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taz vom 19.7.2012: "So häufig wie in den letzten Tagen war das männliche Glied wohl nie in den Medien vertreten." Bild: dapd


Schauen Sie sich auch dies an auf youtube: DIE LINKE BESCHNEIDET SICH SELBST

Darauf habe ich ihm folgendes geantwortet:

Danke, Raju der Nachfrage. Obwohl ich erlebe, dass auch innerhalb der Linken die Emotionen überschwappen und deshalb kaum mehr auf Nuancen des anderen gehört werden kann, möchte ich deine Frage beantworten.

  1. Bevor ich auf Details eingehe, möchte ich feststellen, dass mir kein linker Vertreter der Strafbarkeit der Kindsbeschneidung erklären konnte, warum er glaubt, das deutsche Rechtswesen habe Berechtigung und Aufgabe als einziges und erstes Land in der Neuzeit (im Mittelalter war die Todesstrafe für Beschneidungen integrierter Bestandteil der Judenverfolgungen) dieses Ritual bei Kindern unter Strafe zu stellen? Diese Anmaßung deutscher Richter oder Linker übersteigt mein soziologisches oder kulturelles Einfühlungsvermögen. (Leider bin ich deshalb gleich zu Beginn der von Dir gewünschten Antwort sehr emotional, ich versuche mich zu beruhigen)
  2. Niemand bestreitet das Beschneidung Körperverletzung sei, auch Halina vergleicht dies zunächst mit Blinddarm-OPS oder anderen frühkindlichen chirurgischen Eingriffen. Es bleibt für die Strafbarkeit also der Unterschied: Eine medizinisch notwendige Behebung einer Phimose oder aber das Nähen einer Platzwunde nach Unfall etc. sind NOTWENDIG zum Erhalt des Kindwohls, die rituelle Beschneidung aber nicht. Aber eben deshalb wollen es die Eltern (häufig! – Gruppenzwang, wie bei allen kulturellen Riten will ich gar nicht ignorieren).
    Die Juden noch mehr wie die Muslime sehen sich als besonderes kinderfreundliche Gemeinschaft an, das ist ihr Selbstbild. Nun kommen Menschen, die mit mir gemeinsam haben, dass sie solch einen brauch für "nicht nötig" halten und sagen: Das stimmt nicht. Das dient nicht dem Wohl des Kindes, es ist schlecht. ABER GLAUBENSFRAGEN KÖNNEN NICHT MIT DEM STRAFGESETZBUCH ENTSCHEIDEN WERDEN.
  3. Wichtig für mich ist nur: Was ist denn schlechter an einem Penis ohne Vorhaut wie an einem mit? Ich kann es nicht beurteilen, da ich unbeschnitten bin und bleiben will. Ich MUSS ABER ZUR KENNTNIS nehmen, dass ein drittel aller Männer der Welt ganz glücklich sind ohne Vorhaut, es gibt kleine Initiativen gegen Beschneidung innerhalb des Judentums wie des Islams. Aber keine Massenbewegung. Im Gegenteil fühlen sich Millionen beschnittener Männer in ihrer Würde beschnitten, wenn wegen eines Kölner Landgerichtes ihnen von anderen erzählt wird, sie seine, traumatisiert, verstümmelt, gar wie, die Opfer weiblicher Genitalbeschneidung, sie müssten geschützt werden, als Menschen, die etwas weniger haben, wie andere? DAS IST FÜR MICH DER WAHNSINN: Mann will nicht zur Kenntnis nehmen, dass Männer ohne Vorhaut anders, aber nicht behinderter, ärmer, schützenswerter seien, als unbeschnittene. Es geht mir am wenigsten um die geringfügigen Vorteile bei dem selten Penis-oder Gebärmutterkrebs. Auch die hygienischen Vorteile von Fellatio (für die/den Gebenden) bei beschnittenen oder unbeschnittenen Männern halte ich für in dieser Entscheidung nicht so relevant, aber dass eine signifikante Anzahl von Frauen (in den USA, wo die Beschneidung ja ein Massenphänomen ist) äußert, der Sex mit Beschnittenen ist länger ausdauernder, schöner…. ALL DAS MACHT MICH NICHT ZU EINEM FREUND ODER BEFÜRWORTER DER BESCHNEIDUNG, sondern sagt mir nur, dass es keine Verstümmelung, sondern eine Andersartigkeit von Sex und Beschaffenheit dieses Sexualorgans ist, dass i.d.R. keine Lustverminderung beim Mann verursacht.
  4. was bleibt? Ich halte die Burka für altmodisch, wohl auch rückschrittlich, bin aber gegen das Burkaverbot, ich folge nicht den Reinheitsregeln des Koran oder des Judentums, Frauen müssen sich m.E. nicht nach der Menstruation rituell waschen, weil es keine Beschmutzung sondern Ausdruck der Andersartigkeit zu uns Männern ist (Voraussetzung für die Kompetenz, Mensch zu gebären), all das halte ich für "meinen Anschauungen nicht entsprechend", aber bestrafen darf man all das ebenso wenig, wie die rituelle Beschneidung.
  5. Nur als PS: Du behauptetest, die Juden lehnten Betäubung ab, und meinen schriftlichen Nachweis der Debatte über Betäubungsmethoden unter jüdischen Beschneidern hast du zurückgewiesen mit dem laxen Hinweis: Liest du überhaupt, was du verschickst. Das war unsachlich. Ich halte die Formulierung, um die es wohl heute geht:" eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen", für zustimmungswürdig.
  6. Ich hoffe, dass in der Abstimmung zumindest deutlich wird, dass es verschiedene Anschauungen zur Strafbarkeit von Kindsbeschneidung in der Linksfraktion gibt. Da wäre schon vielgewonnen. Deutschland ist gespalten in dieser Frage, titelt heute die Zeitungen, wenn es in der Linksfraktion ähnlich wäre, wäre das keine Schande.

Nachtrag: Die meisten LINKEN-MdB haben sich heute enthalten, einige wenige wie Jan van Aken für die Resolution und einige wenige dagegen gestimmt.

Die Diskussion muss weitergehen.