Warum ich mich auf Weihnachten freu!

Occupy Bethlehem! Ein 2000 Jahre alter Plot, der mich noch immer fasziniert.Von dieser Feel-Well-Story will ich Besitz ergreifen, mich mitreissen lassen.

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Occupy' meint ja nicht 'Besetzung' im gewalttätig-militärischen Sinne, sondern Wiederaneignung.

Wiederaneignung öffentlicher Räume. Deshalb: Plätze, deshalb Zelte.

'Occupy Bethlehem,'heisst für mich: Wiederaneignung einer faszinierenden Erzählung, die nun schon 2000 Jahre lang immer wieder Menschen vor Resignation bewahrt, Mut in Zeiten der Angst macht, Hoffnung, wo die Ratio nicht mehr weiter weiß.

Eigentlich kann - wer sich ernsthaft auf die Story einlässt, nicht unberührt abseits stehen:

Da zwingt vor gut 2000 Jahren ein König sein Volk zwecks Volkszählung in die Orte der Geburt des Haushaltungsvorstands zu kommen , da verweigern alle Gastwirte dem mittellosen Tischlerpaar auch nur einen Keller-Raum oder eine Mansarde: Kein Aufnahmelager, kein Rotes Kreuz, keine karitative Hilfe für Fremde. Nix da. "Das Boot ist voll!" Nur verschlossene Türen. Und dann werden hochschwangere Frau und ihr zurückhaltender Mann dorthin verwiesen, wo ein Eldorado der Krankheitskeime herrscht: In einen Stall. Mitten rein in den Mist.. Direkt neben den Kuhfladen, wo es stinkt wie die Pest. Da bringt die Frau ein Kind zur Welt. Nein Hausgeburt geht anders. Dass das Kind überlebt, ist ein Wunder.

Teil 1 der Story.

Natürlich kann man diese Story nur vom Ende her verstehen: Das Baby wird heranwachsen und in sehr frühem Alter nicht nur sehr belesen und gelehrt sondern mit ausserordentlichen charismatischen Fähigkeiten ausgestattet sein.

Ein Volksredner, einer der die Menschen anzieht, der vor vollen Plätzen spricht. der sich mit der Obrigkeit anlegt, der von ihnen schliesslich verraten, verleumdet und und verlacht werden wird, und den die Besatzungsmacht auf Antrag derer, " die schon immer alles besser wussten" (Pharisäer und Hohepriester), mit grausamster Foltermethode ermordet, dem Tod durch Kreuzigung am lebendigem Leibe.

Was danach kommt, verlangt von uns naturwissenschaftlich geprägten Menschen viel Bereitschaft sich auf das einzulassen, was die Sängerin Nena nennt:

"Wunder geschehen, wir dürfen nicht nur an das glauben, was wir sehen."

Angeblich, ist dieser Jesus stärker als Hohenpriester und Besatzungsmacht. Sie können ihn nicht wirklich töten, er beamt sich wieder ins Leben und entscheidet selbst, wann er seinen Einsatz auf Erden beendet.

Merk-würdig.

Seit 2000 Jahren wird aber dieser Plot mit zwei völlig entgegen gesetzte 'Messages' hin überliefert.

Genauer gesagt seit 1700 Jahren.

Als die Bewegung der Anhänger jenes Wanderpredigers, die mit der Solidarität ernst machte, das Privateigentum untereinander abschaffte und HOFFNUNG machte, dass ein anderes Leben möglich sei, immer grössere Kreise ergreift, immer mächtiger wird, da reagiert der römische Kaiser Konstantin im vierten Jahrhundert n.C.G. , wie alle Herrscher vor und nach ihm: wenn die Bewegung zu stark wird, setzt er sich an die Spitze. SO geschah es. Von heut auf morgen wurden Christen nicht mehr den Löwen zum Frass vorgeworfen, sondern ihr Glaube zur Staatsreligion erhoben. Nun war dass Heil Gottes nicht auf Erden zu errichten durch Überwindung der Spaltung in Arm und Reich, Rechtlose und Mächtige, sondern es wurde auf das Jenseits vertröstet.

Theologie der Befreiung, Theologie des Pluralismus

Erst in jüngster Zeit wurden ausgehend von der 'Theologie der Befreiung' in Südamerika (die sich seit einiger Zeit: 'Theologie des Pluralismus' nennt!) die sozialrevolutionären Wurzeln der Botschaft Jesu Christi und seiner Vorläufer wieder frei gelegt.

Wo Martin Luther noch "den HIMMEL" oder das "Himmelreich Gottes" übersetzt, sprechen die modernen ÜbersetzerInnen der "Bibel in gerechter Sprache von "der gerechten Ordnung Gottes". (so auch in der offiziellen Kirchentagsbibel des Dresdener Kirchentages 2011!)

Es geht um hier und heute.

Es geht darum, den Mut nicht zu verlieren, für eine Gesellschaft der Solidarität und Liebe zu kämpfen.

Es geht darum, Vertrauen zu haben, dass die Bestimmung der Menschheit nicht darin besteht, sich gegenseitig abzuschlachten und den Planeten zu zerstören, sondern eine "gerechte Ordnung" zu schaffen.

Die Würde des Menschen ist unantastbar - dieser erste aller Grundgesetz-Artikel hiess in den Worten des Nazareners: Alle Menschen sind gleich, sind Gottes Geschöpfe.

Allen wohnen unvorstellbare Kräfte und Kompetenzen inne. Nicht nur den Herrschenden und Reichen. Jeder Mensch hat irgendetwas, was er besser kann, als alle anderen.

Dafür wirbt dieser bescheidene, aber sehr selbstbewusste Wanderprediger, macht er Menschen gesund, wenn sie an ihre Gesundung glauben, schafft es, dass 5000 satt werden, die zunächst nur 5 Fische und fünf Flaschen Wein besitzen:

SOLIDARITÄT ist stärker.

Später werden Einzelne wie Martin Luther King, Mahathma Gandhi, Nelson Mandela u.a. Millionen mitreißen, Millionen Hoffnung machen, befähigen, ihren eigenen (ungeahnten Kräften) zu vertrauen.

Aber nicht Stellvertreter will er sein, für des Menschen Werk, sondern Anstifter, Coach, Therapeut, alles im Sinne der Hilfe zu Selbsthilfe.

Empathie, Liebe Solidarität, und heiliger Zorn gegen Unterdrücker, korrupte Banker (Wechsler), das lehrt er seine Jünger: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher (der nicht teilen lernt) glücklich werden könne.. sagt er

Und nicht 'Geiz ist geil' ist seine Devise, sondern: "Glücklich wird nur, wer die anderen liebt wie sich selbst." (Später wird die deutsche Sprache dafür das Wort "Genosse/in" hervorbringen.)

Fürchtet Euch nicht!

So endet für mich die bakteriologisch hoch bedrohliche Notgeburt neben Kuhfladen in einem Hinterhof von Bethlehem.

Soviel Optimismus? Da kann man sich ja berauschen!

Kann passiv oder zweifelnd werden wie nach einem Joint oder einer Opiumpfeife.

Deshalb beginnen die Freudenbotschaften regelmäßig mit der Beruhigungsformel:

"Fürchtet Euch nicht!

Euch ist heute großes Glück widerfahren.Der Mensch, der auch göttliche Identität hat, wie ihr alle, wird heute geboren. und Friede soll sein allen Menschen und Kraft zum Kämpfen, zur Solidarität, und die feste Gewissheit, dass eine andere Welt möglich ist!"

Von dieser Feel-Well-Story will ich Besitz ergreifen, mich mitreissen lassen:

Occupy Bethlehem!

Frohe Weihnacht?

Frohe Weih-Nacht!

Dieser Text erschien zuerst bei www.oberhof.blog.de
Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

MathisOberhof

Autor des Buches : REFUGEES WELCOME - Geschichte einer gelungenen Integration - So können Sie Flüchtlingen helfen - Ein Mutmachbuch", verh., 3 Söhne,

MathisOberhof

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