Stella Leder: „Wir lernten die Deutschen als Opfer kennen“

Interview Zum Jahrestag des Mauerfalls richtet sich der Blick stets auf Ost- und Westdeutschland. Die Autorin Stella Leder kennt beide Perspektiven. Sie erzählt von verfehlter Erinnerungskultur, Nazis in Ost und West – und von ihrer Stasi-Großmutter
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 42/2021
Kann man in diesem Land sicher leben? Anschlagsziel Asylbewerberheim in Rostock 1992
Kann man in diesem Land sicher leben? Anschlagsziel Asylbewerberheim in Rostock 1992

Foto: dpa

Sie stammt aus einer weitverzweigten jüdischen Familie. Stella Leder ist die Enkelin des Schriftstellers Stephan Hermlin, eines Kommunisten, der 1936 nach Palästina emigrierte, unter anderem in Frankreich lebte und 1947 nach Ostberlin ging, wo er auch kritische Lyriker unterstützte. Ihre Mutter verließ später die DDR. Stella Leder, 1982 geboren, erzählt im Buch Meine Mutter, der Mann im Garten und die Rechten (Ullstein 2021) von ihrer Familie, in der es auch eine Stasi-Geschichte gibt, von der Schulzeit in Hessen und Nazis, die sie jagten.

der Freitag: Frau Leder, wie war Ihr Opa so?

Stella Leder: Ein feiner, zurückhaltender, stiller Mensch, der klare politische Positionen verfolgt hat. Bildung und Literatur waren ihm wichtig. Als ich zwölf Jahre alt