Abwasch 2.0

Kampagnenkritik Wer sein Spülmittel in den Schrank stellt, ist altmodisch, findet Pril. Die Flasche soll nun zum online selbst gestalteten Design-Objekt werden. Doch Kreation hat Grenzen

Wer seit jeher auf Palmolive schwört, der könnte nun in Versuchung geraten, zu wechseln. Denn bei der Konkurrenz ist nicht nur spülerisches, sondern auch gestalterisches Talent gefragt. „Mein Stil – mein Pril“ lautet eine neue Mitmach-Web-2.0-Kampagne der Firma Henkel. Dabei kann jeder online seine eigene Flasche gestalten. Auf der Homepage kann man sich die hoch­geladenen Designs anschauen und für seine Favoriten stimmen.

Die kreative Freiheit liegt aber in sanften Ketten. Und ob die beliebteste Flasche gewinnt, ist fraglich. Denn das Design Marke Eigenbau soll das Pril-Image bloß nicht verfremden. Deshalb gibt es eine Jury, die anhand eigener Kriterien aus den zehn Publikumsfavoriten zwei Gewinner ermitteln wird. „Diese Ab­sicherung ist für uns notwendig, weil die Produkte in einer sehr hohen Auf­lage produziert und im Einzelhandel vertrieben werden sollen“, heißt es auf der Webseite. Im Moment liegt beim Voting Peter Breuer vorn, der den Spruch „Schmeckt lecker nach Hähnchen“ auf die Flasche schrieb. Er vertrage keinen Alkohol und habe ein Bier getrunken, dann habe er das „da reingekritzelt“.

Bis zum 18. Mai könnten noch andere vorbeiziehen. Wenn Breuers Flasche das Voting gewinnen sollte und doch nicht genommen würde, müsste Pril wohl mit einem Shitstorm im Netz rechnen. Mit der Aktion wolle man erreichen, dass Spülmittelflaschen sich dem neuen „trendy“ Küchendesign anpassten, sagt Pril. Hm. Aber wenn schon, denn schon. Wer ganz hip Web 2.o sein will, muss halt auch mit den Albernheiten des Netzes leben.

Der digitale Freitag

Mit Lust am guten Argument

Geschrieben von

Maxi Leinkauf

Redakteurin „Kultur“

Maxi Leinkauf studierte Politikwissenschaften in Berlin und Paris. Sie absolvierte ein Volontariat beim Tagesspiegel. Anschließend schrieb sie als freie Autorin u.a. für Süddeutsche Zeitung, Tagesspiegel und Das Magazin. 2010 kam sie als Redakteurin zum Freitag und war dort im Gesellschaftsressort Alltag tätig. Sie hat dort regelmäßig Persönlichkeiten aus Kultur und Zeitgeschichte interviewt und porträtiert. Seit 2020 ist sie Redakteurin in der Kultur. Sie beschäftigt sich mit ostdeutschen Biografien sowie mit italienischer Kultur und Gesellschaft.

Maxi Leinkauf

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