner tendierende Staatsbürokratie, Wegtricksen von politischen Entscheidungen sowie, zu einem nicht unerheblichen Teil, die sozialen Sorgen, die der überwiegende Teil der anderen drei Viertel ebenfalls hat. Hinzukommen dürfte die kulturelle Abwertung und Ausgrenzung sowie der (Pseudo-)Klassenkampf »Stadt gegen Land« (den unter anderem auch der Freitag mit Verve führt – nach dem Motto »Wir Ökos und Genders waren schon immer die besseren Menschen«).
Unter besseren Umständen wäre dies durchaus Material für eine linke Intervention. Ende der Sechziger hat es eine derartige Konstellation bereits gegeben. Damals kamen gleich mehrere Drives hin zu Links zusammen: die damalige Jugendkultur und allgemein der Kampf gegen den Mief der Adenauer-Ära, Entspannungspolitik, eine Renaissance linker-antiautoritärer Ideen und grosso modo eine Perspektive, in welche Richtung es (ungefähr) gehen sollte. Das hat nicht alle mitgerissen – aber summa summarum doch eine ausreichende Masse. Last but not least: Auch die unverbesserlichen Kleinbürger haben den stattfindenden Wandel schließlich still und heimlich goutiert – das Gros davon kam schließlich auch ihren Interessen entgegen.
Heute ist die Wahl ungefähr die zwischen Hindenburg und Hitler. Sprich: zwischen neoliberal-technokratischen Elendsverwaltern und rechten Wut-Apologeten. Insofern ähnelt die Situation stark der zu Anfang der Dreißiger. Prognosen möchte man angesichts der desolaten Verhältnisse nicht geben. Auffällig an der ganzen Konstellation ist allerdings, dass der linke Ausweg versperrt ist.
Eine Situation wie in einem Druckkessel. – Gut gehen kann das nur selten.
Da hat Richard Zietz recht (auch wenn das momentan kaum jemand gern hören mag):
"Man soll sich nicht täuschen. Dieses rechte Milieu existiert bereits seit x-Jahrzehnten, im Osten wie im Westen. Bereits Anfang der Achtziger konstatierte die SINUS-Studie 13 Prozent der Westdeutschen ein geschlossen rechtsextremistisches Weltbild."
Mir ist nicht ganz klar, warum um die jüngste Studie der Ebertstiftung solch ein Alarm gemacht wird.
So schnell, wie dort behauptet, wandeln sich Einstellungen der Menschen nicht!
Ein geschlossen rechtes Weltbild - mit Ablehnung von allen möglichen "Feinden" - gab und gibt es schon immer, und seine Anhänger lagen stets deutlich über 10 Prozent der bundesdeutschen Einwohner. In der Nazizeit mag dieser Anteil etwas höher gewesen sein. Meine Oma, die mit ihrem stets gehüteten und versteckten Hitlerbild im Haus gestorben ist, wählte z. B. immer abwechselnd NPD und FDP: sie fiel nicht auf), und Sachsen ist ein sehr trauriger Sonderfall im Tal der Ahnungslosen.
Die Einstellungen der Menschen wandeln sich nicht, bloß weil das Trump - mangels Alternative! - eine Wahl gewonnen hat.
Mehr Nüchternheit täte gut - weniger Aufregung, STATTDESSEN mehr RADIKALITÄT in der Schlußfolgerungen - woran die Ebertstiftung nicht unbedingt interessiert ist...
"Man soll sich nicht täuschen. Dieses rechte Milieu existiert bereits seit x-Jahrzehnten, im Osten wie im Westen."
So ist es. Schon 1967 musste ich einen Abitur-Aufsatz schreiben über die damals aktiven rechten Bewegungen in der alten Bundesrepublik. Damals richtete sich der Ausländerhaß gegen die Gastarbeiter. Die deutsche Demokratie hat es überlebt.
Heute hassen teilweise die Gastarbeiter von damals zusammen mit den heutigen deutschen Rechten die bei uns lebenden Muslime, während ein Teil der Muslime auf die bei uns lebenden Juden los geht.
Was heute sonst noch anders ist als 1967:
- es gibt im Ausland attraktive Vorbilder für unsere Rechten: Le Pen, Hofer, Wilders, Trump, Orban, Kaczinski...
- Unsere Rechten erhalten ausgerechnet von Putins Anhängern Unterstützung
- Die heutigen Rechten können sich im Internet vernetzen.
- 1967 hatte man noch die echte Wahl zwischen zwei unterschiedlichen politischen Lagern. Wer heute ein Anliegen hat, für das in der von Grünen und Linken verstärkten GroKo niemand eintritt, dem bleibt nur die Wahl: Gar nicht wählen oder AfD. Insofern ist die heutige AfD in einer besseren Lage als ihre zahlreichen rechten Vorgängerbewegungen. So landen jetzt Arme, Xenophobe, Homophobe, Eurokritiker, Feminismusphobe und Globalisierungsverlierer alle in einem politischen Topf.
"Die Neue Rechte befindet sich im Aufwind. Mehr als ein Viertel der deutschen Bevölkerung folgt ihren Verschwörungstheorien"
Was hat das denn mit Rechts zu tun. Es gibt bei jeder cruden politischen Richtung genug Menschen, die sich unüberlegt sinnfreie Behauptungen zu Eigen machen. Zum Beispiel folgen viele Menschen zu gerne der Behauptung, dass Steuererhöhungen schlecht für die Arbeitgeber und damit schlecht für die gesellschaftliche Entwicklung sind. Was Sie beschreiben liegt in der Natur der Menschen: Angst vor dem Unbekannten, bzw., Angst davor, dass es noch schlechter als ohnehin werden könnte. Leider wird das naturgemäß von jeder politischen Richtung für die eigenen Zwecke mißbraucht.
"Zu spüren bekommen die Ressentiments vor allem Muslime und Asylbewerber."
Wieso denn "Ressentiments". Es steht den Bürgerinnen vollkommen frei zu befinden, ob sie mit der Höhe der Einwanderung zufrieden sind oder eben nicht. Und angesichts der Höhe der Einwanderung kann ich das Gejammer über "Ressentiments" nicht mehr hören. Das ist einfach elitäre Respektlosigkeit, extrem undemokratisch, diese Art abwertend zu reden. Genau das macht die Rechten stark.
Es steht dem Bürger wie Dir und mir eben nicht frei, sich auszusuchen, wer mein Arbeitskollege oder Nachbar ist! Du verbreitest hier nichts anderes als Größenwahn! Das können die meisten Menschen auf der Welt sich nicht aussuchen.
Wer allerdings keinen Arsch in der Hose hat, um sich - zusammen mit anderen - gegen die Zumutungen am Arbeitsplatz und die Mietsteigerungen zu wehren, der schürt stattdessen die "Ressentiments" gegen die Anderen, Fremden ... (Oder auch der, der als Milliardär und trumpscher Immobilienhai gar kein Interesse hat, für bessere Arbeit und Wohnungen zu kämpfen.) und huldigt seinem Größenwahn, der an den wirklichen Problemen gar nichts ändert.
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Bei meinem Beitrag oben ging es mir aber darum zu sagen, dass die Friedrich-Ebert-Stiftung ziemlich schwache Schlußfolgerungen abgeliefert hat. Ist die jetzt noch schlimmer als Bertelsmann?
So, jetzt aber:
Ja, so ist das.
Seltsamerweise wird dieser Knackpunkt, das Eigentum an den Produktionsmitteln, bei aller Kritik am hiesigen "Wirtschaften" nur selten zur Disposition bzw. zumindest zur Diskussion gestellt. Das war schon mal anders.
Kleiner Schlenker: Juristisch gesehen ist zwischen Eigentum und Besitz streng zu unterscheiden: Im Gegensatz zum Eigentümer hat der Besitzer nur die tatsächliche Herrschaft über die Sache. Und bei teuren Produktionsmitteln könnte z.B.eine kreditgebende Bank via Eigentumsvorbehalt als Eigentümer das umfassende dingliche Recht an den Maschinen haben (und es dem sog. Arbeitgeber, dem Besitzer, bei sog. Kreditausfall z.B. wieder wegnehmen). Ändert aber natürlich nichts an den Machtverhältnissen gegenüber dem sog. Arbeitnehmer.
Interessanterweise erschien in der Frankfurter Rundschau vor kurzem ein Gastbeitrag ("Die Dinge beim Namen nennen. Sprachgebrauch verdreht die ökonomische Realität", FR. v. 30.11.2016), in dem sich der Autor (Heinz J. Bontrup) genau das Begriffspaar Arbeitgeber/-nehmer vorknöpft. Hat wahrscheinlich vorher hier mitgelesen.