Wer ist wir?

Corona Verunsichernder als die Angst vor der Krankheit ist die Krise der Gesellschaft, sagt Georg Seeßlen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 42/2020
Social Distancing im Washington Square park, San Francisco
Social Distancing im Washington Square park, San Francisco

Goto: Josh Edelson/AFP/Getty Images

Wann ging das eigentlich los, dass aus dem „Wir gegen das Virus“ ein „Wir gegen die anderen“ wurde? Georg Seeßlens Coronakontrolle, oder: Nach der Krise ist vor der Katastrophe zu lesen, fühlt sich an wie eine Zeitreise in eine Vergangenheit, die erst vor acht Monaten begonnen und so viele diskursive Schleifen gedreht hat, dass man kaum noch ausmachen kann, was für den Kippmoment sorgte. War es der sozialdarwinistische Tabubruch, mit dem der Grüne Boris Palmer Junge gegen Alte ausspielte, waren es die Corona-Rebellen vor der Volksbühne Berlin, zu denen sich immer mehr Rechtsextreme gesellten? Fragil und brüchig war dieses mit Appellen an die Solidarität postulierte „Wir“ lange vor Corona. Aber am Anfang der Pandemie gab