Sibel Edmonds: Greenwald noch glaubwürdig?

Whistleblower Die "Classified Woman" setzt sich für Aufklärung ein. Ihrem Aufruf zum Whistleblowing sind bereits hunderte hochdekorierte Geheimdienstler gefolgt.

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Sibel Edmonds ist eine der bekanntesten Whistleblower in den USA. Wer jetzt sagt, er habe noch nie von Sibel Edmonds gehört, der weiß, welchen Stellenwert diese Personen haben. Eine kurze Recherche ergab, dass über Sibel Edmonds noch in keiner Online-Ausgabe unserer ehrenwerten Medien berichtet wurde.

Sibel Edmonds wurde nach 9/11 als Dolmetscherin für Türkisch, Farsi und Aserbaidschanisch beim FBI eingestellt. Sie übersetzte dort Überwachungstonbänder, die in Zusammenhang mit den Terroranschlägen standen. Edmonds bemerkte, dass teilweise Übersetzungen gefälscht oder unterschlagen wurden. Sie meldete die Fälle von Amtsverletzung und Landesverrats und erhielt auch zunächst Unterstützung von Senatoren. Selbst das FBI bestätigte einige der Vorwürfe.

Es gab zwei öffentliche Anhörungen, bei denen das FBI mehrere nicht klassifizierte Dokumente vorlegen und bestätigen musste, dass Aussagen Edmonds' stimmten. Daraufhin belegte Justizminister John Ashcroft die Dokumente rückwirkend mit einer Sperre, um eine Veröffentlichung zu verhindern - aus "Gründen der nationalen Sicherheit". Sibel Edmonds wurde mit einem Maulkorberlass ("Gag Order") belegt.

Sibel Edmonds wird von Daniel Ellsberg unterstützt, dem Mann, der mit der Veröffentlichung der Pentagon-Papiere Auslöser für die Beendigung des Vietnam-Kriegs war und heute der wohl bekannteste amerikanische Bürgerrechtler sein dürfte. Der Fall Sibel Edmonds sei wesentlich explosiver als die Pentagon-Papiere, erklärte Ellsberg.

Im französischen Dokumentarfilm „Kill The Messenger“ beschreibt Sibel Edmonds wie sie auf der Suche nach „Ansprechpartnern“ für die von ihr festgestellten Vergehen unversehens zur Whistleblowerin wurde. Anlass war eine Aussage von Condolezza Rice, die diese, nachdem Edmonds die Aussage als „unverschämte Lüge“ bezeichnet hatte, öffentlich zurück nehmen musste.

Sibel Edmonds kann und darf nicht alles sagen, was sie weiß. Ihr würde sonst wohl das Schicksal von Snowdon oder Manning drohen. Sie ist eine „Classified Woman“ - so auch der Titel ihres Buches. Aber Edmonds setzt sich dafür ein, dass mehr ihrem Beispiel folgen. Und das mit Erfolg. Bereits über 100 ehemalige, zum Teil mit höchsten Orden dekorierte Geheimdienstmitarbeiter, haben sich ihrer „National Security Whistleblowers Coalition“ angeschlossen. Auch wenn die Details verborgen bleiben, so viel ist klar: Lügen und Verbrechen sind auf höchster Regierungsebene Tagesgeschäft. Verfolgt werden die Korrupten nicht, sondern die, die aufklären.

Mit "Boling Frogs Post" betreibt Sibel Edmonds ihre eigene alternative Nachrichtenseite. Fundgrube für alle, die mehr über die US-Regierung wissen wollen, als was in den auch alternativen Medien steht.

Jetzt hat Sibel Edmonds sich äußerst skeptisch zur Rolle von Glenn Greenwald geäußert. Erst 1 Prozent von Snowdons Erkenntnissen sei veröffentlicht worden. Nun würden offenbar häppchenweise ausgewählte Geheimnisse veröffentlicht. Ob das wirklich im Sinne Snowdons gewesen sei. Wenn die Enthüllungen in dem Tempo weitergingen, werde Snowdon am Ende seiner Enthüllungen 72 Jahre alt sein. Ein Whistleblower sei überzeugt, dass die Öffentlichkeit ein Recht auf die Informationen habe und es gehe ihm um möglichst schnelle Aufdeckung. Aber "secrets for sale"? Greenwald nutze die Snowdon-Dokumente auch, um damit erfolgreiche Bücher damit zu füllen.

Es sei wahrscheinlich, dass bestimmte Informationen über die Schiene Greenwald gar nicht an die Öffentlichkeit kommen würden. Gründe dafür nennt Edmonds auch. Bezahlt wird Greenwalds Arbeit vom ebay-Gründer Pierre Omidiyar. Dass das zu ebay gehörende Bezahlsystem paypal mit der NSA verquickt ist, leugnet selbst Greenwald nicht ("I don't doubt Paypal cooperates with NSA"). Auch war paypal beteiligt, um durch die Sperrung des Kontos Wikileaks zu ruinieren. Siehe auch: "The Greenwald/Omidiyar/NSA connection"

In diesem Licht betrachtet könnte Omidiyar tatsächlich jemand sein, der seine Gegner einfach kauft. Er wäre nicht der erste.

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