Montagsdemo distanziert sich vom Papst

Friedens-Fiction Katholiken unerwünscht. Demokraten rufen zur öffentlichen Verbrennung der Luther-Bibel auf.

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Disclaimer: Nein, nein, nein. Es handelt sich um eine Zeitungsente. So etwas ist in unserem Land völlig undenkbar. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Persönlichkeiten sind nicht zufällig, sondern bewusste Fiktion.

Die Organisatoren der Montagsmahnwachen haben sich nun, nach wochenlangem Druck aus den Medien, von Papst Franz distanziert. Das Oberhaupt der Katholiken hatte spontan erklärt, er unterstütze die Initiative für den Frieden. Das Töten müsse beendet werden und die Gefahr eines Krieges beseitigt. Die Worte des Papstes lösten einen „spontanen“ Sturm der Entrüstung quer durch die Gesellschaft (also von taz bis FAZ) aus.

Frieden ja, okay, wenn's sein muss, aber nicht mit Leuten, die offen homophob seien und eine rechtspopulistische Familienpolitik betrieben. Keine gemeinsamen Sachen mit Leuten, die in der Abtreibungsfrage eine dermaßen entartete Gesinnung zeigten, dass den Demokraten nichts anderes übrig bleibe, als sie mit sofortiger Wirkung aus der Solidargemeinschaft auszuschließen. Dazu gehörten auch alle Papst-Anhänger, somit alle Katholiken, die zudem – ebenso wie der Papst – Verschwörungstheoretiker seien, da sie die offizielle Version der Weltentstehung in Frage stellten. Einige glaubten sogar an Engel, weshalb „spontan“ eine Facebook-Gruppe eingerichtet wurde: „Schutzengel-Hüte für den Papst“.

Entlarvend sei auch die Sprache der Rechtsfrommen. So spreche man heute nicht mehr offen von Hexenverbrennung, sondern sage stattdessen „Nächstenliebe“. In Kreisen katholischer Geistlicher finde man zum Beweis immer wieder historische Schriften, wo von Nächstenliebe die Rede sei, zugleich aber dieselben Leute Hexenprozesse durchgeführt hätten. Auch die 10 Gebote seien ein Code. "Du sollst nicht stehlen" bedeute z.B. in echt "Neoliberalismus ist alternativlos", nur verharmlosend ausgedrückt von diesen rechten Rattenfängern, die damit den Mindestlohn verhindern wollten (was, by the way, nichts weniger als den Exitus der Linken bedeuten könne).

Die Distanzierung von rechtskonservativen Verschwörungskatholiken war jedoch nur ein erster Schritt. Inzwischen hat man sich auch von sämtlichen Muslimen, die eine ähnlich homophobe-abtreibungskritische Position vertreten wie die Katholiken, abgegrenzt. Den tendenziell antisemitischen lutherisch-evangelischen Verschwörungstesoterikern werde man ohnehin keine Bühne bieten. Es gebe Beweise, dass Luther, auf den sich diese Leute berufen, ein flammender Antisemit gewesen sei. Alle Demokraten seien deshalb dazu aufgerufen, "spontan" ein Zeichen der Toleranz zu setzen und die Machwerke Luthers öffentlich zu verbrennen. Auch die Lutheraner könnten sich daran beteiligen und zeigen, dass sie sich von Luther lossagten, indem sie ihre Luther-Bibeln zur nächsten Demo in Berlin mitbrächten, wo sie dann an bekannter Stelle ganz demokratisch dem Feuer übergeben werden.

Inzwischen gibt es Überlegungen, ob man sich auch von Humanisten distanzieren müsse, da diese sich auf Giordano Bruno beriefen, der offenbar ebenfalls antisemitische Tendenzen gehabt habe – sich jedenfalls nicht eindeutig vom Antisemitismus distanziert habe.

Die Montagsdemos sind inzwischen auf überschaubare 4 lupenreine Demokraten geschrumpft. Zum Auftakt der neuen Montagsdemos unter dem neuen Motto „Klasse statt Masse“ wird heute "spontan" als Gastredner unser beliebter Außenminister schreien. Alle braven Applaudanten werden mit ukrainischen Schokoriegeln belohnt.

Mit diesen "spontanen" Gesten der Toleranz hat man somit die von langer Hand geplante Friedensverschwörung der Rechtsreligiösen doch noch zu einem allseits beliebten familiengerechten Event hinbiegen können. Damit das betreute Demonstrieren auch künftig friedlich vonstatten gehen kann, werden Drohnen von unseren US-amerikanischen Freunden die Mahnwachen diskret begleiten. Steuerzahler ohne eigenes Blog haben natürlich nichts zu befürchten.

Der Schreiber dieser Zeilen distanziert sich ausdrücklich von allem und jedem, vor allem von diesem Text, den er gar nicht geschrieben, sondern zufällig auf dem Dachboden gefunden hat. Hier werden nicht Äpfel mit Birnen, sondern Pferdehaufen mit Energiesparlampen verglichen. Das Blog ist hiermit zum Steinigen freigegeben. Wer gerade nichst besseres zu tun hat, werfe den ersten Stein.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
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