GDL-Streik und Kritik an EVG

Streikkritik Die Weichen stellen. Aber richtig!

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Man müsse bereit sein, sich einmal näher mit Gewerkschaftspositionen zu beschäftigen, fordert die Autorin Nelli Tügel in ihrem Sympathie-Beitrag für den Streik der GDL. Dieser sei nötig und unterstützungsbedürftig, auch weil die EVG, das "konfliktscheue Anhängsel des Bahnvorstandes" sich ständig klein mache. Aha. Der erste große Bahnstreik 1990, die im Vergleich zu vielen, ja fast allen Branchen frühe volle Angleichung der Entgelte in Ost und West, das durchgesetzte kreative Wahlmodell zwischen Entgelterhöhung, mehr Urlaub oder kürzerer Arbeitszeit, vierstellige Vergütungen für neue eingestellte Azubi im jetzt beginnenden Ausbildungsjahr, der letzte Streik vom Dezember 2018 (für den Herr Weselsky ausdrücklich "kein Verständnis" hatte, weil "die Bahn derzeit unter Personalnot und Sparzwängen leide" - LVZ online vom 10.12.2018!), alles nicht wahr? Die Autorin behauptet weiterhin, die GDL wolle die Kernlemente des Konzerns zusammenführen. Nein, sie will die Trennung und Spaltung! Oder gehören die fahrenden Züge nicht zu diesen Kernelementen der Bahn? Jede kleine Modellbahnerin weiß diese Frage zutreffend zu beantworten! Lassen Sie uns weiter der Aufforderung von Frau Tügel folgen und uns mit den Positionen der GDL beschäftigen. Hat wer schon mal eine derer Fahnen auf einer Maikundgebung gesehen? Eine Meinung oder Stellungnahme vernommen zu Steuerungerechtigkeit und Altersarmut oder Wohnungsnot, zu Rassismus und Neonazis, zu Klimaprotesten und fff, oder zu AfD-Kritik (wäre ja auch komisch, wenn man auch deren Sympthisant*innen in den eigenen Reihen willkommen heißt)? NEIN, zu all dem dröhnt großes Schweigen, denn die GDL ist keine Gewerkschaft, zumindest keine, welche nur ansatzweise bereit wäre, ein erweitertes gesellschaftliches Mandat (Oskar Negt) wahrzunehmen, sondern ein klassisch eigensinniger Tarifverhandlungsverein! Sich zunehmend fast hasserfüllter Polemik bedienend, Unfrieden in der Belegschaft stiftend, Verächtlichmachung Ander(sdenkend)er eingeschlossen. Und nur ein Satz zur Tarifeinheit: wäre es weiterhin gemeinsame Einsicht, dass erst Einigkeit wirklich stark macht im gewerkschaftlichen Kampf, dann bräuchte es das (berechtigt ungeliebte) Gesetz hierfür nicht! Und übrigens: Der nächste, soeben angekündigte GDL-Streik soll sich auch genau über den Tag der großen unteilbar-Aktionen in Berlin erstrecken. Damit es deren Teilnehmer*innen richtig schön schwer gemacht wird. Passt!

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Geschrieben von

Matthias Altmann

linksgrüner Gewerkschaftschrist, umweltverbundliebender, maximal teilautonutzender Bahnbetriebsrat

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