Auf Linie gebracht

Cola-Steuer In Frankreich werden Softdrinks teurer. Ab dem 1. Januar tritt eine Cola-Steuer in Kraft, mit der gegen Fettleibigkeit vorgegangen werden soll: Der Staat braucht Geld

Gourmets? Bon vivants?

Wie wild rennen die Franzosen in Paris, Marseille oder Bordeaux zu McDonald' s, oder der französischen Fast-Food-Kette Quicks. Und da trinken sie nicht den die Gesundheit fördernden Vin rouge, sondern süße, mit Zuckerzusätzen unterwanderte, dick machende Cola.

Weil wir gar nicht mehr selbst kontrollieren können, was und wie exzessiv wir rauchen, essen, oder trinken, sagt nun der Etat: C'est moi, der euch schützt, ihr lieben Citoyens. Damit diese weniger Schaden nehmen, hat die französische Regierung eine so genannte "Soda tax" beschlossen, eine Steuer auf Softdrinks wie Fanta, Cola oder Pepsi, aber auch Milchshakes und Orangina made in France. Der Preis einer 1,5-Liter-Flasche soll um durchschnittlich 11 Cent steigen.

Man wolle damit gegen "Fettleibigkeit" vorgehen, so die offizielle Version. Sind aus den Size Zero - Franzosen lauter Moppel-Ichs geworden? Nur noch Depardieus statt Coco Chanels?

Nicht selbstgefällig

"Wir Franzosen mögen die am wenigsten Übergewichtigen in Europa sein ... aber wir sind nicht selbstgefällig. Und Fettleibigkeit wächst in Frankreich so schnell wie in anderen EU-Ländern. Wir müssen Aktionen starten, bevor es ein ernstes Problem wird", heißt es aus dem französischen Gesundheitsministerium.


Der eigentliche Grund der am vergangenen Mittwoch in der Nationalversammlung beschlossenen Steuer aber ist: Sparen. Der Staatskasse sollen damit nun jährlich 280 Millionen Euro beschert werden.Die Opposition klagte gegen das aus ihrer Sicht scheinheilige Vorhaben, bei dem es weniger um das Wohl des Menschen gehe als um Sarkozys Haushalt. Die Euro-Krise. Die Schulden.

Solch eine "Fat tax" ist nicht neu in Europa, es gibt sie bereits in Dänemark, auch Ungarn hat im Juli 2011 eine Fast-Food-Steuer eingeführt.

Fragt sich nur, ob man sein Volk mit einer Steuer erziehen kann, oder ob nicht eher konkrete Maßnahmen an Schulen und allgemeine Aufklärung dabei helfen, den Bürger auf Linie zu bringen.

Coca-Cola hält die Steuer naturgemäß für "unfair" und drohte kurz mal mit Investitionsstopp in der Grande Nation. Ist schon wieder vergessen. Doch die Händler sind verärgert. Die höhere Steuer zwinge sie, ab Januar die Preise der Softdrinks um 20 Cent zu erhöhen.

In den USA, der Heimat von Coca-Cola, gab es Proteste, als 2010 in New York eine solche Steuer eingeführt wurde. Auf "Stop-Soda-Tax" wurde ein Video gestellt, in dem ein Händler sich beschwert:

Obelix- Bäuche hin oder her: It's the economy, stupid. Die französische Finanz kann nur gesunden, wenn der Bürger weiter Cola in sich hinein schüttet. Mittags auf Pastis umsteigen ist zumindest keine Alternative: Nun sollen auch hochprozentiger Alkohol und Zigaretten härter besteuert werden.

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Geschrieben von

Maxi Leinkauf

Redakteurin „Kultur“

Maxi Leinkauf studierte Politikwissenschaften in Berlin und Paris. Sie absolvierte ein Volontariat beim Tagesspiegel. Anschließend schrieb sie als freie Autorin u.a. für Süddeutsche Zeitung, Tagesspiegel und Das Magazin. 2010 kam sie als Redakteurin zum Freitag und war dort im Gesellschaftsressort Alltag tätig. Sie hat dort regelmäßig Persönlichkeiten aus Kultur und Zeitgeschichte interviewt und porträtiert. Seit 2020 ist sie Redakteurin in der Kultur. Sie beschäftigt sich mit ostdeutschen Biografien sowie mit italienischer Kultur und Gesellschaft.

Maxi Leinkauf

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden