Bombig

Street Art Miss.Tic stellt mit ihrer Street Art das französische Frauenbild infrage: Feministinnen feinden sie dafür an. Eine Begegnung in ihrem Pariser Atelier
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Sie erinnert sich noch genau, wie sie sich verwandelte. Wie sie zu Miss.Tic wurde: Sie arbeitete an der Garderobe eines Jazzclubs und wartete, bis die Leute ihre Jacken abholten. Aus Langeweile nahm sie ein Küchenmesser, das herumlag. Sie ritzte eine Schablone aus Pappe. Im Morgengrauen „bombte“ sie das Motiv an eine Wand im Pariser Viertel Les Halles. Das war 1985, ihr erstes Bild, ein Selbstporträt. „Ich ziehe die Rüstung Kunst über, um mit Herz-Wörtern die Spötter zu bombardieren“, sprühte sie daneben. Signiert: Miss.Tic.

„Espresso?“ Die 55-Jährige klingt heiser. Sie hat Ränder unter den Augen, ihr Blick ist mädchenhaft. Doch das Make-up kann die Furchen um Kinn und Mund nicht verstecken. Sie trägt