Wenn Papst Benedikt XVI. in zwei Wochen Deutschland besucht, werden ihm nicht nur die „Benedeto“-Rufe seiner Anhängerschaft entgegenbranden, sondern auch Schmähungen und Protest. In Freiburg, Erfurt und Berlin – die Stationen der päpstlichen Deutschlandreise – haben sich Bündnisse formiert, um gegen den Besuch des Kirchenoberhaupts zu opponieren.
Sie heißen ganz nüchtern: "Der Papst kommt". Andere, wie die linksradikalen Allianzen von "not welcome" über "what the fuck", tragen ihre Botschaft an den Papst gleich im Titel. Gemeinsam ist den drei Berliner Bündnissen die Programmatik. Sie richten sich gegen die "Diskriminierung" homosexueller Menschen und Frauen sowie die restriktive Haltung des Papstes bei Kondomen und Abtreibungen. Im größten der Bündnisse Der Papst kommt versammeln sich über 60 Organisationen, neben Lesben- und Schwulenverbänden sind auch Organisationen wie die Aidshilfe, Gewerkschaften und Parteien mit dabei. Der Aufruf des Aktionsbündnisses steht sinnbildlich für den Protest gegen den Papst:
„Papst gegen Menschenrechte“
„Wir wenden uns gegen den Papst als einen der Hauptverantwortlichen für die Unterdrückung der Lesben, Schwulen und Transgender der Welt. Auf internationaler Ebene kämpft der Vatikanstaat Seite an Seite mit brutalen Diktaturen gegen“ deren Menschenrechte. Und weiter: „Wir kritisieren die Missachtung der Rechte von Frauen“ Sowie: „Wir verurteilen die Sexual- und Kondom-Politik des Papstes. Sie behindert in vielen Ländern massiv wirksame HIV-Prävention, stürzt Menschen in schwere Gewissenskonflikte, verdammt sie zu Krankheit und nimmt ihren Tod damit billigend in Kauf.“
Im Mittelpunkt der Berliner Proteste soll die „Karawane zum Bundestag“ stehen. Zu tausenden wollen die Kritiker dann am Brandenburger Tor demonstrieren. Außerhalb der um das Reichstagsgebäude gezogenen Bannmeile, aber in Sicht und Hörweite des Papstes, der als Staatsoberhaupt des Vatikans eine Rede im Parlament halten wird.
Ob die vom queer-feministischen Bündnis „what the fuck“ ausgerufene Gegenpäpstin Rosa I. und ihre Anhängerschaft tatsächlich am Brandenburger Tor werden demonstrieren können, bleibt indes fraglich. Die Berliner Versammlungsbehörden wollen die geplante Demo „aus Sicherheitsgründen“ verbieten. Jörg Steinert, Sprecher des "Lesben- und Schwulenverbands Berlin-Brandenburg" rechnet mit einem Verbot. „Nicht genug Platz“, hieß es in Gesprächen mit den Behörden. Steinert kann die Argumentation nicht verstehen. „Beim Christopher Street Day feiern jedes Jahr hunderttausende Menschen vor dem Brandenburger Tor“, sagt er und fügt an: „Wir werden höchstens 20.000 Demonstranten sein – und da wollen sie die Demo aus Platzgründen verbieten.“ Das Bündnis werde gegen das Verbot rechtlich vorgehen.
„Heidenspaß“ auch in Erfurt und Freiburg
Auch in Erfurt erwarten den Pontifex Proteste. In der Innenstadt soll eine religionsfreie Zone eingerichtet werden. Am Tag davor ist eine Demo geplant. Das linke Bündnis "Heidenspaß statt Höllenangst" organisiert den Protest. Es kritisiert unter anderem, dass gerade einmal acht Prozent Katholiken in Thüringen leben und der Papstbesuch dennoch als gesamtgesellschaftliches Großereignis inszeniert würde.
Und auch in Freiburg, der letzten Station des dritten Deutschlandbesuchs des Pontifex, formiert sich Protest, wenn auch etwas gediegener. Mit Infoständen, Diskussionsrunden leisten die Papstgegner im Bündnis "Freiburg ohne Papst" Widerstand. Im Vorfeld organisiert das Bündnis eine Unterschriftenaktion, in der es fordert, die Stadt solle Benedikt den Eintrag in das Goldene Buch verweigern. Auch Stadträte sich den bisher beinahe 3.000 Unterzeichnern angeschlossen. Kurz vor dem Papstbesuch möchte man die Unterschriften dann der Stadt Freiburg übergeben.
Die katholische Kirche sieht den Protesten gelassen entgegen. Sie erwarte einen fairen Umgang mit dem Papst. Gewaltfreie Demonstrationen seien im Grundrecht auf Meinungsäußerung verbrieft.
Die wichtigsten Stationen des Papstbesuchs:
22. September Ankunft in Berlin Tegel. Treffen mit Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Nachmittags Rede im Bundestag. Später Messe im Olympiastadion vor 64 Tsd. Gläubigen.
23. September Flug nach Erfurt. Besuch des Doms und der Wallfahrtskapelle in Etzelsbach.
24. September Messe auf dem Erfurter Domplatz. Anschließend Weiterreise nach Freiburg. Treffen mit Helmut Kohl und anderen Persönlichkeiten.
25. September Messe auf dem City Airport in Freiburg. Anschließend Abschiedszeremonie und Rückflug nach Rom.
Kommentare 27
In Freiburg wird es zudem eine (unangemeldete) Demo geben. Am 23. 09. um 18:30 am Siegesdenkmal. Organisiert wird diese von "What the fuck"-Freiburg: wtffr.blogsport.eu/
Antisemitismus – Patriarchat – Kapitalismus – WHAT THE FUCK?!
Für die befreite Gesellschaft!
Von Berlin nach Erfurt zu fliegen, ist allein schon eine Art Gotteslästerung.
Ausgerechnet DER Papst in Erfurt – was da wohl der Herr Rat aus Weimar gesagt hätte? Vermutlich etwas Ähnliches wie: "Auf alle Fälle ist der Papst der beste Schauspieler im gegenwärtigen Rom."
Johann Wolfgang von Goethe im Jahre des Herrn 1787
Um Himmels willen, nehmt den Opa doch nicht so ernst. Schwulenhass gehört bei denen wie bei den Moslems zu ihrem Männlichkeitskult einfach dazu. Ist doch gut, wenn jeder seine eigene Meinung hat.
Karl Kraus, manch einer meint, dass ist Dieter Althaus letzte Rache oder so...
Karl Kraus, manch einer meint, dass ist Dieter Althaus letzte Rache oder so...
ich rege an, der community support entfernt im posting von zelotti vom 7.9., 23:08 dieses
"wie bei den Moslems"
das schrammt arg richtung volksverhetzung und hat im übrigen mit dem thema des artikels nichts, aber auch garnichts! zu tun.
"„Beim Christopher Street Day feiern jedes Jahr hunderttausende Menschen vor dem Brandenburger Tor“, sagt er und fügt an: „Wir werden höchstens 20.000 Demonstranten sein – und da wollen sie die Demo aus Platzgründen verbieten.“ "
Das liegt wohl daran, dass der CSD keine politischen Aussagen mehr formuliert, bzw. dass die, die dann doch noch formuliert werden müssen, um den Status einer politischen Demonstration aufrecht zu erhalten, kaum jemand der Anwesenden interessieren. Das sieht hier ja ganz anders aus. 20.000 politisch denkende Menschen scheinen bedrohlicher als über eine Million Partygäste.
@Rahab
"wie bei den Moslems"
das schrammt arg richtung volksverhetzung
Minderheit gegen Minderheit?
Wer wären denn dann aus Gutmenschensicht die Guten?
Den Fakt, dass in Berlin Ressentiments zwischen Mitbürgern mit Migrationshintergrund aus mehrheitlich muslimischen Ländern bestehen, muss ich leider ehrlicherweise bestätigen - ob die Ressentiments theologisch begründet werden oder einfach nur kulturell tradiert werden, ist eine ganz andere Frage.
Ich habe allerdings bisher auch noch von keiner Moschee gehört, wo Gottesdienste anlässlich des CSD gefeiert worden wären. Du etwa?
Bei den Christen dagegen gibts das schon, an manchen Orten sogar ökumenisch.
www.freitag.de/community/blogs/christianberlin/csd-soll-christlicher-feiertag-werden
Meinst Du, das kommt demnächst auch in anderen Religionen?
und hat im übrigen mit dem thema des artikels nichts, aber auch garnichts! zu tun
Kann sein, kann aber auch anders sein. Ein richtiger Artikel ist das nämlich nicht, zumindest verrät keine Recherche, wer die Menschen und Macher hinter den Demonstrationsaufrufen sind und welche Ziele sie sonst verfolgen.
War bestimmt auch schwierig zu recherchieren, denn wenn man z.B. auf der im 'Artikel' verlinkten Seite
papstabschaffen.blogsport.de/
über die Suchfunktion das Wort "Impressum" eingibt, findet man nichts.
Solch heiter-schrille Begleitmusik, über die auch der Papst bestenfalls lachen kann, wertet seinen Besuch und seine Anhängerschaft bestenfalls auf. Wer Seiner Heiligkeit weh tun will, muss anders vorgehen.
LG Christian
Es gibt ja offiziell im Islam keine Schwulen und sehr starke Erwartungen an das männliche Geschlecht. Auch in der lieben Priesterschaft der katholischen Kirche nicht.
Auf die Probleme, die sich daraus ergeben, ist schon oft an anderer Stelle hingewiesen worden.
Ich glaube nicht, dass ich Religionshass predige, wenn ich auf die verklemmte Haltung von Religionen auf das Geschlechterverhältnis hinweise.
Und dann finde ich, dass diese Polemik gegen den Übervater Papst und seine Besuchsshow irgendwie auf sich selbst zurückfällt. Denn was dieser Mann denkt und sagt ist doch erst mal gar nicht wichtig für mich, und das nehmen die meisten Menschen gar nicht ernst, gerade im Katholizismus heisst es Leben und Leben lassen.
@Rahab
"das schrammt arg richtung volksverhetzung (...)"
Na, na - nur weil Du hier schon wiederholt gesperrt warst, musst du nicht gleich anderen Sanktionen an den Hals wünschen.
@ChristianBerlin
Warum ist der Artikel "kein richtiger", weil er nicht die Personen hinter den Protestaufrufen offenlegt? Ist das seine Aufgabe? Zu den Websites der Protestierer wird doch immerhin verlinkt. Und Sie haben ja offenbar selbst festgestellt, dass man dort nicht gerade transparent ist. "Der Papst kommt" hat übrigens ein Impressum.
@zelotti
"Denn was dieser Mann denkt und sagt ist doch erst mal gar nicht wichtig für mich,(...)"
Für Dich vielleicht nicht. Für 'ne Menge anderer aber wohl!
Interessant ist es erfahren zu haben, wo überall sich city airports befinden. Man wird noch zum Geograph und wundert sich nun nicht mehr, dass so rund 25.000 Flugzeuge sich täglich über Europa herumtreiben.
@miaux
Warum ist der Artikel "kein richtiger", weil er nicht die Personen hinter den Protestaufrufen offenlegt? Ist das seine Aufgabe? Zu den Websites der Protestierer wird doch immerhin verlinkt.
Als Linkliste oder auch als einfacher BlogBeitrag ist das völlig o.k. - von den Blauen erwarte ich eigentlich, dass sie bei dem Gegenstand, über den sie berichten, die W-Fragen beantworten, vor allem die "cui bono"-Frage.
Bei diesem Thema würde mich schon interessieren, wer jeweils hinter den Kampagnen steckt: Anonyme linke Idealisten? (so der Eindruck) Oder abgekehrte Katholiken? Echte Kirchengeschädigte? Nur bestimmte Schwulenverbände oder alle? Oder handfeste finanzielle Interessen einer organisierten Gegenlobby? Das wäre an einem informativen Bericht das für mich eigentlich Interessante.
Und wenn das schwer herauszufinden ist, sollte das den journalistischen Ehrgeiz eigentlich nur noch mehr anspornen. So bin ich mal ausgebildet worden, das hab ich auch in meinen Jahren als Chef an andere weiterzugeben versucht. Aber das war in den 90ern. Kann sein, dass in unserer schnelllebigen Zeit inzwischen die Uhren anders gehen.
LG CB
Hallo zelotti,
Danke für ihren Beitrag.
Der Islam lehnt das Ausleben von homosexuellen Neigungen kategorisch ab und betrachtet sie als Sünde (Koran 7:80ff; 26:165ff).
Der Islam betrachtet die Homosexualität als Unzucht.
Somit haben Sie mit recht darauf hingewiesen.
@rahab
ich sehe keinerlei Tatbestandsmerkmale einer Volksverhetzung.
Ein "Vorbeischrammen" gibt es in Form von Fahrlässigkeit auch nicht.
Hier muss der Vorsatz ("Wissen und Wollen") vorliegen.
Das wiedergeben von Fakten gehört zum Grundrecht der Meinungsfreiheit.
Daher.
Man kann auch päpstlicher sein wie der Papst.
AMEN
... und darum gibt es ja auch auf Kirchen Blitzableiter...!
@ChristianBerlin
Ihr Buhlen mit dem konspirativ Unbestimmten ("handfeste finanzielle Interessen einer organisierten Gegenlobby") und der Anonymität linker "Idealisten" verschleiert, dass die Sache viel einfacher gelagert ist:
1. Ein Blick auf die 60 Mitglieder des Bündnisses "Der Papst kommt" offenbart doch,dass es sich vorwiegend um Gruppen, Parteien und Organisationen aus dem linken und queer-feministischen Milieu handelt. Daneben sind auch laienkirchlich-überkonfessionelle Vereine wie "Homosexuelle und Kirche" vertreten, die sich an der amtskirchlichen Attitüde gegenüber schwulen Menschen stören. Und ja, darunter auch "Echte Kirchengeschädigte", die beispielsweise ihre Lehrerlaubnis verloren haben, weil sie sich geoutet haben. Das "Wer" wäre damit also geklärt.
2. Was die Motive des Protestst angeht. Die ergeben sich aus dem Aufruf der Bündnisses - so oder ähnlich auch bei den anderen Organisationen zu lesen.
Die Profanität des Ganzen erklärt dann auch, warum der "journalistische Ehrgeiz" hier nicht in eine unnötige investigative Recherche (es liegt ja alles offen) floss, sondern in den Versuch, einen einfachen, mit Links gespickten Überblickstext zu schreiben.
Dass früher alles besser war, da gehe ich trotzdem d'accord mit Ihnen.
LG
Lukas Ondreka
@Lukas Ondreka
Dass früher alles besser war, da gehe ich trotzdem d'accord mit Ihnen.
"Alles" wäre mir zu pauschal. Es gibt auch heute Beispiele für beides, z.B. jetzt gerade Günther Lachmann vs. Jens Berger zum Anti-Euro-Rettungs-Video und den Hintermännern.
www.welt.de/wirtschaft/article13588084/Video-enthuellt-verborgene-Ziele-der-Euro-Rettung.html
www.nachdenkseiten.de/?p=10678
Was die Motive des Protestst angeht. Die ergeben sich aus dem Aufruf der Bündnisses - so oder ähnlich auch bei den anderen Organisationen zu lesen.
Das meinte Lachmann bei "Abgeordentencheck" und dem Anti-Euro-Rettungs-Video (angeblich) auch. Ist aber nicht zwingend und immer so. Eher selten.
Das "Wer" wäre damit also geklärt.
Tut mir leid, wer hinter hinter dem "linken Bündnis" Heidenspaß statt Höllenangst und der "religionsfreien Zone", der Gegenpäpstin und der dazugehörigen Website ohne Impressum (papstabschaffen.de), wäre noch zu klären, und das eigentlich vom Freitag. Warum soll ich mir die Arbeit machen, wenn andere das Geld kriegen?
Also gut, überredet:
Die LINKE steckt - anderslautenden Meldungen zum Trotz - wohl nicht dahinter. Im Gegenteil:
Die Fraktion DIE LINKE freut sich mit den katholischen Christen, dass sie sich über die Anwesenheit von Benedikt freuen, und wir freuen uns mit den evangelischen Christen, die sich freuen würden, wenn es im Augustinerkloster einen mutigen Schritt zur Ökumene geben würde
www.die-linke-thl.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/zurueck/aktuell-7/artikel/die-linke-und-der-papstbesuch/
Anders sieht das die traditionsreiche SPD-nahe Jugendorgansiation SJD - die Falken, deren Erfurter Kreisverband mit hinter dem Aufruf steckt.
Außerdem mit von der Partie in Erfurt sind die Jenaer Hochschulgruppen "Revolta - antikapitalistische Linke", ein Zusammenschluss von Studierenden auf Grundlage eines undogmatischen, revolutionären Marxismus, und Queer-Paradies, ein Arbeitskreis des StudierendenRates, der sich für die Interessen und Belange von Lesben, Schwulen, Bi's, Transgender, Interesexuellen und anderen an der Universität Jena einsetzt.
Außerdem dabei ist die queer Gruppe "WiderdieNatur", zu deren Grundsätzen laut Ihrer Internetrepräsentanz widerdienatur.blogsport.de/wider-die-natur/ auch gehört, sich selbst nicht von der Kritik der Verhältnisse auszunehmen.
Das Motto und Aktions-Ideen sind allerdings gekupfert von
www.religionsfreie-zone.de/impressum.htm
wo unter Federführung der Giordano-Bruno-Stiftung fast namensgleiche Aktionen auf dem Weltjugendtag 2005 oder auf dem Ökumenischen Kirchentag 2010 bekannt gemacht wurden.
Sein Logo hat das Erfurter Aktionsbündnis jedoch offenbar von
www.nea.antifa.de/notwelcome/
(oben im Beitrag verlinkt) übernommen und lediglich koloriert.
Aus meiner Sicht zeigt das, dass neben Selbsthilfegruppen von Queer-Betroffenen oder Kirchengeschädigten auch Organisationen, die eine Nähe zu bestimmten Parteien oder Parteiflügeln haben, deren Basis auf die Straße bringen wollen, während deren Spitzen der Bundestagsrede des Papstes andächtig lauschen werden und sein Kommen genauso symbolisch begrüßen, wie jene es ablehnen.
Ich weiß nicht, ob das bigott ist, ich vermute eher, man will das eine tun und das andere nicht lassen. Das eine, um Anhänger zu gewinnen für das, was man vertritt, und das andere, um in der Liga der Großen mitspielen zu dürfen.
Die sicher notwendige Kritik wäre nur viel wirksamer, wenn das anders herum aufgezogen würde. Man gegen die Kanzlerin sagen, was man will, aber Angies Wort zu den Pius-Brüdern hat, wie man ander beleidigten Reaktion merkte, im Vatikan gesessen. Wem es wirklich um Veränderung im Katholizismus und nicht bloß um die Rekrutierung oder Aktivierung Gleichgesinnter geht, muss sich auf diese Gratwanderung begeben und die Kritik dort anbringen, wo sie nicht erwartet wird und deshalb wirklich etwas bewegen kann.
LG Christian
"Die Fraktion DIE LINKE freut sich mit den katholischen Christen, dass sie sich über die Anwesenheit von Benedikt freuen..."
Das ist ja herrlich, haha, es geht auch ohne Vicco von Bülow.
@zelotti
Du solltest Talentscout werden. Ramelow hat wirklich das Zeug zum Unterhaltungskünstler.
Schon der "rote Jochen" startete nach seinem Politikerdasein eine zweite Karriere als Kabarettist. Bodo (den man wegen der Verwechslungsgefahr mit einer Fantasiegestalt von Franz Josef Degenhardt leider nicht ebenfalls "den roten" nennen darf) könnte das noch mal toppen.
LG CB
@zelotti
"Denn was dieser Mann denkt und sagt ist doch erst mal gar nicht wichtig für mich, und das nehmen die meisten Menschen gar nicht ernst, gerade im Katholizismus heisst es Leben und Leben lassen."
Zwei Gedankenfehler (vielleicht sogar drei). Für dich mag das uninteressant sein, aber das katholische Dogma beeinflusst viele Menschen auf der ganzen Welt(1). Abtreibungs- und Kondomverbot treibt jährlich massenweise Frauen in illegale Abtreibungen, die sie teils das Leben kosten bzw. fördert die Verbreitung gerade auf dem afrikanischen Kontinent. Das ist subtile Form von Mord (2). Genau deshalb solltest vielleicht auch du ernst nehmen, was der Papst sagt. Nicht um es zu glauben selbstverständlich (3).
Die katholische Kirche erlaubt Frauen keine kirchlichen Ämter, schmeißt Schwule und Lesben raus, sobald sie sich outen. Wohlgemerkt oftmals erst dann. Solange sie die Klappe halten werden sie noch geduldet. Im Katholizismus gibt es aber streng genommen auch keine Homosexuellen, da sie als identitär nicht wahrgenommen werden, sondern als krank, wie die jüngsten Heilungsphantasien von Gero Winkelmann, dem Leiter des Bundes katholischer Ärzte, wieder bestätigen. Wieso gelten für religiöse Gruppierungen, sobald sie Arbeitgeber werden, nicht dieselben Standarts, wie zum Beispiel ein Antidiskrimnierungsgesetz der EU. Wieso lachen wir alle über die katholische Kirche, während sie auch Menschen hier das Leben schwer macht. Wieso scheint ganz Deutschland vor dem Islam Angst zu haben und lächelt über die katholische Kirche. Dasselbe übrigens mit evangelikalen Strömungen auch in Deutschland. Oder mit den Zeugen Jehovas, die Züchtigung als Erziehungsmittel propagieren dürfen, obwohl es in Deutschland verboten ist.Aber noch ist es noch nicht soweit, dass deren Vertreter vor dem Bundestag sprechen dürfen. Das ist eine Auflösung der Trennung von Staat und Kirche. Der Umweg darüber, dass der papst Staatsoberhaupt von Vatikanstadt ist, ist wahrscheinlich juristisch einwandfrei, aber schon schmierig. Und man komme mir jetzt bitte nicht dem Daliah Lama, der hat auch nicht Bundestag in die Runde zu Grinsen.
Und nochmal kurz zu dem Argument, das ich oft höre, dass ja niemand gezwungen ist in der katholischen Kirche zu sein oder zu bleiben. Stimmt. Nur vielleicht denken wir auch mal darüber nach, wie es ist, in einem erzkatholischen Haus mit Sünde und Hölle und strafenden Gott aufzuwachsen. Und vielleicht haben wir dann auch etwas Mitgefühl und Verständnis und erkennen, was die katholische Kirche mit dem Selbstwertgefühl vieler Menschen anstellt, die durch ihr Dogmaraster fallen, aber aufgrund ihrer Sozialisation eben nicht sagen können: Geht mich doch nichts an.
Ich weiß, zelotti, dass alles betrifft deine Ausage nur zum Teil. Aber ich war grad in Fahrt.
PS: Ich bin wirklich gespannt, ob und wer den Saal verlässt bei der Rede des Papstes.
Hier ein kurzer und knackiger Überblick von Bernd König von der HUK über die Homosexuellenverfolgung der Kirche (im allgemeinen) in For einer Rede:
old.hannover.gay-web.de/huk/vehn/aktuell/100508-Koenig.pdf
Ich muss ja sagen, dass ich mir bei den mir bisher gegegneten Protestaufrufen mehr Inhalt gewünscht hätte.
Der Artikel hier bietet einen guten Überblick und macht deutlich, dass es um mehr geht als den Papstbesuch zum Desaster zu machen...
Nichtsdestotrotz gefällt mir das Label dieses eher platten Aufrufes außerordentlich gut:-)
http://nea.antifa.de/bilder/specials/index_papst_infotour.jpg
begegneten muss es heißen...
@luzieh.fair
"Ich muss ja sagen, dass ich mir bei den mir bisher gegegneten Protestaufrufen mehr Inhalt gewünscht hätte."
Das geht mir bei den meisten Aufrufen so. Da hat sich etwas verändert, was ich angesichts der Möglichkeiten des Internets bedenkeswert finde. Selbstverständlich muss ein Aufruf nach vorn griffig und plakativ sein, denn er will ja erreichen. Zu Zeiten der Flugzettel war es schwierig sein Anliegen umfassend inhaltlich darzustellen. Man war gezwungen sich auf das Wichtigste zu konzentrieren. Das Internet bietet die Möglichkeit viel umfassender zu informieren und dies sogar je nach Interesse in Stufen zu tun. Leider wird davon selten Gerauch gemacht.
Und aus diesem Grund konnte ich mich bisher nicht entschließen, an einer dieser Veranstaltungen teilnehmen zu wollen.
Es kommt mir vor, als würde es (und das tut es teilweise auch) in vielerlei Hinsicht um den Papst als Person gehen. Das ist mir viel zu kurz gegriffen. Vielleicht überleg ichs mir ja noch. Der macht hier ganz in der Nähe Station und die sperren hier (also da) dann auch mal eben 8km Autobahn, als Busparkplatz...irre!
Eine gewisse Focussierung auf den Papst, als Oberhaupt einer patriarchal strukturierten Glaubensgemeinschaft, finde ich schon ganz okay. In einem Punkt geht es mir jedenfalls auch um die Person des Papstes, nämlich wenn es darum geht, dass kein Religionsführer vor dem Bundestag reden sollte.
Insgesamt versteh ich aber deinen Einwand. Mir wäre es auch lieber der Papstbesuch wäre Aufhänger für einen Protest gegen katholische Sexualmoral und Machtpolitik, als den Besuch an sich alleine anzuprangern. Vielleicht kommen daher auch die Stimmen, die sagen, lasst ihn doch kommen, die ich so gar nicht verstehe.
@ChristianBerlin
"Wem es wirklich um Veränderung im Katholizismus und nicht bloß um die Rekrutierung oder Aktivierung Gleichgesinnter geht, muss sich auf diese Gratwanderung begeben und die Kritik dort anbringen, wo sie nicht erwartet wird und deshalb wirklich etwas bewegen kann."
Ich denke die linken Gruppierungen können sich gar nicht auf diese "Gratwanderung" begeben, ohne sich selbst zu diskreditieren. Die Ansichten zu Homosexualität differieren dann doch fundamental. Die radikale Linke und die Amtskirche stehen sich quasi polar gegenüber, kein begehbarer Grat liegt zwischen ihnen.
Ich möchte deshalb hier auf die kircheninternen Reformbewegungen hinweisen:
- Es gibt die basiskirchlichen Initiativen "Kirche von Unten" (www.ikvu.de/) und "Wir sind Kirche" (www.wir-sind-kirche.de/)
- Es gibt zahlreiche Theologieprofessoren, die sich für Reformen stark machen (www.memorandum-freiheit.de/)
- Und noch weit brisanter: In Österreich rebelliert der Klerus selbst gegen den Vatikan (www.pfarrer-initiative.at/)
Hier, wo Pfarrer fordern, Frauen für die Priesterweihe zuzulassen, findet die von Ihnen eingeforderte "Gratwanderung" statt.
Über all das Papstbashing werden diese kircheninternen Reformbemühungen leider häufig vergessen. Schade.